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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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unter sich, und selbige bestand aus Kostümen des österreichischen Künstlers Ernst Fuchs, die Herr Hauenstein aus welchen Motiven auch immer gekauft hatte. Ursprünglich waren sie für das Schauspiel „Medea“ entwickelt worden. Hauenstein hatte nach dem erfolgreichen Aufkauf des gesamten Fundus die Band genötigt, sich in diese Gewänder zu hüllen. Jürgen hatte er einen Ganzkörpernylonstrumpf bis an den Hals zugedacht, der in der Farbe „orange-zerlaufen“ gestaltet war. Auf den Anzugstoff waren dicke Schaumgumminoppen aufgepappt, die mit Ofenlack gülden bemalt waren. Ein erneuter Blick in den Kegelbahnspiegel nach vollendeter Einkleidung bestätigte dem Künstler: Jetzt ist alles aus.
    In Wirklichkeit fing es aber erst an. Der Laden war randvoll, normalerweise hätte die Band den Weg durchs Publikum über die Bühne nehmen sollen, aber die federführende Backstage-Taschenlampe wollte das den Musikern ersparen. Also sprach die Taschenlampe „Kommt mir nach“, schloss eine Tür auf, und man stand im Damenklo. Wo auch Damen waren, unverhofft, denen just mitten im Schminkvorgang der Schminkfinger ausrutschte, noch bevor sie sagen konnten: „Was ist denn das?“ Und schon sahen sie, Lippenstift jetzt schreckhaft durchs Gesicht gezogen, den Supermäxen gar nicht mehr so unähnlich.
    Jürgen ging auf die Bühne, zählte ein, und stand unmittelbar neben sich. Was unter anderem damit zu tun hatte, wer neben ihm stand: da war Ken Taylor, der Bassist, bekleidet mit einer Eishockey-Torwarttracht inklusive Schulterpolstern und Helm mit Gitter vor der Fresse. Die riesigen weißen Augen in dem schwarzen Kopf schienen auf Stielen zu sitzen und vor ihm zu schweben. Während die Stielaugen auf und ab wippten, sprach er rhythmisch: „Yeah Motherfucker, yeah motherfucker, yeah motherfucker.“ Peter Koch, der Urheber des Kollektiv-Trips, bearbeitete meilenweit weg am Bühnenrand seine Congas. Aus seinem glanzvoll verzierten Mariachi-Rüschenhemd ragte ein irre grinsender Kopf heraus. Während Lothar Krell, der spindeldürre, lange Keyboarder, der immer aussah, als hätte er ein Abo auf das Elend der gesamten Welt, jetzt aussah, als hätte er noch das Universum dazu bestellt. Ganz vorne stand der bedeutende Kurt Hauenstein mit seinem bedeutenden Minimoog auf seinem bedeutenden Ständer und machte wichtige Töne, durch drehen am Rad und gepflegten Vibrationsalarm. Akkorde bot dieser Synthesizer eben noch nicht. Zu den mit viel Körpereinsatz erzeugten Tönen warf Hauenstein sich würdig ins Haar, als stünde er auf Ben Hurs Kampfwagen.
    Schon wurde „Love Machine“ gegeben, die Schlacht schien gewonnen, Hauenstein blickte gebieterisch vom Kampfwagen, da setzte die Nebelmaschine ein. Und wie! Vom Boden bis zu den Knöcheln der Musiker wallte der Nebel auf. Doch nicht einen Zentimeter höher wollte er steigen. Das Publikum hatte bezahlt, also musste diese Scharte ausgewetzt werden. Lothar Krell hatte eine Stelle, an der er ein feistes Umgängekeyboard spielte, und da beschloss er tapfer: „Wenn der Nebel nicht zu mir kommt, werde ich mich eben in den Nebel legen.“ Was er dann auch, elegant rückwärts tauchend, tat.
    Als Jürgen ihn im Nebel verschwinden sah, tauchte gleichzeitig eine andere, ihm bislang unbekannte Erscheinung im verwackelten Bild auf: Zwei Rosensträuße schwebten scheinbar körperlos über den Köpfen des unklar wogenden Publikums nach vorne und stürzten final auf die Bühne. Die Bilder kamen just in dem Moment zur Deckung und zeigten zwei verwirrte Herren, die den Sängerinnen Blumen überreichen wollten.
    Für die erste Supermax-Tournee waren die größten Hallen Deutschlands gebucht: Circus Krone München, Deutschlandhalle Berlin, Festhalle Frankfurt, Sporthalle Köln, Ernst Merck-Halle Hamburg. Das bunte Popblatt
Music Joker
und die Kaffeefirma Eduscho präsentierten gleich vier Bands unterschiedlichster musikalischer Ausrichtung. „Pussycat“, „Supermax“, „Rubettes“ und „Slade“. Als Veranstalter traten zwei Experten auf, die zwar noch nie eine Tour organisiert hatten, dafür aber als Autoren eines Rocklexikons in Erscheinung getreten waren. Dass einer der beiden schon bei der Generalprobe kollabierte war der Vorgeschmack auf eine auch sonst unter Höchstspannung stehende Tournee mit allerhand Absonderlichkeiten. Die Tour zog nicht gerade das an, was man rasende Massen nennt, obwohl Tausende von Tickets verschenkt worden waren, auch an arglose Kaffeekäufer in

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