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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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Publikums-Aktivierungs-Schild, vorne drauf steht „Hey Anita …“, auf der Rückseite „Wat määt dann do dä, Dieter??“ Und jetzt stellt sich heraus: Das Schild ist in Köln, die Band in Schwäbisch Gmünd. Also besorgt der Veranstalter eine Pappe im Baumarkt, und Wolfgang Niedecken setzt sich in seinen jetzt endlich abgetrennten Garderobenbereich und beschriftet sie mit dickem Edding …
    Didi Hentschel steht draußen neben der Bühne, der hinterrücks künstlicher Nebel entweicht, in einen echten, sehr dräuend bewölkten Himmel. Didi Hentschel, von der Seite in Serie fotografiert -das gäbe eine eindrucksvolle Fotoausstellung. Man sieht ihn mit der notorischen Zigarette in der notorischen Zigarettenspitze in der Hand in die Luft schauen. Dieser Blick besagt: Ich nehme es mit den Göttern auf, und hier hab’ ich sowieso ein Heimspiel. Ich kenne alle Wetter, zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Der Blick sagt zugleich: ich habe einen Plan A, B, und C, falls es sein muss werde ich sie alle in Gang setzen. Gegebenenfalls auch ohne vorher ein Diskussionspapier auszudrucken. Der Blick sagt auch, dass direkte Aktion zu seinen Stärken gehört. Einfach mal so in der Garderobe vorbeischauen, feststellen, dass hier zuviel Betrieb ist und den Kurzen Satz zu vermelden: „Die Garderobe ist für die Musiker.“ Da zuckt der anwesende Christian Messerschmitt – besser bekannt als Chrischi (Sachwalter der Homepage www.bap-fan.de ) genauso zusammen wie der mitreisende Chronist. Das sitzt, denn der Hentschel ist eine Respektsperson.
    Als Gast soll bei diesem Konzert neben Anne De Wolff auch Jo Kraus mit seinem Flügelhorn mitmachen, aber der steht im Stau und kommt nicht rechtzeitig zum Soundcheck in Schwäbisch Gmünd an, drum wird kurzfristig beschlossen, das ursprünglich geplante „Diss Naach ess alles drin“ ohne ihn zu spielen. So hat er erst gegen Ende des Sets bei „Hungry Heart“ seinen Auftritt. Das Wetter hält bis auf ein paar versprengte Tropfen, und der sonnige Reggae-Groove des „Müsliman“ hat somit durchaus seine Berechtigung. Überhaupt: was BAP aus diesem Song in diesem Sommer machen, angetrieben von der entfesselten Rhythmus-Abteilung, ist eine ausgefranste Hippie-Musik-Orgie der erlesenen Sorte. Jürgen kann den heimlichen Percussionisten im Trommler ausleben, da ist das funkensprühende Suchen der Gitarre nach Erleuchtung und Gnade, da sind die sämig sägenden „Orgelsolata“: Herr Nass fährt ungeachtet der Ungnade der Späten Geburt im Osten Dinge auf, die manch einer 70/71 im Westen gerne draufgehabt hätte. Brüllender die Orgeln selten klangen. Musik zum Reinsetzen und Lauterdrehen. Man ahnt, dass der Song auf der Bühne täglich neu erfunden wird. Draußen auf dem Platz feiern die Fans nach drei Stunden die Band ab, im Backstage-Bereich wird nicht lange gefackelt. Raus zur Zugabe. „Nicht mal in Ruhe pissen kann man“, grummelt Jürgen. An diesem Abend schafft es nicht mal Wolfgang vor drei Uhr ins Bett. „Wat willste machen, wenn die Bar quasi im Backstage-Bereich ist …“, meint er resignierend.
    Am Morgen geht es weiter nach Raumland, auf halbem Weg zwischen Dortmund und Kassel. 385 Kilometer sind zu fahren, die längste Strecke zwischen zwei Konzerten auf diesem Tourabschnitt. Erst mal zum Hotel in Bad Laahspe-Feudingen, rund 15 Kilometer vom Tatort entfernt. Das Landhotel erweist sich als eindrucksvolles Baudenkmal rustikaler Hochbebraistik. Wolfgang steht sichtlich beeindruckt davor und meint: „Das hätte meiner Mutter jefallen. Wat willste, Jung, dat is doch schööön!“ Vor der Eingangspforte steht eine kleine Pinkelmännchen-Statue, gerade aber nicht bei der Arbeit.
    „Rock im Bruch“ heißt die Show, und für den Veranstalter ist es eine Premiere, mit „Fury in the Slaughterhouse“ und BAP als Höhepunkten – vor die er allerdings sieben (!) regionale Bands gesetzt hat. So genial finden die Musiker von BAP diese Idee nicht, müssen sie schließlich als Letzte noch mal die ganze Aufmerksamkeit und Energie des Publikums in Wallung versetzen, das möglicherweise nach der seit 11.30 Uhr andauernden Beschallung schon zermattet darniederliegt. Immerhin: der Zeitplan ist im Lot und auch sonst ist alles prima: Die Location ist ein Steinbruch, vor den man die Bühne optimal platziert hat. Je dunkler es wird, desto beleuchteter ist der Fels-eine gigantische Fototapete. „Das nächste Mal muss der natürlich Deep Purple holen“, meint Wolfgang: „aber dazu muss er

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