Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders

Titel: Jürgen Bartsch - Selbstbildnis eines Kindermörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Moor
Vom Netzwerk:
Neigst Du dazu, andere Menschen ein bißchen distanziert zu behandeln? Könnte man Dich als zänkisch oder streitsüchtig bezeichnen?
     
    Ich würde mich als freundlich, liebenswürdig bezeichnen. Eine Distanz z.   B. zum Müllfahrer, kenne ich nicht, handle auch nicht so. Zänkisch oder so bin ich nicht.
     
    59.   Bist Du gern allein, oder fällt es Dir schwer?
     
    Am allerliebsten bin ich allein, sehr gerne. Obwohl manchmal Gesellschaft mir fehlte. Aber langsam hatte ich mich damit abgefunden, weil ich wußte, daß ich für Gesellschaft aufgrund meiner persönlichen Schwierigkeiten gefühlsmäßiger Art einfach dafür nicht geeignet war. Ich habe es auch, sozusagen für’s Leben, aufgegeben, in Gesellschaft so sicher aufzutreten wie «die Anderen».
     
    60.   Wie gut verträgst Du Unbehagen oder Schmerz?
     
    Oh, Unbehagen und Schmerz ertrage ich gut, wobei man natürlich sagen muß, daß dieses «gut» stets relativ ist. Kleinen Leiden gebe ich wahrscheinlich zuviel Aufmerksamkeit. Das war aber bis zur Verhaftung nicht so, ich führe das zur Zeit zum Teil auf die Einzelhaft zurück, die jeden ein wenig neurotisch macht. Hypochondrisch bin ich nicht und habe bis heute die meiste Zeit meines Lebens überhaupt keine Mittel genommen.
     
    E.   Aggression
     
    61.   Was bedeutet für Dich «Aggression»? Sind Aggressivität und Aggression dasselbe? Wenn nicht, wie unterscheiden sie sich? Hältst Du Dich für aggressiv oder für scheu und unaggressiv?
     
    Aggression ist für mich die Angriffs-Tat, und Aggressivität ist für mich starke Angriffs-Lust. Manchmal ist Letzteres nur vorgetäuscht, man «tut nur so», um sich seinerseits vor Angriff zu schützen. Ich halte mich für gänzlich unaggressiv, soweit es sich nicht um Sexualität handelte.
     
    62.   In welcher Art Situation fällt es Dir leichter, aggressiv zu sein? In welchen unaggressiv?
     
    Das ist sehr einfach beantwortet, wenn man den Sex ausklammert, dann fiel es mir ganz generell mein ganzes Leben sehr schwer, aggressiv zu sein.
     
    63.   Beschreibe bitte eine Situation, in der Du Dich aggressiv verhalten hast. Welche anderen Emotionen hast Du vor, während und nach der Aggression gespürt?
     
    Ich habe unaggressive Menschen viel lieber. Es kam selten vor, aber als älteres Kind habe ich ein oder zweimal «durchgedreht», wenn ich zu sehr geprügelt und gehänselt wurde. Dann hatte ich minutenlang gar keine Angst mehr, und eine heiße, nicht zu herrschende
[sic]
Wut kam hoch. In der Langenberger Schule habe ich so mal einen viel Stärkeren über den ganzen Schulhof geprügelt, habe auch ins Gesicht geschlagen, wozu ich sonst einfach nicht fähig war. Da hatte ich aber nach ein paar Minuten gleich wieder Angst vor der eigenen Courage. Aber wahrscheinlich waren diese einzelnen Fälle eher Notwehr als Aggressivität. Sonst kann ich mich an Aggressivität nur bei den Taten erinnern, aber das will und kann ich hier nicht sagen.
     
    64.   Hast Du aggressive oder unagressive Menschen lieber?
     
    Ist beantwortet.
     
    65.   Wie reagierst Du auf Aggressivität in Anderen?
     
    Vor Aggressivität in Anderen habe ich Abscheu und Angst, ich wehre mich dann auch nur, wenn es gar nicht anders geht, wenn mir jemand «an’s Leder» will.
     
    66.   Fühlst Du Dich gleichzeitig zornig und aggressiv? Welches kommt zuerst?
     
    [Unbeantwortet]
     
    67.   Gegen welche Typen von Menschen neigst Du, aggressiv zu sein?
     
    Gegen gar keinen im Grunde, solange ich selbst nicht gefährdet bin, aber dann ist es ja auch eher Gegenwehr. (Das Sexuelle klammere ich wieder aus, da war ich, soviel kann ich sagen, unnormal aggressiv, da kannte ich praktisch nichts anderes.)
     
    68.   Hast Du Aggressivität in Kindern beobachtet?
     
    Leider scheinen Kinder nur allzu oft eine gewisse Grausamkeit an sich zu haben, das geht von Tierquälerei bis zum Quälen der kleineren, dümmeren oder schwächeren Kameraden. Das scheint vielen Kindern Spaß zu machen. Ich selber war ja stets einer der Kleinsten und Schwächsten der Klasse, da habe ich das am eigenen Leibe oft zu spüren bekommen. Diese «gesunde» Grausamkeit der meisten anderen Kinder (wie oft gesagt wird, soll sie was «Natürliches» sein), die ging mir damals völlig ab, und so litt ich nicht nur an den körperlichen Schmerzen, sondern auch am Schock der Tatsache des Erkennens.
     
    69.   In Deiner Erfahrung hat sich Aggression mit Furcht verbunden?
     
    In meiner persönlichen Erfahrung (ich selber) hat sich

Weitere Kostenlose Bücher