Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers
dass sie heimlich BAP hörten oder sie – Todesstrafe! – gar öffentlich lobten. Auf der
Sonx-
CD hatte Wolfgang Niedecken zudem mit „Die Welt ess jrausam“ den abschließenden Kommentar zum Thema abgeliefert.
Am 25. März begann die Sonx-Tour in Berlin, noch bis kurz vor den letzten Proben hatte Jürgen in seinem Studio – der entlegensten Ecke seiner langgestreckten Durlacher Altbauwohnung – das getan, was er immer zur Vorbereitung einer Tournee tat. Er bastelte sich Drumloops und Clicktracks für alle Songs, die auf der Bühne möglicherweise zum Einsatz kommen würden. Denn er musste für jede erdenkliche Setlist präpariert sein, die sich Wolfgang ausdenken könnte: „Keith Richards hat mal richtig bemerkt: Der Sänger muss die Stücke aussuchen, der muss sie schließlich auch singen. Da gibt es schon mal keinen Stress“, erklärte Jürgen jedem, der’s wissen wollte. Auf der
Sonx
-Tour würde die reduzierte Besetzung für Boss Niedecken Mehrarbeit an der Telecaster erfordern, auf dass der Sound genauso voll werde wie auf dem Tonträger. Der Trommler baute sich ein paar kleine Trömmelchen links von der Hi-Hat dran, und passte.
Wenn Jürgen auf Tour ist, ruhen seine Karlsruher Aktivitäten, die er sich in den Jahren, seit er hier wohnte, aufgebaut hatte. Einfach ein paar Leute zusammenbringen, jeder kriegt eine CD mit den Songs, die wir spielen wollen, und dann geht’s ab … Das war das Prinzip seiner Coverband, die zunächst „Jürgen Zöller und die Zappler“ hieß, die er aber bald in „Zöller“ umtaufte, denn auch im Badischen gibt es Karneval (oder „Fastnacht“), und viele glaubten offenbar, die Band röche nach Prunksitzung. Wie dem auch sei, die BAP-freien Zeiten mussten gefüllt werden. Mit Trommeln, was sonst. Er konnte doch nicht den lieben langen Tag auf dem heimischen Wohnzimmertisch trommeln, auf Barhockern und ähnlichem Zeug. Der Plan war, Rock- und Soul-Klassiker in nie gehörten, intensiv gelebten Versionen auf die Bühne zu bringen. Überall dort, wo man eine Band aushalten würde, die vor Spielfreude platzt. Und die bei der Repertoireauswahl ein bisschen anders war als die landläufig bekannte „Coverband“ von nebenan. Zu der Besetzung gehörten unter anderem Oli Roth, ein gewichtiger Sänger aus der Rhein-Neckar-Szene, in den zehn Justin Novas hineinpassten. Justin war eine Entdeckung von Jürgen, ein junger Singer/Songwriter, der nicht nur griffige eigene Songs draufhatte. Zu der Band gehörte auch Prominenz wie Ali Neander, Gitarrist bei den Rodgau Monotones und Xavier Naidoo, später würde noch Ole Rausch, der Gitarrist in der Band von Laith Al Deen, dazukommen plus weitere mehr oder weniger bekannte Talente. Diese Jungs spielten durchaus mal einen Hit ä la „Don’t Stop“ von Fleetwood Mac oder auch „Walk this way“ von Aerosmith. Aber sie spielen auch einen Haufen Songs aus Liebe zur Musik, egal ob das jetzt Top 10-Hits waren oder nicht. Ganz unterschiedliches Material von Johnny Guitar Watson, Ritchie Sambora, den Doobie Brothers, Joni Mitchell, Canned Heat und und und … Eigentlich fast wie in den 70er Jahren, nur eben dieses Mal nicht zum Überleben und Lernen, sondern aus reinem Spaß und mit der Möglichkeit, den geliebten Songs noch eine eigene Note reinzudrehen.
Am 17. April 2004 hatte der Trommler wieder einmal Gelegenheit, jenen einen einzelnen Snaredrumschlag abzufeuern, dem drei Minuten „Born To Be Wild“ folgen. Aber dieses Mal war es anders, denn der Sänger am Mikro war John Kay selbst, der Schöpfer dieser offenbar unverwüstlichen Steppenwolf-Hymne. Thomas Gottschalk hatte in die Preussag-Arena nach Hannover geladen, und gefeiert wurden „50 Jahre Rock“. Eine bunte Fernsehrevue mit vielen alten Bekannten: Peter Frampton, Gary Brooker, Status Quo, John Lord. Als Basisband fungierten „Leslie Mandokis Soulmates“, aber BAP machten mit eigenem Equipment einen richtigen Bandauftritt aus ihrem Part, auch wenn er nur acht Minuten lang dauerte. Jürgen traf als erstes die „Jungs“ von Bill Haleys „Comets“, alle über 80. Er hielt dem Schlagzeuger, der hinkte, die Tür auf. „Thank you. You’re a drummer, too? I just turned eighty-three.“ „That gives me hope.“ „But you will still have a long way to go.“ Damit verabschiedete sich der Alte zu seinem Auftritt.
John Kay kam an und hatte keine Ahnung, was ihn jetzt erwarten würde. Er kannte seine Band nicht und diese kannte ihn nicht persönlich. Kays Manager wollte als
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