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Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
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ein Pater Kettner, zum Jürgen in die Zelle, so wurde mir berichtet, und sagte: ‹Jürgen, tue ein gutes Werk, denk an den lieben Gott und nimm das Urteil an.› Ja, sagte Jürgen, das wolle er auch tun. Da bin ich zu den Adoptiveltern Bartsch gegangen und habe gesagt: ‹Ihr habt bis jetzt einen richtig netten Verteidiger, einen Rechtsanwalt, aber Ihr braucht auch einen Strafverteidigen› ‹Ja, welcher käme denn da in Frage?› Ich sage: ‹Im Augenblick würde ich Bossi aus München vorschlagen.› ‹Ja, wie kommt man da ran?› Ich sage: ‹Ich kenneden, wir können mal versuchen, mit ihm in Kontakt zu kommen.› Wir kamen in Kontakt, so kam Bossi in den Fall.» Ehe ich den folgenden Brief empfing, bekam ich einen Anruf von Heinz Möller, der mich darauf hinwies, daß Jürgen einen «Exklusivvertrag» mit Herrn Werremeier abgeschlossen hatte.]
     
     
    Wuppertal, den 25.   6.   68
     
    Lieber Mr.   Moor!
    Zuerst möchte ich auf die Sache mit dem Vertrag eingehen. Ich muß mich wieder etwas kurz fassen, weil wieder sehr viel zu klären ist. Zuerst einmal: Herr Möller (jeder stellt alles so dar, wie es für ihn selbst am günstigsten ist, ich, Sie und auch Herr Möller machen da keine Ausnahme) ist keineswegs «ahnungslos» gewesen, wir sprachen, allerdings «so nebenbei», vorher schon mal darüber (Vertrag), und er hatte keine Einwände. Danach kamen meine Eltern zu mir auf Besuch und sagten, etwa wörtlich: «Da kommt nächste Woche Herr Bossi und bringt Dir was von der Zeitung mit, unterschreibe das mal ruhig.» Nun, Herr Bossi kam, las mir alles laut vor und erklärte mir, daß dieser Vertrag meine sämtlichen Persönlichkeitsrechte bis zum Jahre einschließlich 1975 an Herrn Werremeyer [sic] gehen lasse und auch etwaige Honorare für Artikel u. Ähnl. Dafür verpflichtete Herr W. sich, bis 1975 für alle Kosten u. Honorare des R.   A.   Bossi aufzukommen.
    Sie müssen auch Folgendes bedenken, Herr Moor: ohne diesen Vertrag hätten meine Eltern keinesfalls einen zweiten Anwalt für mich stellen können, nur so war das möglich. Herr Werremeyer wußte das und sprang ein, nicht uneigennützig, aber das kann man auch wohl nicht verlangen. Auch Folgendes ist wichtig: Es war für mich nicht ersichtlich, da ich ja Laie bin, daß Herr Möller durch diesen Vertrag schwer beeinträchtigt ist und praktisch, wenn W. will, einen Maulkorb umgehängt bekommt. Denn die Formel «Informationen nur über Herrn R.   A.   Bossi» war in dem Vertrag nicht erhalten. Ich habe so die ganze Reichweite des Vertragesnicht erkannt, nicht sofort. Am gleichen Nachmittag kam Herr Möller und eröffnete mir alle Nachteile, die sich daraus ergaben. Aber da war es natürlich zu spät. Meine Eltern sagten mir beim letzten Besuch, daß Herr W. versprochen habe, Herrn Möller nicht zu behindern, und alles schien in bester Ordnung, und Herrn Möllers Ärger schien unnütz.
    Doch letzte Woche bekam ich selbst die clevere Art Herrn Werremeyers zu spüren. Das war so: Ich hatte, schon vor längerer Zeit, zeitlich etwas vor dem Vertrag, einen größeren Artikel geschrieben über ein Thema, welches mir sehr am Herzen liegt und diesen Artikel wollte ich veröffentlichen lassen. Ich gab ihn Herrn Möller zur Aufbewahrung. Herr W. erfuhr davon. Ich wollte gern aus dem Honorar dieses Artikels, über Herrn Möller, eine (anonyme) Zuwendung für die Eltern der Kinder machen, weil ich weiß, in welch beschränkten Verhältnissen sie leben müssen. Auch davon, wohl durch meine Eltern, erfuhr Herr W. und schrieb Herrn Möller einen freundlichen Brief, in welchem er erklärte, daß er «nichts gegen wohltätige Zuwendungen habe», jedoch «ist Jürgen sich wohl nicht ganz im klaren darüber, daß er sämtliche Rechte der Veröffentlichung u. auch der Honorare an mich abgetreten hat».
    Glauben Sie mir, daß ich in Rage bin? Ich glaube nicht, daß ich unverschämt war, denn von allen anderen Veröffentlichungen, die er über mich macht, soll er das Geld ja bekommen, nur dies eine Mal nicht, da es für mich so viel bedeutete. Ich dachte, er würde es verstehen. Aber nun weiß ich, daß es ihm nur um’s Geld geht. Und er ist doch bis jetzt verdammt nicht zu kurz gekommen, denn wenn alle 10   000   Bücher (Limes-Verlag) verkauft sind, hat er einen Reingewinn von 75   000   DM in der Tasche!!!
    Nun, seit voriger Woche, macht Werremeyer Herrn Möller die Hölle heiß, er solle bloß schnell Herrn W. den Artikel zusenden. Aber Herr Möller tut das

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