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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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die kultivierten, elegant gekleideten Kannibalen zum Fraß vorgesetzt
wurde. Als die Musik endlich zum Ende kam, fragte Stephen: »Wissen Sie
zufällig, ob auch ihr nächster Tanz vergeben ist?«
    »All ihre Tänze sind vergeben.«
    Stephen sah, wie Sherrys Partner sie
höflich zu Charity Thornton zurückbegleitete, und beobachtete, wie die anderen
Männer die Tanzfläche überquerten, um ihre Partnerinnen zu dem Walzer
aufzufordern, der gerade einsetzte. DuVille stieß sich von der Säule ab, an der
sie gemeinsam gelehnt hatten. »Ich glaube, dieser Tanz gehört mir«, sagte er.
    »Leider nicht«, verwies ihn Stephen
freundlich. »Und wenn Sie versuchen, darauf zu bestehen«, fügte er in einem
Tonfall hinzu, der DuVille auf der Stelle stoppte, »werde ich ihr erzählen
müssen, daß meine Schwägerin Sie dazu ausersehen hat, den galanten Verehrer zu
spielen.« Ohne sich noch einmal umzublicken, löste sich Stephen von der Säule und
trat auf seine unwillige Partnerin zu.
    »Der nächste Tanz gehört Nicki«,
informierte Sherry ihn von oben herab, wobei sie absichtlich die vertraute Form
der Anrede wählte, um dem Earl zu zeigen, wie sehr sie sich schon mit »Nicki«
angefreundet hatte.
    »Er hat mir dieses Privileg
überlassen.«
    Etwas in seinem ruhigen Tonfall
veranlaßte Sherry, ihre frühere Entscheidung zu verwerfen. Es war
wahrscheinlich klüger, den Tanz mit Anstand hinter sich zu bringen, statt ihn
aufzuschieben, abzulehnen oder dem Earl irgendeine Szene zu machen. »Oh, sehr
gut.«
    »Genießen Sie den Abend?« fragte
Stephen, als die Musik einsetzte. Sie bewegte sich hölzern in seinen Armen und
nicht mehr mit der Anmut, die er beim letzten Tanz an ihr beobachtet hatte.
    »Ich habe den Abend genossen,
vielen Dank.«
    Stephen sah auf ihre glänzende
Haarpracht hinunter und erhaschte einen Blick auf ihr vorwurfsvolles Profil.
Der Brief in seiner Tasche hatte einen weiten Weg hinter sich und vertrieb nun
seinen Ärger über ihr Verhalten. »Sherry«, sagte er mit ruhiger
Entschlossenheit.
    Sherry hörte, daß seine Stimme
seltsam weich klang, und traute sich nicht, aufzublicken. »Ja?«
    »Ich möchte mich entschuldigen, wenn
ich je etwas gesagt oder getan habe, was Sie verletzt hat.«
    Damit bezeugte er seine Einsicht,
sie verletzt zu haben, und gleichzeitig seinen Glauben, er könne es weiter tun.
Das war mehr, als ihr gequälter Stolz ertragen konnte. Ihr Temperament flammte
auf und ging mit ihr durch. »Sie brauchen keinen Gedanken daran zu
verschwenden«, erklärte sie, wobei es ihr gelang, so zu klingen, als langweile
sie das Thema und als verachte sie ihn. »Ich glaube sicher, daß ich am Ende der
Woche einige passende Heiratsanträge haben werde, und ich bin äußerst
glücklich, daß Sie mir die Gelegenheit gaben, anderen Gentlemen vorgestellt zu
werden. Bis heute abend«, fuhr sie fort, und ihre Stimme begann vor wütender
Feindseligkeit, die sie in diesem Augenblick wirklich empfand, zu beben, »nahm
ich selbstverständlich an, alle Engländer seien tyrannisch, launenhaft, eitel
und unfreundlich, aber jetzt weiß ich, daß sie nicht so sind. Sie sind
so.«
    »Unglücklicherweise«, stellte
Stephen fest, den die offensichtliche Tiefe ihre Ärgers wegen seiner
Verspätung verblüffte, »sind Sie zufällig schon mit mir verlobt.«
    Sherry wurde von einer Woge
triumphierender Verachtung hinweggetragen, und diese Bemerkung besänftigte sie
nicht im geringsten. »Die Gentlemen, die ich heute abend kennengelernt habe,
sind nicht nur die Liebenswürdigkeit selbst, sondern zudem auch noch
begehrenswerter als Sie!«
    »Tatsächlich?« antwortete er mit
einem trägen Grinsen. »In welcher Hinsicht?«
    »Zumindest sind sie jünger«, schoß
Sherry zurück. Am liebsten hätte sie dieses arrogante, unerträgliche Lächeln
aus seinem Gesicht geschlagen. »Sie sind viel zu alt für mich. Das habe ich
heute abend gemerkt.«
    »Ach, wirklich?« Sein Blick senkte
sich bedeutsam auf ihre Lippen. »Soll ich Sie vielleicht daran erinnern, daß es
Zeiten gab, in denen Sie mich äußerst begehrenswert fanden?«
    Sherry riß sich widerwillig von
seinem Blick los. »Hören Sie auf, mich so anzusehen! Es ist unschicklich, und
die Leute reden schon! Sie starren uns alle an!« zischte sie und versuchte sich
ihm zu entwinden, aber er legte seinen Arm nur noch fester um sie und hielt sie
mit aufreizender Leichtigkeit.
    In einem eher für die Erörterung der
letzten Gerüchte geeigneten Plauderton sagte er: »Können Sie sich

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