Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
Vom Netzwerk:
nichtmusikalischen Groupiefront sein. „They voted him. Drummer of the Year’ twice in the Downbeat Jazz Magazine.“ Downbeat Jazz Magazine. Was das nun wieder war? Es gab viel zu lernen in dieser stinkenden, idyllischen, verqualmten, und doch so anheimelnden internationalen Republik Rock’n’Roll. Jürgen war stolz wie Oskar, diese wilden Kerle zu kennen. Als die Warriors wieder mal vom Frankfurter
Story-ville
in die Kölner Zweigstelle zogen, verschaffte ihnen Jürgen gleich Familienanschluss.
    Heiligabend 1965 – und in Köln Bickendorf war High Life. Je mehr der Abend sich zur Nacht neigte, desto highliger wurde es. Ein Triumvirat lief bei Oma Maria und Opa Engelbert ein: Jürgen, der Trommler Ian Wallace und Rod Hill, der Warriors-Gitarrist. Die überraschten Altvorderen ließen sich durchaus nicht lumpen, machten zusammen mit den jungen Helden einen Kasten Bier und eine Flasche Johnny Walker leer. Und Oma Maria genoss das seltene Privileg, in ihrer eigenen Küche von einem späteren Bob-Dylan-Drummer zum Tanz aufgefordert zu werden, der ungefähr drei Köpfe größer als sie war. Später zog das Trio noch ohne Oma und Opa weiter in eine englische Militärsiedlung, um junge Frauen unterm Mistelzweig zu küssen. Die Weihnachtsparty endete in einer Telefonzelle, wo sie sich bei 12 Grad minus die Beine in den Bauch standen und auf ein Taxi warteten. Die Limousinen waren noch für andere reserviert.

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Danach hab ich den Kontakt zu Ian Wallace irgendwie verloren, und eines Tages geh ich in Dortmund in die Westfalenhalle mit meinem Freund Holli. Das muss die
Street Legal-Tour
von Bob Dylan gewesen sein. Holli war einer der ersten Merchandiser in Deutschland. Der hat angefangen für Lippmann und Rau Plakate zu verkaufen, und hat dann seine eigenen Bilder dort auch verkauft. Später hat er z.B. für Nektar Plattencovers gemacht, und er hat ein ganz legendäres Festivalposter gemacht für ein Festival in der Kölner Sporthalle. Da haben Deep Purple, Tyrannosaurus Rex, und Jeronimo gespielt. Auf dem Plakat ist so ein Typ mit so einem Afro, und da stecken lauter qualmende Joints drin, und auf diesen Joints stehen die Namen der Bands, ein ganz legendäres Poster. Und dann hat er ein Poster von Nektar gemacht, auf dem die Erde als Mülltonne durch das All fliegt. Ich hab’ ihm jedenfalls in Dortmund geholfen, Poster zu verkaufen, bin da reingegangen, hab’ mir die Bühne angeguckt. Und ich hatte ein Programmheft in der Hand. Da stand drauf: Ian Wallace. Und ich dachte: Ah, Moment. Das ist doch … und da stand auch ein Linkshänderschlagzeug, und ich dachte: Das muss der sein. Dann hab ich ihm über einen Roadie einen Zettel schicken lassen: „Wenn du der bist, den ich meine, erinnerst Du dich an Weihnachten 1965 bei meinen Großeltern? Wenn ja: Ich bin hier draußen am Posterstand.“ Da kam er gleich um die Ecke gelaufen, und seitdem haben wir immer Kontakt gehabt. Er war erst bei King Crimson, nach Bob Dylan war er bei David Lindley, bei Jackson Browne, bei Don Henley, bei Warren Zevon und jetzt vor ein paar Jahren bei Johnny Halliday. Leider ist er im Frühjahr 2007an Krebs gestorben.

     
    Die „Small Faces“ konnte Jürgen schon von weitem hören, mittags. Er pirschte sich an, weit über hundert Meter vom Eingang des
Storyville
in der Stiftstrasse dräute ein Gitarrenlärmen, dass ihm der Hörknorpel erregt hüpfte. Die Tür stand offen, die Gunst der Stunde musste genutzt werden, also rein und vorbei am wohlgesonnenen Herrn Böhm. „Darf ich denn mal hier bleiben und zugucken, wenn die …“ Herr Böhm hatte keine Einwände. Jürgen setzte sich in eine Ecke, schaute den Roadies bei der Arbeit zu, schaute sich die Small Faces an und musste schmunzeln. Ganz unschuldig dreinblickende Bürschlein, adrett in ordentlichen Zwirn gekleidet, saßen da ebenso ordentlich an der Theke aufgereiht. Mit Tennisschühchen und Sonnenbrillchen ausstaffiert thronten sie, ihrer Bedeutung bewusst, und lasen Büchlein. Und warteten. Ein Roadie gab das Zeichen. Daumen hoch für „noch mal was anspielen …“
    Steve Marriot hängte sich lässig die Gitarre um: Swwp. Stöpselte ein: krrrprrrck, spielte einen Akkord: Zraaaaaarhhp. Die Theke bebte, der Hocker bebte, eine neue Dimension der Dezibel-Demenz musste gerade geboren worden sein. Das war heftiger als die „Yardbirds“ mit Jimmy Page am Bass und Jeff Beck an der Gitarre. Die hatte Jürgen zwar nicht live gesehen, er wusste es aber einfach.

Weitere Kostenlose Bücher