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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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kalifornische Summer of Love war zwar schon zwei Jahre her, aber hier in dieser merkwürdigen Idylle zelebrierte man immer noch das, was damals unschuldig „Freie Liebe“ genannt wurde. Die Mädchen sandten eindeutige Signale aus, und wenn die Jungs die richtige Antenne dafür hatten, wurde man sich schnell einig. Jürgen fand die Regeln schnell heraus, und letztendlich war es ein Spiel, das nach denselben Regeln funktionierte, wie sie Puppa und ihre Arbeitskolleginnen von der Frankfurter Groupiegewerkschaft aufgestellt hatten: kurz, heftig, tränenreicher Abschied und tschüss. Es traf einen buchstäblich auf der Strasse, die man zusammen hinunter ging: zwei Menschen, ein Gedanke, und ab ins Gebüsch.

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Sie singt: „Why don’t we do it in the Road“, dann sind wir zum nächsten Busch, wir haben uns hineinfallen lassen. Und ab ging es. Es war sehr stark von der Musik inspiriert, die Leute haben sich stark identifiziert mit den Inhalten eines Musikstückes, die haben das immer auf ihr eigenes momentanes Dasein übertragen. Nach dem Motto: Mit Musik geht alles besser. Das war so. Man machte Dinge, die man heute nicht mehr macht. Ich weiß nicht, ob es solche Mädels heute noch gibt. Man traf sich, mochte sich, hatte Bock aufeinander, und sagte am nächsten Tag „ciao“ – es gab keine Verpflichtungen.

     
    Allerhand Glitzermenschen und Leuchtkörper trafen auf der Carihuela und in den angesagten Läden auf die Normaltouristen, die GIs, die Glücksritter und Langzeitsuchenden der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen. „Du musst mal mit dieser Dame tanzen“, stupste DJ-Kollege Hamido, der Marokkaner aus dem
Piper’s Club,
Jürgen an. Ja, warum nicht? Die Dame hieß Rosemary Eccles, die Welt hatte von ihr in Form einer 45er Single gehört, als Graham Nash mit den Hollies sie besungen hatte, nur leicht verschlüsselt mit Pseudonym: „I love Jennifer Eccles, I know that she loves me“. In ihrem Schlepptau führte Rosemary die Freundin des Fußballstars George Best mit sich. Nun ergriff der junge Herr Zöller die Chance, Rosemary Eccles unverschlüsselt näher zu treten, allerdings zu ihren Bedingungen. „I’m not gonna do a strip for you“, verfügte sie. Dann eben mal so, es gab genug andere, bei denen es anders herum lief.
    Ein Deutscher fiel öfter auf im
Le Fiacre.
Wenn er hereinkam, erzeugte sein Ego ein leichtes Brummen im Raum. So einer kam nicht rein, der legte an. Sein Schiff war eine Chevrolet Corvette. Ein Auto, das man fürs Selbstbewusstsein brauchte, wenn man nichts weiter war als Dieter, mit Sirene, immer einen Haufen Leichtmatrosen um sich geschart. Der ließ Geld springen, schien irgendwas zu sein. Wer war das? Jürgen kannte ihn nicht. Und er war eigentlich auch nur Dieter Bockhorn, ein Loddel aus Hamburg. Später würde er der Gatte von Uschi Obermeier sein, dem Pin-Up Girl aus der berühmten Kommune Eins in München. Jetzt war er der Gönnerhafte, der alle aushielt, wie ein Kaiser samt Gefolge. Und hinterm Gefolge die Parasiten, das Schmarotzervolk. Denen brauchte man nicht lange erklären, dass Durchmachen die Devise war. Um fünf Uhr morgens ging die Sonne über dem Strand auf, das
Fiacre
kippte seine letzten aschfahlen Gäste vor die Tür. Man klopfte sich den Irrsinn der Nacht aus Kleidern und Kleinhirn, und fiel in die passenden Frühstücksetablissements ein. Anschließend ging man als Mann von Welt sein Pferd satteln und ritt über seine Ländereien. Da kannte Bockhorns permanentes Party-Einsatzkommando nichts, denn das verfügte wirklich über Pferde. Und so ritt man wie ein Mann mit zehn Männern und Frauen über die rote Erde Andalusiens. Und Jürgen mittendrin. Warum? Kif hatte ihn aufs Pferd gehoben, Kif hielt ihn oben. Kif verlieh Flügel, Kif verlieh Denkweite, Kif war der Babelfish der 60er Jahre, Kif ließ dich in fremden Zungen sprechen und mit fremden Hirnen drahtlos kommunizieren. Zwei Italiener, eine Spanierin, zwei Engländerinnen, eine Französin, ein Franzose, ein paar Belgier und die Deutschen Zöller und Bockhorn. Jürgen konnte Spanisch einigermaßen, Französisch etwas besser, Englisch fließend und Deutsch sowieso. Unter Italienisch konnte er sich etwas vorstellen, Bockhorn hatte von all dem keinen blassen Schimmer, und Jürgen dolmetschte alles, zumindest glaubte er das. Je mehr Pillen und Pfeifen die Zufallsclique sich eindrehte, desto mehr Sprachen sprachen sie gleichzeitig. Bis zum Morgen hatten sie eine neue erfunden, nach

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