Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
Vom Netzwerk:
Kuß in Empfang zu nehmen, aber Stephen
direkt ansah.
    Whitney sah seine Reaktion, sah, wie
er seine Kinnmuskeln so fest anspannte, daß seine Wangen zuckten. Sie hatte insgeheim
die Hoffnung gehegt, er würde ihr irgendwie glauben, daß die Skeffington zu
ihrem Bekanntenkreis gehörten und daß Sherrys Erscheinen hier ein Zufall war, aber
diese Hoffnung schien vergeblich. Langsam drehte Stephen den Kopf und sah
Whitney direkt in die Augen. Mit eisigem Schweigen beschuldigte er seine
Schwägerin der Komplizenschaft und des Verrats, und dann drehte er sich um und
ging auf das Haus zu.
    Voller Angst, er könne abreisen,
stellte Whitney ihr Weinglas ab, entschuldigte sich bei ihren Gästen und
folgte ihm.
    Seine Beine waren länger als ihre
und er scherte sich nicht um gebührliches Auftreten, deshalb erreichte er das
Haus bereits ein paar Minuten vor ihr. Der Butler teilte ihr bei ihrer Ankunft
mit, er habe verlangt, seine Kutsche solle vorfahren, und sei in sein Zimmer
gegangen.
    Whitney lief die Treppe hinauf. Als
er auf ihr Klopfen nicht reagierte, klopfte sie nochmals. »Stephen? Stephen,
ich weiß, daß du da drin bist.
    Sie drehte den Türknauf, und da die
Tür nicht verschlossen war, trat sie ein. Er kam mit einem frischen Hemd aus
seinem Ankleidezimmer, sah sie, und seine Miene wurde noch bedrohlicher als
vorher. »Stephen, hör mir zu.
    »Verschwinde«, warnte er sie,
knöpfte rasch das Hemd vorne zu und griff nach seiner Jacke.
    »Du willst wegfahren, nicht wahr?«
    »Wegfahren?« höhnte er. »Ich kann
nicht wegfahren! Dafür hast du schon gesorgt. Mein Kompliment, Euer Gnaden«,
betonte er verächtlich, »für Eure Doppelzüngigkeit, Eure Verlogenheit und Eure
Treulosigkeit.«
    »Stephen, bitte«, flehte sie und
trat zögernd ein paar Schritte weiter vor. »Hör mir doch zu. Sherry glaubte, du
wolltest sie aus Mitleid heiraten. Ich dachte, wenn du sie noch einmal sehen
könntest ... «
    Er ging mit drohendem
Gesichtsausdruck auf sie zu. »Du hättest besser deinen Freund DuVille gefragt«,
entgegnete er sarkastisch. »Sie ist zu ihm gegangen, als sie mich verlassen
hat.«
    Whitney wich automatisch zurück und
begann, schneller zu reden: »Versuch doch einmal, es aus ihrem Blickwinkel zu
sehen.«
    »Wenn du klug bist«, unterbrach er
sie mit leiser, eisiger Stimme und musterte sie feindselig, »dann meidest du
mich besser an diesem Wochenende, Whitney. Und wenn dieses Wochenende vorbei
ist, wirst du mit mir nur noch über deinen Ehemann kommunizieren. Und jetzt
geh mir aus dem Weg.«
    »Ich weiß, daß du sie geliebt hast,
und ich habe ...«
    Er packte sie bei den Schultern,
schob sie gewaltsam beiseite und ließ sie allein zurück.
    In verblüfftem Schweigen sah Whitney
zu, wie er rasch durch die Halle auf die Treppe zuging. »Mein Gott«, flüsterte
sie schwach. Sie kannte Stephen Westmoreland nun seit über vier Jahren und
hatte sich nicht einmal im Traum vorstellen können, daß er zu einem so
gewaltigen Haß, wie sie ihn in seinem Gesicht gesehen hatte, fähig war.
    Langsam stieg sie die Treppe
hinunter, um sich wieder zu ihren Gästen zu gesellen. Dieses Fest stand von
Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Als sie zu den anderen stieß, mußte
sie feststellen, daß Stephen mit Monica und Georgette zu einem Ausflug in das
nahegelegene Dorf aufgebrochen war, was bedeutete, daß er wahrscheinlich einige
Stunden lang weg sein würde. Lady Skeffington sah ebenso enttäuscht aus über
seinen Aufbruch wie alle anderen, aber natürlich aus einem anderen Grund. Die
einzigen beiden Gäste, denen das nichts auszumachen schien, waren Sir John, der
schon wieder ein Glas Madeira trank, was ihn – Gott sei Dank – anscheinend eher
ruhiger als gesprächiger machte, und Julianna Skeffington, die sich mit
Sheridan unterhielt und ihr bei den Kindern half. Lächelnd hob sie Noel hoch
und umarmte ihn fest, dann wandte sie sich um und sagte etwas zu Sheridan mit
einem deutlich mitfühlenden Ausdruck im Gesicht.
    Vom Rand des Rasens aus beobachtete
die Herzoginwitwe das blonde Mädchen, und in einem halbherzigen Versuch, ihre
Gedanken von Stephens heftiger Reaktion auf Sheridans Anwesenheit abzulenken,
bemerkte sie zu Whitney: »Julianna Skeffington ahnt, daß hier etwas vorgeht.
Sie hat den mörderischen Blick mitbekommen, den Stephen Sheridan zuwarf, als er
sie sah, und sie stand innerhalb von Sekunden an Sheridans Seite. Ich fand sie
wirklich entzückend, als ich heute mit ihr geredet habe – reizend

Weitere Kostenlose Bücher