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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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sexuelle Beziehung zwischen uns fing Ende 1965 an. Ich habe ihm nicht gesagt: «Hier, komm, ich will es mit dir machen» oder so. Ich habe das hintenrum gemacht.
    Schon damals hab ich immer Geld geklaut, aus der Kasse im Geschäft, und ich hatte mir ungefähr hundertvierzig Mark zu dem Zweck gespart. Dann habe ich Viktor gesagt: «Willst du nicht mal Geld haben?» «Jeder will Geld haben», sagte er. Das war, wenn ich mich recht besinne, genau in der Silvester-Nacht 1965   –   66.   Wir waren allein auf meinem Zimmer.
    Ich sagte: «Ich gebe dir fünfzig Mark, wenn du dich eine halbe Stunde tot stellst und du weißt nichts, siehst nichts und hörst nichts.» Mehr habe ich gar nicht gesagt. Er war nicht der Schlaueste, aber nach einer gewissen Zeit mußte er doch ungefähr merken, daß das in eine bestimmte Richtung lief, und da hat er sich dann ein bißchen geziert. Dann bin ich mit dem Preis hochgegangen, bis hundertvierzig Mark. Dann ist er weich geworden.
    Ich habe ihn ausgezogen, er war tot. Meine Mutter war unten, aber ich hatte mein eigenes Zimmer, und ich hatte abgeschlossen. Mit einem schwarzen Schal habe ich ihm die Augen verbunden. Ich habe bei ihm onaniert, und damit war für das erste Mal schon praktisch Schluß. Ich weiß wirklich nicht einmal, ob ich selber ein steifes Glied hatte. In dieser Beziehung bin ich selber immer so dumm gewesen. Hinterher habe ich mich gewundert, warum ich überhaupt nicht abreagiert gewesen bin. Ich habe nichts gemacht, mich selber gar nicht angepackt. Im Moment war ich gar nicht auf die Idee gekommen. Ich hatte ja natürlich einen Steifen, aber ich bin eben einfach nicht auf die Idee gekommen. Es wäre wahrscheinlich vernünftig gewesen, wenn ich da auch was gemacht hätte. Bei ihm habe ich nur onaniert, ich hätte nie das Glied in den Mund genommen.
    Das Verhältnis ging weiter, so daß ich dann den Preis ein bißchenzurückschraubte. Er wollte immer Geld haben, er war immer da. Ich habe den Preis bis auf achtzig, dann bis auf fünfzig Mark zurückgeschraubt. Ich bin langsam ein bißchen schlauer geworden. Ich sagte: «Gut, dann kriegst du eben gar nichts!» Dann ist er auf fünfzig Mark eingegangen.
    Bis zu meiner Verhaftung haben wir das sieben-, acht-, vielleicht neunmal gemacht. Wir haben zusammen onaniert, ich bei ihm, er bei mir. Wir haben auch gegenseitig Afterverkehr versucht, aber es hat nicht geklappt. Mit Schenkelverkehr haben wir auch so ein bißchen rumprobiert, aber wir sind alle beide recht dumm gewesen, und wir sind dabei nicht fertig geworden.
    Ich habe Viktor meine erste Tat gestanden. Ich meinte damals, die ganze Scheiße nicht mehr allein zu schaffen, nicht die Nerven dafür zu haben. Der kleine Axel, der Sohn von unseren Mietern, kam jeden Tag auf mein Zimmer, wenn ich da war, und wir haben zusammen gespielt. Ich habe immer versucht, ihn und Viktor dafür einzuspannen. So halb im Scherz habe ich ihnen gesagt: «Wir können doch mal andere Jungs umbringen» oder so, ganz nebenbei, ganz dumm, «Na, wäre das nichts? Warum eigentlich nicht?» Wenn man Kind ist, findet man manchmal bei den furchtbarsten Sachen nicht viel dabei.
    Dann habe ich gesagt: «Wenn ich nach Hause komme, wartet ihr unten in Nierenhof. Ich bringe einen mit, und dann gehen wir zur Höhle und bringen ihn da rein, und dann bringen wir ihn um.» Ich habe es allen Ernstes versucht, und da standen sie da unten und warteten. Ich hatte aber niemanden bekommen, als ich auf der Suche war. Meistens bekam ich ja niemanden. Auf jeden Fall war da nichts daraus geworden. Nach ein- oder zweimal Warten haben sie auch natürlich das Interesse verloren. Sie wissen, wie das ist. Aber versucht habe ich, sie da rein mit einzubeziehen.
    Nur einmal habe ich daran gedacht, Viktor umzubringen, nachdem ich ihm meine erste Tat gestanden hatte. Ich wollte ihm später beweisen, daß das angeblich nicht stimmte, was ich ihm erzählt hatte. Die Leiche lag tatsächlich unter Balken, wo Viktorsie nicht sehen konnte, an der Seite. Wir sind reingegangen, und ich sagte ihm: «Siehst du? Hier ist niemand.» Ich hatte vorher meinen Brieföffner als Dolch eingesteckt. Wenn er den gefunden hätte, vielleicht hätte ich ihn umgebracht, vielleicht auch nicht.
    Auf jeden Fall, wenn ich ihn da umgebracht hätte, hätte das nichts mit meinem Trieb zu tun gehabt, nur eben den Trieb vor ihm zu schützen, aber nicht etwa um ihn zu zerfleischen. Das ist völlig undenkbar. Aber ich hatte gehofft, in ihm den echten Freund zu

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