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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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eben ausziehen und schlagen, dann eben schon gleich zu schneiden anfangen, Stück für Stück dann eben zu zerfleischen. Als ich im Wald Jungen auflauerte, war der Gedanke zum Quälen schon da, zum Zerschneiden wohl noch nicht.
    Die Jungen sollten keine Sonnensprossen und keine rote Haare haben, und sie sollten nicht zu dick sein. Wenn er eine richtige Bohnenstange war, dann sagte er mir auch nichts mehr. Alle Anderen an sich waren auf meiner Linie. Wenn ich so einen Jungen sah, habe ich immer sofort so reagiert, daß mir warm wurde, daß ich Schweißausbruch und weiche Knie hatte. Das Herz schlug ganz schnell, und ich mußte manchmal ein bißchen Luft schnappen, weil mir vor lauter Erregung die Luft wegblieb.
    Bis 1962 ging das nur um das Ausziehen und das Befühlen und so. Später, als das Töten dazu kam, da war ziemlich sofort auch das Zerschneiden dabei. Zuerst habe ich immer an Rasierklingen gedacht, aber nach der ersten Tat habe ich dann auch langsam an Messer, an unsere Messer gedacht. Sie wissen, wie diese Dinger aussehen. Zuerst habe ich nur ganz allgemein an Bauchaufschlitzenund das Innere alles rausholen gedacht und dann eben Schluß, fertig. Später habe ich das ein wenig ausgebaut bzw. umgekrempelt, alles erst stechen, die Augen aus usw. Das hat sich noch ein wenig gesteigert zum Vorstellbaren hin oder noch zum Unvorstellbaren.
    Zuerst war in meiner Phantasie kein persönlicher Kontakt dabei, aber hinterher, so mit achtzehn oder neunzehn Jahren, da war auch in der Phantasie, daß ich mich auch ausziehen und ihn an mich drücken würde. Er würde sich auf die Erde legen und ich mich auf ihn. Er würde sich über mich hinknien und ich würde das da unten eben als Ganzes in den Mund nehmen, aber als Ganzes, das Glied und den Sack und alles.
    Und dann kam das Schlagen dazu. Er mußte sich hinstellen, und dann würde ich anlaufen und von hinten da reintreten. Diese Sachen kamen nach der ersten Tat nach und nach dazu, aber im Grunde ist es immer das Gleiche geblieben, in der Reihenfolge: Ausziehen, Schlagen, in den Hoden schlagen, und dann das Anfangen mit dem Schneiden. In der Phantasie hatte ich an die Finger usw. gedacht, und dann erst am Schluß den Körper aufschlitzen.
    In der heutigen Phantasie, mit zwei Jungen, da habe ich selber ein wenig Angst vor mir selber bekommen, davor habe ich selber ein wenig zurückgescheut. Ich hätte mir z.   B. gedacht, der eine Junge mußte den Anderen erst langsam umbringen, dann kann ich den Restlichen übernehmen. Das ist was ganz, ganz Scheußliches. Sie haben Angst und schreien. Das ist sehr wichtig. Ohne das hätte mir das alles überhaupt nicht im geringsten etwas gesagt. Sie müssen betteln, wimmern, um Gnade bitten. In der Phantasie ist es mir nicht möglich, ihnen Gnade zu gewähren. In der Praxis kann ich nicht sagen, denn auch der schlimmste Sadist hat eben auch eine andere Seite. Selbst wenn der Trieb stärker ist, gerät er doch manchmal in die Nähe des Umkippens, und da ist eben die Frage, vielleicht keine dumme: Hättest du es denn nun wirklich gekonnt oder nicht?
    Ein- oder zweimal war ich nahe dran, umzukippen. Einmal binich schon regelrecht zusammengeklappt. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich das beurteilen kann, ob mir das im Ernst überhaupt bis zur letzten Konsequenz möglich gewesen wäre, immer vorausgesetzt, daß dann automatisch die Angst vor Entdeckung einsetzt. Ich glaube nicht, daß das richtig ist. Zumindest bei mir war es nicht so. Dieser Gedanke ist mir in dem Moment überhaupt nicht gekommen. Da waren nur die zwei widerstreitenden Empfindungen da: auf der einen Seite der Trieb, der eben praktisch so ein selbständiges Wesen ist. Jedenfalls habe ich ihn als solches empfunden und mich eben auch krampfhaft aufrecht zu erhalten versucht. Und da hat nun der Trieb immer die Oberhand behalten.
    ***
    [Ende April oder Anfang Mai flog ich jedes Jahr für drei oder vier Wochen von Berlin nach Amerika, aber der Briefwechsel lief ununterbrochen weiter. Der folgende Brief läßt zum erstenmal durchblicken, was der Mangel an Sexualaufklärung in einem Kind anrichten kann.]
     
     
    W.-tal, den 1.   Mai 1968
     
    Dear Mr.   Moor,
    Ich hoffe sehr, daß dieser Brief Sie noch in Berlin erreicht. Ich schreibe diesmal nur an Sie, an niemanden sonst in dieser Woche mehr, weil es sonst zuviel wird.
    Natürlich, im Internat zuerst, habe ich das nicht so gemerkt. Erstens gab es da keine Mädchen; auf Spaziergängen durften wir nicht mit Mädchen sprechen;

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