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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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der kommt zur Zugabe wie selbstverständlich im KSC-T-Shirt auf die Bühne zurück. Zu dem Zeitpunkt liegen noch gut 70 Konzerte vor ihm, aber zwischendurch gibt es immer wieder lange Pausen. Und das heißt für Zöller: Nach Hause, nach Durlach, zu Gattin und Sohn, der im April gerade ein Jahr alt geworden ist.

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Früher lebte man monatelang in einem Paralleluniversum, wenn man auf Tour war. Die Umstellung, wieder zu Hause zu sein, fiel schwer. Jetzt stelle ich die Koffer in die Ecke und werfe die Waschmaschine an. Das Bedürfnis, nach langen Touren Applaus beim Erscheinen am Frühstückstisch zu bekommen, von dem der Effendi mal erzählt hat, hab’ ich eigentlich nie gekannt. Freie Zeit ist für mich freie Zeit: Spaziergänge mit dem Kinderwagen, einkau-fen, kochen. Und viel Sport, vor allem Radfahren. Natürlich mit Musik vom I-pod im Ohr.

     
    Zugegeben, wenn genug Zeit ist in den Tourpausen, schleicht er in sein kleines Studio und bastelt, oder richtet seinen eigenen Karlsruher Proberaum ein, oder geht ins Wildparkstadion, um den KSC auf dem Weg in die erste Liga zu bejubeln. Dass BAP noch immer zur ersten Liga gehört, wird ihm am 18. Juni klar: Da nämlich überreicht die Plattenfirma Gold für die Jubiläums-CD im WDR-Funkhaus in Köln. An dem Tag, der exakt das 30jährige Bestehen der Band markiert. Natürlich freut ihn eine solche Ehrung. Gefeiert mit geladenen Gästen und vielen Fans, die an diesem Tag natürlich alles von den Musikern wissen wollen. Um 11 Uhr morgens geht es los, um 15.54 steigt Jürgen am Kölner Hauptbahnhof schon wieder in den ICE, heim nach Durlach.
    Ein Jahr später, Anfang Juli 2007: Die
Drei mal zehn Jahre
-Tour neigt sich ihrem Ende zu. Rund 80 Gigs hat die Band seit den beiden Auftaktkonzerten am 14. und 15. Januar 2006 in der Kölnarena gespielt, dort allein haben 24.000 Fans mitgefeiert, insgesamt haben rund 300.000 Menschen bislang die Jubiläumstour gesehen. Abgesehen von der Hallentournee, die von März bis Sommer 2006 gelaufen ist, liegen die Termine der restlichen Tour relativ locker verteilt. Kein Riesenstress also für die Band, eher schon für Wolfgang Niedecken, der parallel auch noch mit seinem Bob Dylan-Programm unterwegs ist, bei dem er aus des Meisters „Chronicles“ liest und ausgewählte Dylan-Songs spielt. An diesem Juli-Wochenende werden sich die Räder für die kleine Rock’n’Roll-Kapelle mal wieder so drehen, wie es sich im Rock’n’Roll-Zirkus üblicherweise gehört. Vier Gigs nacheinander stehen auf dem Tourplan: Konstanz, Schwäbisch Gmünd, Raumland im Wittgensteiner Land (irgendwo im Nichts auf halbem Weg zwischen Dortmund und Kassel). Die Konzerte sind zur Hälfte in Zelten und zur Hälfte im Freien, dem Wettergott muss also „koot für aach“ jeweils besonders intensiv gehuldigt werden. Am 2. Juli abends um 20 Uhr 8 und 50 Sekunden schickt Tourmanager Didi Hentschel eine Mail an alle Beteiligten. Damit niemand sagen kann, er habe von nichts gewusst. Der entscheidende Satz ist: „Uns steht ein sportliches Wochenende bevor.“ In der Tat, vier Konzerte ohne Off Day – das geht an die Grenzen der physischen Leistungsfähigkeit, vor allem des Drummers. Drei „normale Tourtage“ bedeuten bei BAP im Regelfall drei bis dreieinhalb Stunden Hochleistungssport, anschließend eine relativ lange „Adrenalin-Abbau-Behandlung“ an wechselnden Orten: Zunächst im Backstage-Bereich, anschließend an der Hotelbar und infolge dessen relativ wenig Schlaf bis zum nächsten Soundcheck. Wobei die Länge des Aufenthalts an den jeweiligen Orten von deren ganz speziellen Qualitäten abhängt, und selbstredend davon, wer hier sonst noch abhängt. Jedenfalls „bist du nach drei Tagen normalerweise fix und alle“, sagt Jürgen. Angehängt an die Ankündigung des „sportlichen Wochenendes“ ist eine Seite, die Didi mit „Diskussionspapier Konstanz“ überschrieben hat. Ein wunderbarer Euphemismus. Denn Didis Diskussionspapiere sind die Heilige Schrift, das eherne Gesetz und lassen doch Spielraum, beispielsweise für die Ankündigung der morgendlichen Abfahrtszeiten zum jeweils nächsten Konzertort. Die erfolgt dann in der Regel mündlich zu fortgeschrittener Stunde an der Bar, wobei der strenge Herr Hentschel immer taktisch klug einen Zeitpunkt wählt, zu dem er sicher sein kann, dass jeder der Angesprochenen noch in der Lage ist, seinen mit Bedacht gesetzten Worten zu folgen.
    Am 5. Juli um 11.10 Uhr sitzt Jürgen im

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