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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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lang hat aufheizen können. Dafür gibt’s einen weitläufigen Backstage-Bereich mit Zirkuswagen als Bandgarderobe und einem original marokkanischen Beduinenzelt für den Chef. Da könnte man ein paar Tage Urlaub machen. Jürgens Sippe ist angereist: Seine Tochter aus erster Ehe mit dem besagten Enkel, der trotz eindeutigem Hip Hop-Outfit gerne mal den Opa singen und spielen hört. Das aus Jürgens Sicht rundeste Konzert fliegt einmal aus der Kurve, als mitten in „Rövver noh Tanger“ mitten im allgemeinen Gitarrengebrüll Irritierendes geschieht. „Enn Kölle ess jetz Berufverkehr …“ – hat das schon hierher gehört? Wolfgang rennt auf die linke Bühnenseite zum Monitormixer, auf der Stirn eine Mischung aus Fragezeichen und Zornesfalte. Im Monitor nur noch Matsch, wollen dieser Blick und vermutlich auch die Worte sagen. Auf Unfälle dieser Art muss vor allem Jürgen eingestellt sein, aber er kennt seinen Sänger lange genug, um die ganze Band wieder in die richtige Spur zu lenken, wenn der mal die „Eins“ an bislang dafür nicht vorgesehene Stellen setzt.

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Wolfgang kann die „Eins“ setzen wo er will, wir kriegen ihn. Da haben wir schon die obskursten Dinge erlebt. Am obskursten war es in Herford. Da spielten wir „Wie wo und wann“, das dräut ja am Anfang nur so ‚wrämm wrämm’, bevor der Gesang kommt „woran soll mer glöbe“. Da hat er sechsmal angesetzt und wieder abgebrochen … Wolfgang sagt ja dann immer, es wären äußere Umstände. Aber ich weiß: der sieht irgendwie, dass in der ersten Reihe was passiert, oder einen Ordner, der die Leute schräg anmacht, dann beisst er sich geistig so da dran fest, dann guckt er auf seinen Tele-prompter, dafür ist der ja da, und dann springt er einmal nicht schnell genug in die nächste Zeile, und da steht noch der Text von vorher – Ende. Aber wir fangen ihn immer wieder.

     
    Auch das ist Rock’n’Roll – und wird, wenn überhaupt, nur von den beinharten Fans in der ersten Reihe wahrgenommen. Die sind dann aber umso stolzer, wenn sie derlei Unebenheiten en detail in der Manöverkritik erörtern können, nachts um zwei im Hotel. Momente, in denen die Band sich binnen von Sekunden wieder zusammenrauft, weil irgendwas verrutscht war, sind natürlich auch die großen Momente der Expertinnen aus der ersten Reihe, denn die wissen ja: „Wir sind besser als jeder Teleprompter.“ Mainz, Hotelbar. Mitternacht ist lang vorbei, Wolfgang wie üblich schon auf sein Zimmer gegangen, also ist Jürgen der Ansprechpartner der Expertinnen. „Der Wolfgang hätte doch nur auf uns gucken müssen“ fuchtelt Nennen-wir-sie-mal-Karola steil rauchend und mit erregter Gesichtsfarbe. Leute wie Karola wissen alles. Die haben nicht nur die Setlisten einzelner Konzerte im Kopf, die könnten vermutlich auch genau sagen, bei welchem Konzert Helmut ein „Iron Maiden“ T-Shirt an hatte, und ab welchem Song es verschwitzt war. Karola hat als Adjutantin heute Nennen-wir-sie-mal-Brigitte dabei, die eigentlich nichts sagt, aber dafür viel über die Strahlkraft von Superfans wie ihrer Freundin enthüllt. „Ich bin nur als Ersatz dabei, da ist jemand ausgefallen …“, meint sie lakonisch. Aber auch sie scheint diese angeregte Runde zu genießen. Heike und ihre Freundin (keine Zweitbesetzung) sind aus Saarbrücken angereist. Ausgerechnet heute, erzählt die alleinerziehende Mutter, habe sie ihre Kinder nicht so flott in Gang gebracht, wie sie sich das vorgestellt hatte. In Anne findet sie eine verständnisvolle Gesprächspartnerin zum Thema „Probleme alleinerziehender Mütter“.
    Natürlich kehrt das Gespräch in einer solchen nächtlichen Runde immer wieder zur Musik zurück – und auch zum Verhältnis zur Presse. Helmut redet über die Schere im Kopf mancher Schreiber, für die offensichtlich bei der Rezension eines neuen BAP-Albums eine bessere Note als „befriedigend“ undenkbar und nicht zu vertreten ist. Und wenn sich der allwissende Rolling Stone mal herablässt, einen Abgesandten in die Kölnarena zu schicken, um 30 Jahre BAP zu würdigen? „Der war im Backstage-Bereich und konnte das über haupt nicht fassen, wie geil das ist, und das hat er auch immer wieder gesagt. Also dafür war dann der Artikel, den er geschrieben hat, ziemlich mittig.“
    Es wirkt fast wie ein Stichwort, wie der Einsatz für Jürgen, der sich nun plötzlich mit zwei Amerikanern konfrontiert sieht, die dem Treiben ein Weile interessiert zugeschaut haben,

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