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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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da sollte er sich aber damit beeilen, es zur Vergangenheit werden zu lassen, dachte Pia. Einige wenige Gäste saßen an den Tischen, am Tresen herrschte gähnende Leere. Sie versuchte, einen Blick in den hinteren Teil des Restaurants zu werfen, aber eine große hölzerne Theke versperrte ihr die Sicht. Sie warf einen Blick auf die laminierte Speisekarte, die in einem lieblosen Stapel auf dem Tresen lag. Fettuccine Alfredo? Saltimbocca mit Tomatensoße? Pia runzelte die Stirn. Sie war von Adrian ganz anderes Essen gewöhnt. Wahrscheinlich hatte es mit der Lust am Kochen zu tun, wie er ihr erklärt hatte. Aber er brauchte das Geld, hatte er achselzuckend hinzugefügt. Und mit einem Grinsen: »Wenn wir nicht mehr vögeln wie die Karnickel, suche ich mir einen neuen Job, versprochen.«
    »Hallo?«, rief Pia ohne große Hoffnung auf eine Antwort. Sie ging in die Richtung, in der sie die Küche vermutete. Der geflieste Gang war sauber, zumindest das. Plötzlich bog ein schwerer Mann um die Ecke, der ein Tablett mit Tellern auf der Schulter trug. Er schaute sie giftig an: »Was wollen Sie, ist gleich Mittag vorbei.« Sein Akzent war unverkennbar italienisch. Ob es sich um Ninas Mann handelte?
    »Ich suche Adrian«, gab Pia verdutzt zurück. Missmutig deutete der Mann hinter sich und setzte seinen Weg fort, um die verbliebenen Mittagsgäste zu versorgen. Pia bog um eine Ecke und stand auf einmal in der Küche. Hektisch hielt sie sowohl nach einem Fernseher als auch nach Adrian Ausschau. Von beidem keine Spur. Ein junger Kerl von vielleicht siebzehn Jahren spülte die Teller an einem viel zu kleinen Becken. Als er sie sah, lächelte er.
    »Wo finde ich Adrian?«, fragte Pia den Jungen. Er hatte offenbar nur den Namen verstanden, aber machte eine Geste wie mit einer Zigarette und deutete auf einen zweiten Ausgang am Ende der Küche. Pia dankte ihm und lief durch einen zweiten gefliesten Gang, in dem die Glühbirne kaputt gegangen war. Zum Glück hatte die Tür nach hinten raus ein Fenster, sodass das Tageslicht ihr den Weg wies. Sie brauchte alle Kraft, um die verklemmte Tür aufzustemmen, und stand plötzlich vor ihm. Adrian stand rauchend auf der kleinen Feuertreppe und blickte sie erschrocken an.
    »Was …«, stammelte er, »… was machst du denn hier?«
    »Ich weiß, du hast mich gebeten, nicht herzukommen, aber es handelt sich gewissermaßen um einen Notfall«, erklärte Pia.
    »Was ist passiert, Pia?«, fragte er. Offensichtlich las er in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch, denn sein Blick wurde skeptisch, beinahe ängstlich.
    »Stein möchte, dass wir bei ihm vorbeischauen.«
    »Aber er hätte mich doch nur anzurufen brauchen«, meinte Adrian mit zunehmender Besorgnis.
    »Er hat lieber mich geschickt, Adrian. Es ist wichtig. Lass uns gehen.«
    »Was ist los, Pia? Was ist so wichtig?« Schiere Panik.
    »Vertrau mir, und komm einfach mit, deine Schicht ist doch sowieso zu Ende, oder nicht?«
    Adrian nickte und trat die Zigarette aus. Keine fünf Minuten später standen sie vor Ninas Trattoria und warteten auf ein Taxi, das sie anhalten konnten. Jetzt, kurz nach der Mittagszeit, war es nicht einfach, einen freien Wagen zu ergattern, zu viele Geschäftsleute waren auf dem Rückweg vom Lunch. Pia spürte, wie es in Adrian rumorte. Sie musste es ihm sagen. Und wenn sie als Überbringerin der schlechten Botschaft dafür geköpft würde, dann war das eben ihr Schicksal, aber sie kam sich vor wie ein Verräter, wenn sie ihn nicht vorwarnte. Kurzerhand zog sie ihn zur Seite und legte ihm die Arme an die Hüften.
    »Sagt dir die Internetplattform Truthleaks etwas?«
    »Du meinst diese Enthüllungsjournalisten?«
    »Der Einfachheit halber: ja. Sie haben heute Morgen eine Reihe von Videos veröffentlicht.«
    Adrian stand vor ihr, ihre Hände lagen immer noch an seinen Hüften, als sich seine Miene versteinerte. Er blickte an ihr vorbei. Sie begriff, dass er verstanden hatte.
    »Was für Videos, Pia? Was sind das für Videos?« Ihr war klar, dass er es schon wusste, aber er brauchte Gewissheit. Sie flüsterte es ihm ins Ohr. Er nahm sie in die Arme, und sie spürte, wie eine Träne seine Wange hinunterlief und auf ihre Schulter tropfte. Sie hielt ihn fest inmitten der Passanten und Touristen, die sie keines Blickes würdigten, sondern an ihnen vorüberhetzten. Sie würde ihn nicht mehr loslassen. Pia hatte sich in Adrian verliebt, das wurde ihr in dieser Sekunde klar. Mitten auf der Straße vor dem schäbigen Restaurant, in

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