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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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bis
sie dahintergekommen war, welchen Schaden ihr dummer Schwager bei dieser Frau
angerichtet hatte, die doch offensichtlich wie für ihn bestimmt war, fragte
Whitney vorsichtig: »Warum sagen Sie, Sie seien mit Stephen nicht verlobt und
möchten es auch nicht sein?«
    »Bitte, hören Sie auf!« antwortete
Sherry mit mehr Gefühl, als sie eigentlich preisgeben wollte. »Ich weiß zwar
nicht, wer ich bin oder wo ich geboren wurde, aber ich weiß ganz genau, daß
sich tief in mir etwas zur Wehr setzt gegen die Lügen und die Verstellungen,
die mir erzählt wurden. Und wenn ich jetzt noch mehr davon hören muß, fange ich
bestimmt an zu schreien. Es ist absolut zwecklos, daß Sie vorgeben, Sie
wollten mich als Schwägerin, also lassen Sie es bitte!«
    »Nun gut«, entgegnete die Herzogin
ohne Groll, »keine Lügen mehr.«
    »Danke.«
    »Sie haben keine Vorstellung davon,
wie sehr ich hoffe, daß Sie meine Schwägerin werden.«
    »Und ich nehme an, Sie werden jetzt
versuchen, mich davon zu überzeugen, daß Lord Westmoreland ebenfalls ganz erpicht
darauf ist, mein Bräutigam zu werden.«
    »Das könnte ich noch nicht einmal
aufrichtig sagen«, gab die Herzogin fröhlich zu, »geschweige denn überzeugend.«
    »Was?«
stammelte Sherry überrascht und verständnislos.
    »Stephen Westmoreland hat äußerst
lebhafte Vorbehalte gegen die Ehe, vor allem mit Ihnen. Und das aus ein paar
sehr guten Gründen.«
    Sherrys Schultern bebten vor
hilflosem Lachen. »Ich glaube, Sie sind alle ziemlich verrückt.«
    »Ich kann es Ihnen nicht zum Vorwurf
machen, daß Sie das annehmen«, seufzte Whitney ungestüm. »Würden Sie sich bitte
setzen? Dann erzähle ich Ihnen – soweit ich es kann – alles, was ich über den
Earl of Langford weiß. Aber zuerst muß ich Sie fragen, was er heute früh zu
Ihnen gesagt hat, so daß Sie auf den Gedanken kamen, er wolle Sie nicht
heiraten.«
    Das Angebot, etwas über einen Mann
zu erfahren, der für sie ein völliges Rätsel darstellte, fand Sherry beinahe
unwiderstehlich, sie wußte jedoch nicht sicher, warum ihr dieses Angebot
gemacht worden war, und ob sie es überhaupt annehmen konnte. »Warum wollen Sie
in all das hineingezogen werden?«
    »Ich will hineingezogen werden, weil
ich Sie sehr gerne mag. Und weil ich mir wünsche, daß Sie mich auch mögen. Aber
hauptsächlich deshalb, weil ich aufrichtig glaube, daß Sie die Richtige für
Stephen sind, und weil ich schreckliche Angst habe, daß Sie das beide unter
Umständen erst dann herausfinden, wenn sich der angerichtete Schaden nicht mehr
gutmachen läßt. Sagen Sie mir also bitte, was geschehen ist, und dann erzähle
ich Ihnen alles, was ich kann.« Zum zweiten Mal vermied Whitney sorgfältig, ihr
zu sagen, sie würde ihr alles erzählen. Die Wendung, die sie gebraucht hatte,
war irreführend, aber zumindest keine weitere Lüge.
    Sherry zögerte und forschte in
Whitneys Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen von Bosheit, sie sah jedoch nur
Ernsthaftigkeit und Besorgnis. »Vermutlich kann es nicht schaden – außer
vielleicht meinem Stolz«, sagte sie mit einem schwachen Versuch zu lächeln. Mit
relativ unbeteiligter Stimme gelang es ihr, wiederzugeben, was an diesem Morgen
im Arbeitszimmer des Earls passiert war.
    Whitney bewunderte die einfache und
kluge Methode, die Stephen angewandt hatte, um Sherrys Kooperation zu erreichen,
es beeindruckte sie jedoch gleichermaßen, daß ein naives Mädchen, das in einem
fremden Land, umgeben von Fremden und ohne jede Erinnerung an seine
Vergangenheit lebte, diese geschickt geschmiedete List durchschaut hatte. Zudem
war Sherry offensichtlich klug und stolz genug gewesen, nichts dagegen
einzuwenden. Das, dachte Whitney, insgeheim lächelnd, war wohl hinter Stephens
finsterer Miene gestanden, als sie ihn bei ihrer Ankunft begrüßt hatte. »Ist
das alles?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Sherry
ärgerlich und sah verlegen zur Seite.
    »Was ist sonst noch passiert?«
    »Nachdem er mir diesen ganzen Sermon
von wegen, er wolle, daß ich die Wahl hätte, vorgesetzt hatte, fühlte ich mich
sehr ärgerlich und verwirrt, ich – ich reagierte sehr emotional.«
    »Wenn ich an Ihrer Stelle gewesen
wäre, hätte ich mir wahrscheinlich einen schweren Gegenstand herbeigesehnt, um
ihn nach ihm zu werfen.«
    »Unglücklicherweise«, erklärte
Sherry mit einem zittrigen Lachen, »habe ich nichts Passendes gefunden, und
außerdem fühlte ich so ein – so ein dummes Bedürfnis zu weinen, also ging ich
zum Fenster und versuchte,

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