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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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vorstellen,
was passieren wird, wenn ich meiner Neigung folge und Sie entweder über die
Schulter werfe und sie hinaus trage oder Sie mitten in diesem Tanz einfach auf
den Mund küsse? Sie würden auf der Stelle für jeden anständigen Mann hier im
Saal unantastbar. Mir dagegen könnte es gar nichts ausmachen, da ich doch ein
so 'tyrannischer, eitler, unfreundlicher Mann' bin ...«
    »Das würden Sie nicht wagen«,
brauste sie auf.
    Ihre Augen blitzten ihn an, als sie
ihm erklärte, er bluffe nur, während alle Paare um sie herum aus dem Takt
kamen, weil sie so begierig dem Streit lauschten, der anscheinend zwischen dem
geheimnisvollen amerikanischen Mädchen und dem Earl of Langford stattfand.
Stephen blickte in ihr gerötetes, bezauberndes, rebellisches Gesicht, und ein
zögerndes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Du hast recht, Liebes«, sagte
er weich, »ich würde es nicht wagen.«
    »Wie können Sie es wagen, mich mit
einem Kosenamen anzureden, nach allem, was Sie mir angetan haben!«
    Für einen Augenblick vergaß sie, daß
sie bei diesem Flirt, der in Stephens Gesellschaftsschicht an der Tagesordnung
war, den kürzeren ziehen würde. Stephen senkte seinen Blick vielsagend auf ihre
runden Brüste, die sich verführerisch unter dem eckigen Ausschnitt ihres
Mieders abzeichneten, und warnte sie mit einem trägen, anzüglichen Lächeln:
»Sie haben keine Ahnung, was ich mir Ihnen gegenüber alles gern herausnehmen
würde. Habe ich Ihnen übrigens schon Komplimente wegen Ihres Kleides gemacht?«
    »Sie können mit Ihren Komplimenten
und am besten auch mit sich selbst direkt zur Hölle fahren«, flüsterte sie
außer sich vor Wut, wand sich aus seinen Armen und ließ ihn mitten auf der
Tanzfläche stehen.
    »O mein Gott!« flüsterte Makepeace
zu seiner Partnerin. »Haben Sie das gesehen? Miss Lancaster hat gerade Langford
auf der Tanzfläche stehengelassen.«
    »Sie muß wahnsinnig sein«, erwiderte
seine Partnerin betroffen.
    »Da bin ich nicht Ihrer Meinung«,
erklärte der junge Baronet stolz. »Miss Lancaster hat mich überhaupt nicht
schlecht behandelt. Sie ist äußerst höflich und freundlich.« Als der Tanz
vorüber war, stürmte er zu seinen Freunden, um sicherzugehen, daß auch sie
bemerkt hatten, daß die erstaunliche rothaarige Amerikanerin seine
Aufmerksamkeiten denen des hochnäsigen Earl of Langford vorzog.
    Diese verblüffende Tatsache war
schon den meisten Herren im Ballsaal aufgefallen. Viele von ihnen hatte es
sehr gewurmt, daß Langford in ihrer Arena aufgetaucht war, und es tröstete
sie, daß zumindest eine Frau im Saal soviel Geschmack und Voraussicht besaß,
daß sie Makepeace Westmoreland vorzog.
    Innerhalb weniger Minuten gewann
Makepeace bei seinen Geschlechtsgenossen beträchtlich an Ansehen. Das reizende
amerikanische Mädchen, das ihn – und damit eigentlich sie alle! – ganz
offensichtlich dem weithin beliebten Earl of Langford vorzog, wurde
augenblicklich zu ihrer Heldin.
    Wütend über ihren unangemessenen
Temperamentsausbruch stand Stephen an der Seite und beobachtete, wie eine
ganze Mauer von Junggesellen direkt auf seine Verlobte zuströmte. Sie drängten
sich um sie, baten sie um Tänze und schmeichelten ihr so übertrieben, daß sie
einen hilfesuchenden Blick in seine Richtung warf. Allerdings nicht zu ihm,
wie Stephen, der immer ärgerlicher wurde, feststellte, sondern zu DuVille.
    Nicki stellte sein Glas mit Limonade
ab und ging auf sie zu, aber die Männer drängten sich so dicht um sie, daß sie
langsam zurückwich. Dann drehte sie sich um und flüchtete in Richtung des
Ruheraums. Da ihm nichts anderes übrigblieb, lehnte sich Nicki wieder gegen
die gleiche Säule, an der er schon vorher mit Stephen zusammen gestanden hatte,
und verschränkte die Arme, wie es Stephen auch gerade getan hatte. Ohne zu
merken, daß sie beinahe wie Zwillinge aussahen, standen sie dort Seite an
Seite, zwei dunkelhaarige, gutaussehende, weltgewandte Männer in makellos
geschneiderten schwarzen Abendanzügen, beide mit dem gleichen Ausdruck
gelangweilter Höflichkeit im Gesicht. »Dadurch, daß sie Sie verschmäht hat, ist
sie gerade für jeden Mann hier in diesem Ballsaal zur Heldin geworden«, stellte
Nicki fest.
    Stephen, der zum gleichen Schluß
gekommen war, fühlte sich ein wenig getröstet, weil DuVille fast genauso
frustriert klang, wie er selbst sich fühlte. »Morgen«, fuhr DuVille fort, »wird
meine Verlobte unweigerlich von jedem affektierten Stutzer und jedem jungen
Mann von

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