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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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so gern hatte. Aber die Laterne ging mir immer noch nicht auf. Nun, er dachte, ich wollte nichts von ihm wissen, und hat es nie wieder versucht. Wie gern er mich gehabt haben muß, das ist mir erst beim vielen Nachdenken über Marienhausen aufgegangen, da verstand ich endlich. Nur schade, reichlich spät, ich Idiot.
     
    28.   Wann und in welcher Beziehung hast Du zum erstenmal von Prostituierten gehört? Wie war Deine Reaktion?
     
    Wann das war, kann ich gar nicht sagen. Ich weiß es nicht mehr, aber daß ich mich furchtbar geekelt habe, das weiß ich noch. Auch «wie» das war, in welcher Beziehung, weiß ich nicht mehr.
     
    29.   Hast Du während Bordellbesuchen Verkehr zwischen anderen angesehen?
     
    Nein.
     
    30.   Wann hast Du zum erstenmal Pornographie gesehen?
     
    Das war, als ich das einzigste Mal versucht habe, mit einer Prostituierten zu «verkehren». Bilder waren das. Sie haben mich, da waren junge, ganz junge Männer auch drauf, ich hab mir vorgestellt, daß sie noch jünger wären, etwa im «Stricher»-Alter, nicht besonders, na aber immerhin so weit erregt, daß die Dame bei mir onanieren konnte. Mit ihr selbst war ja überhaupt nichts zu machen, aber das mag nicht ihre Schuld gewesen sein, ich empfand nun mal nichts für sie. An die Bilder kann ich mich heute nur sehr schwach erinnern.
     
    31.   Wenn Du zurückdenkst, wie würdest Du die Stärke Deines Geschlechtstriebes mit dem von anderen Altersgenossen vergleichen? War viel nervliche Spannung damit verbunden?
     
    Wenn ich zurückdenke, dann würde ich meinen Geschlechtstrieb als viel zu stark bezeichnen, etwa seit ich von Marienhausen, vielleicht sogar von dem Tage an, wo ich dort wegging. Und, ich sagte ja schon, es war ungeheure, gerade
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unmenschliche Anspannung damit verbunden.
     
    32.   Wie haben sich Deine Meinungen über sexuelle Fragen im Laufe der Jahre geändert?
     
    Nun, damals in Marienhausen war ich nahezu überzeugt, daß das alles schlecht und Sauerei und Sünde und so wäre. Heute glaube ich, daß es ein Fehler, ein großer, war, daß ich in dem Alter niemals so etwas getan habe, was andere Jungen in dem Alter ja auch tun. Ich hatte, als ich im Gerichtssaal hörte, daß der Detlefin Marienhausen mit einem anderen Jungen onaniert hat, da habe ich einen ganz großen innerlichen Wutanfall gehabt, warum haben wir beide damals nicht so etwas mal tun können. Ach, ich habe mich furchtbar geärgert, weil ich damals so gerne mit ihm so was mal gemacht hätte.
    Na ja, und über die Sexualität der «Normalen», da hatte ich ja nichts mit zu tun, so besonders viel Gedanken habe ich mir nicht darum gemacht.
     
    F.   Homosexualität
     
    33.   Wann hast Du zum erstenmal von der Existenz der Homosexualität gehört?
     
    Das war auch in Marienhausen, wann, kann ich auch da nicht mehr sagen. Es muß wohl bei einer der üblichen täglichen Warnungstiraden gewesen sein, wo uns das von einem Lehrer (ich weiß nicht mehr, ob es PaPü oder Pater Henninger war) gesagt worden ist, daß es Männer gebe, die sich nur mit Männern einlassen würden und was für eine Schlechtigkeit das sei. Man könne sie schon erkennen, weil sie immer feuchte Hände hätten und dunkle Ringe um die Augen, und Todsünde sei es auch, und vom Herrgott würden die verdammt, das hätte schon der Paulus immer gesagt und so.
    Damals muß ich etwa 13   Jahre gewesen sein. Natürlich hat mich das beeindruckt, ich habe mich ziemlich erschreckt und habe gedacht, weil ich wußte, daß viele von uns so was schon mal machten (einige prahlten sogar damit), daß dann doch jetzt schon bereits viele unter bzw. von uns, ich eingeschlossen, weil ich ja auch solche Wünsche hatte, Verbrecher sein müßten.
     
    34.   Bitte Dein erstes homosexuelles Erlebnis beschreiben.
     
    Das muß wohl mit dem Axel O. gewesen sein, etwa meiner Erinnerungnach in den Wochen, wo ich gerade von Marienhausen rausgeflogen und ich in Langenberg war.
    Er war damals, glaube ich, noch 10   Jahre alt, sie waren wohl gerade bei uns eingezogen. Weil ich meistens auf meinem Zimmer war, und ich auch Sachen hatte, die er nicht hatte, kam der Kleine wohl jeden Tag oft und lange in mein Zimmer. Ich hatte da einen Plattenspieler, einen Filmapparat usw., da spielten wir immer mit. Aber außerdem mochte er mich doch sehr gut leiden, und er gefiel mir auch. Ich muß dann damals wohl etwa Anfang 14 gewesen sein (ich bitte um Nachsicht, wenn bei Hunderten von Zeit und Altersangaben mal eine falsch

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