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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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vom Boden auf, und die Bediensteten und die Gäste brachen in
wilde Jubelrufe aus.
    In Sekundenschnelle verwandelte sich
Stephen Angst in Wut – Wut darüber, daß sie ihn mit ihrem dummen Kunststück in
Angst und Schrecken versetzt hatte, und Wut darüber, daß sie überhaupt ein
Gefühl in ihm ausgelöst hatte. Und während er noch um Fassung rang, galoppierte
sie mit ihrem Pferd direkt auf ihn zu. Monica und Georgette sprangen mit einem
entsetzten Aufschrei zurück, aber Stephen verschränkte die Arme und blieb
ungerührt stehen, da er genau wußte, daß sie das Pferd unter Kontrolle hatte.
Erst als sie genau vor ihm stand, parierte sie Commander durch, schwang ihr
Bein über den Rücken des Pferdes und glitt anmutig zu Boden. Während die
Bediensteten erneut in Jubelschreie ausbrachen und die Gäste applaudierten,
landete Sheridan mit beiden Füßen direkt vor ihm, ein Lächeln auf den weichen
Lippen und mit gerötetem Gesicht. Stephen blickte ihr unbewegt entgegen, sah
jedoch den Ausdruck in ihren silbern schimmernden Augen. Sie flehten ihn an,
ihr entgegenzukommen, sie anzulächeln.
    Statt dessen musterte er sie mit
einem beleidigenden Blick von ihren zerzausten, flammendroten Haaren bis hin zu
den Stiefeln an ihren Füßen. »Hat Ihnen noch nie jemand gesagt, wie man sich
ordentlich anzieht?« fragte er verächtlich.
    Er sah, wie Sheridan zusammenzuckte,
als Georgette auflachte, aber ihr Blick schwankte nicht. Vor aller Augen
lächelte sie ihn an und sagte mit ihrer sanften Stimme: »In früheren Zeiten war
es Sitte, daß der Sieger eines Turniers einem Zuschauer seine Gunst schenkte
als Zeichen seiner – seiner Hochachtung und – und seines tiefsten Respekts.«
    Stephen hatte keine Ahnung, wovon
sie redete, bis sie ihm den leeren Getreidesack hinhielt und leise sagte:
»Meine Gunst, Lord Westmoreland ...«
    Ohne weiter nachzudenken, nahm er
ihn an.
    »So eine unverfrorene, unerhörte
...«, stieß Monica hervor, und Lady Skeffington sah aus, als wolle sie vor
lauter Demütigung jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Miss Bromleigh!« schrie sie ärgerlich.
»Sie vergessen sich! Entschuldigen Sie sich bei diesen guten Leuten, und dann
gehen Sie sofort und fangen an zu pack ...«
    »Kommen Sie mit mir!« unterbrach
Julianna scharf, schob ihre Hand unter Sheridans Arm und zog sie zum Haus. »Sie
müssen mir unbedingt erzählen, wo Sie so gut reiten gelernt haben, und wie Sie.
«
    Victoria löste sich von der Gruppe
und blickte die Skeffingtons an. »Miss Bromleigh und ich sind beide Amerikanerinnen«,
erklärte sie. »Ich sehne mich danach, mich mit jemandem aus meiner Heimat zu
unterhalten. Entschuldigst du mich bis zum Essen?« fügte sie hinzu und sah
ihren Ehemann an.
    Jason Fielding – der früher
häßlichen Klatsch hatte ertragen müssen und von der feinen Gesellschaft wie
ein Aussätziger behandelt worden war – grinste die junge Frau an, der er diese
Anderung verdankte. Mit zärtlichem Lächeln verbeugte er sich leicht und sagte:
»Ich werde untröstlich ohne Ihre Gesellschaft sein, Madam.«
    »Ich möchte auch gern mehr über
Amerika wissen«, verkündete Alexandra Townsende und trat aus der Gruppe hervor.
Auch sie wandte sich an ihren Mann und sagte lächelnd: »Und du, Mylord? Kann
ich mich darauf verlassen, daß auch du untröstlich sein wirst ohne meine
Gesellschaft?«
    Jordan Townsende – der früher seine
Heirat mit einer angeblich törichten jungen Alexandra als »obligatorische Un vernunftsheirat«
angesehen hatte – sah sie mit unverhohlener Wärme an. »Ich bin immer
untröstlich ohne dich, das weißt du sehr wohl.«
    Whitney wartete, bis ihre
Mitverschwörerinnen auf dem Weg zum Haus waren, dann setzte sie ein strahlendes
Lächeln auf und wollte gerade ebenfalls eine Entschuldigung erfinden, um gehen
zu können, als Lady Skeffington ihr zuvorkam.
    »Ich weiß nicht, was in Sheridan
Bromleigh gefahren ist«, sagte sie mit zornrotem Gesicht. »Ich pflege immer zu
Sir John zu sagen, daß es äußerst schwer ist, gute Bedienstete zu finden. Das
sage ich doch immer, nicht wahr?« fragte sie ihn.
    Sir John nickte und bekam einen
Schluckauf. »Ja, mein Täubchen.«
    Befriedigt wandte sie sich an
Whitney. »Ich flehe Sie an, mir zu sagen, wie man das bewerkstelligt, Euer
Gnaden.«
    Whitney löste ihre Gedanken
widerstrebend von Stephen, der mit Monica und Georgette plauderte, als sei
nichts geschehen – der Getreidesack, den Sherry ihm so liebevoll dargeboten
hatte, lag auf dem Boden unter

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