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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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ging seinem musikalischen Lehrmeister Artur Linnebrüge eine Straßenlaterne auf, als die frohe Botschaft an sein immer offenes Ohr drang: „Mensch, der Jürgen! Der Junge, der seinen 16. Geburtstag bei mir am Tresen gefeiert hat, der hat diese Woche im
Storyville
mit Neil Landon gespielt …“

6
Ein UFO landet: Jimi Hendrix
     
    Am 11. März 1967 sendete der „Beat Club“, die einzige bundesweite Musiksendung für wahre Freaks, eine „Quasi“-Livesendung. Das Produktionsteam konnte nicht in seinem angestammten Studio aufzeichnen, weil da gerade irgendein wichtiges Fernsehspiel gedreht wurde. Kurzerhand flogen die Bremer Fernsehleute nach London und filmten im
Marquee Club.
Als das Ganze dann zeitversetzt gesendet wurde, saß Jürgen vorm Fernseher, denn diesen Jimi Hendrix, den kannte er, zumindest seinen Hit „Hey Joe“. Und da war er auch schon, und spielte seine Stratocaster mit den Zähnen. Und, Moment mal, der Typ da am Bass, das war doch nicht etwa … aber der hat doch … Ja, zwei- drei Jahre zuvor hatte er noch Gitarre gespielt bei Neil Landon. Aber jetzt spielte er eben Bass bei Jimi Hendrix. Er sah aber immer noch aus wie Noel Redding, eigentlich war er auch Noel Redding. Noel Redding selbst.
    Die Abende endeten wie gehabt oft in der Kaiserstraße 52, im
K 52.
Abends ab neun begannen die Jungs auf der Bühne dort ihren Mörderjob, morgens um fünf hörten sie auf. So wie es damals bei Neil Landon angefangen hatte, so ging es jetzt hier weiter: Immer mal wieder gab ein erschöpfter Drummer die Sticks weiter, und Jürgen griff gern zu, wenn die Zeit gekommen war. Hier gingen auch die richtig großen Stars noch einen trinken, nach verrichteter Arbeit. „Beat, Beat, Beat“ hieß eine Sendereihe, die das Hessische Fernsehen bei öffentlichen Veranstaltungen mit internationalen Stars in der Offenbacher Stadthalle aufzeichnete. Gesendet wurde zur besten Sendezeit nach der Tageschau, aber eben nur im Dritten Fernsehprogramm des Hessischen Rundfunks.
    Es war wieder so eine lange Nacht, in der eine der weniger interessanten Bands versuchte, sich auf der Bühne unbeliebt zu machen. Der Laden war brechend voll mit der ganz speziellen, exklusiven Frankfurter Szene-Mischung: Bahnhofsviertel, Musiker, Nutten, Zuhälter, verirrte Landeier. Wie Hamburg, Reeperbahn,
Große Freiheit.
Nur eben Frankfurt. Ein bisschen Trinken, ein bisschen Zocken, ein bisschen Rummachen. Die Blicke der Menschen versuchten, Erkenntnis aus den Böden sich immer wieder füllender Gläser zu saugen. Viel mehr ging nicht in dieser Nacht Mitte Mai 1967, denn die Band auf der Bühne spielte eine gerade noch geduldete Portion unsortierten Mülls von der scheppernden Sorte.
    Plötzlich kam Tumult am Eingang auf.
    Okay, okay. Der Laden war sehr bunt. Paradiesvögel in allen Ausführungen waren hier eigentlich an der Tagesordnung und durchaus im Sinne des Inhabers, ja sogar auch des Türstehers. Eigentlich. Aber der bunte Vogel und sein Gefolge müssen den Mann an der Tür doch zu außerirdisch vorgekommen sein, und das nun nicht im Sinne einer Erleuchtung. In der Carnaby Street in London mochte das ja angehen, so herumzulaufen, aber hier, mitten in Frankfurt, also bitte. Jedenfalls hatte Herr Einlasskontrolle heute seinen uneigentlichen Tag. Jürgen kriegte im Getümmel mit, wie ein paar Jungs am Türsteher zerrten und wild gestikulierend auf ihn hineinaufklärten: „Hey, bist du wahnsinnig, den kannste nicht wegschicken …“ „Klar kann ich.“ „Mann, das is’ Jimi Hendrix!“ „Wer is’ Jimi Hendrix? Nie gehört“, beharrt der Wachhund trotzig. „Der erobert gerade die Welt, du Idiot. Der ist das Tollste seit den Beatles!“ Ob es den verunsicherten Mann überzeugt hat, oder ob er nur Angst hatte, hinterher einen Anschiss oder eine aufs Maul zu bekommen, weil er Gott persönlich die Landeerlaubnis verweigert hatte – keiner wird es jemals wissen.
    Die Arbeit fürs Fernsehen war getan, am 29. Mai 1967 fiel den älteren Hessen der „Generation Hesselbach“ vorm heimischen Fernseher der Bembel aus den zittrigen Händen. „The Jimi Hendrix Experience“ waren in „Beat Beat Beat“ mit „Stone Free“, „Purple Haze“ und „Hey Joe“. Jetzt aber war Hendrix hier, auf dem Boden der leeren Gläser gab es keine Erleuchtung mehr zu finden. War da gerade ein UFO gelandet? So viele Pupillen, die fragend in den vernebelten Köpfen rollen, so viel gereckte Hälse. Das UFO namens Hendrix schwebte durch den Raum, im Schlepptau die

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