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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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übrigens auch unter Alkoholeinfluss nicht gut spielen … Das Problem bei Kokain: Man wird gierig darauf und verliert das Maß. Man lügt sich permanent selbst in die Tasche, bis man findet, dass es das Normalste der Welt ist, das Zeug zu nehmen. Man nimmt mehr in der Hoffnung, die Wirkung kommt wieder, und wenn sie ausbleibt, wird man depressiv und fängt an, sich selbst zu hassen. Alles, was du mit Drogen hervorholst, ist in dir drin. Ich glaube, du musst von Haus aus einen Hang dazu haben, dich selbst unglaublich toll zu finden, und dich für was Besseres zu halten, und das wird dadurch überspitzt. Und genauso ist es umgekehrt – es kommt auf den Typ an. Das habe ich eine Zeitlang betrieben – auch in der Zeit, als ich keinen festen Wohnsitz hatte. Es wird einsam, man manövriert sich selbst hinein. Die Einsamkeit ist ein Teufelskreis, denn ich wollte nicht, dass irgendjemand mitkriegt, wie scheiße ich eigentlich drauf bin. Leider ist da auch keiner, der einem sagt: Alter, guck dich mal im Spiegel an – wie du aussiehst, pass e mal bissi uff! Ich kenne niemanden, der Kokain „zelebriert“ hat. Ich wüsste auch nicht, dass es jemandem kreativ etwas gebracht hätte. Man fängt auch an, alles an sich selbst schlecht zu finden, obwohl das nur die Droge ist, zumindest war das bei mir so. Man hat mal gut ausgeschlafen, trifft sich mit Kumpels, nimmt was. Man braucht es nicht, man wird nicht körperlich abhängig, sondern geistig, und findet immer wieder einen Grund es zu nehmen. Es gibt ja keinen Entzug bei Kokain. Du bist vielleicht einen Tag lang schlaff. Wenn du richtig einen draufgemacht hast.

     
    Als Peter Koch, Percussionist von Supermax, mit dem verschwörerischen Vorschlag kam: Lasst uns doch mal einen Trip einwerfen, war Jürgen von der Idee zunächst nicht so begeistert. LSD hatten er und seine Kumpels ausgiebig probiert und letztendlich als bedrohlich empfunden. Es hatte schon einen Moment ein paar Jahre zuvor gegeben, da er sich geschworen hatte: „Das war das letzte Mal.“ Mit einem Kumpel aus Bad Soden hatte er einen Trip eingeworfen, sie waren mitten in der Nacht an eine Kiesgrube in Frankfurt gefahren, hatten sich hingesetzt und versonnen in den Himmel gestarrt, das explodierende Universum auf sich wirken lassen. In der Morgendämmerung hatte sich der Blick hinunter vom Steilhang, auf dessen Panorama-Ausblick-Stelle sie saßen gesenkt, und es hatte sich ihnen ein erbärmliches Bild geboten. Der ganze Strand der Kiesgrube war bevölkert mit fettbäuchigen, nackten Alkoholikern, die sich im Halbkoma wälzten. Dazwischen halb ausgetretene Feuer, die lebensmüde vor sich hinglühten und -stanken. Es war die Realität gewesen, nicht der Rausch, und Jürgen hatte gesehen, wie sein Kumpel plötzlich in Tränen ausbrach, ohne erklären zu können, warum. Anschließend waren sie nach Frankfurt in den MGM-Palast gefahren und hatten „2001 – Odyssee im Weltraum“ angeschaut, nicht zum ersten Mal. Er war mitten im Film eingeschlafen und als er wieder aufgewacht war, war er sicher gewesen: Nie wieder LSD.
    Alles das ging ihm durch den Kopf, als er dann an jenem Abend in einer Garderobe in einem Laden in Hamm in Westfalen zugriff. Gleichzeitig aber dachte er: „Gut, ist lange her, mal sehen wie es jetzt so ist.“ Zu dieser Zeit war es Usus bei Supermax, dass die ganze Band vorm Auftritt von einer eigens zu diesem Zweck mitgeführten Dame geschminkt wurde. Die Garderobe des Clubs befand sich in der dazugehörigen Kegelbahn, verspiegelt nach allen Seiten. Die Supermäxe führten sich unvorsichtigerweise ihre Trips zu, bevor das Schminken anhob. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat den größten Sparren im Land? Da saß er nun mit dem Friseurkittel um die Schultern und schaute fasziniert in den Spiegel, während die Dame ihm einen langen Strich von der Nasenwurzel hinunter übers Kinn bis auf den Hals zu malen begann. Einen schwarzen, langen, zwei Zentimeter breiten Strich. Jetzt färbte sie die linke Gesichtshälfte rot, die rechte orange. Der Strich wurde breiter und breiter, länger und bedrohlicher. „Fertig“. Ahh, fertig. Noch ein prüfender Blick in den Spiegel. Der sagt dem Frischgeschminkten: Ja, nun ist es gut so, denn mein Schädel ist gespalten. Egal. Wäre er jetzt aufgestanden und hätte gekegelt, die Kugel hätte einen Kometenschweif gehabt und wäre dreimal hintereinander losgeflogen. Swosh!
    Nun hatte die Schminkkünstlerin allerdings auch noch die Bühnengarderobe zur Verwaltung

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