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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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daraus werden. Denn Stanislaw Soyka zeigte überhaupt keinen Ehrgeiz, von Hamburg, London oder sonst wo westlich von Warschau die Welt erobern zu wollen. Er sah die weit offenstehenden Türen und drehte auf der Fußmatte um. Er wollte einfach machen, wonach ihm der Sinn stand, und das zu Hause. Er wollte einfach nicht aus Polen weg, von seiner Familie und den Freunden getrennt werden. Familie, das galt etwa im Polen des Jahres 1987. Die Musiker der Drei-Konzerte Band waren bei Stanislaw zu Hause eingeladen, die gesamte Nachbarschaft des Wohnblocks hatte für die Truppe ihre Kühlschränke geleert und eine überbordende Mahlzeit bereitgestellt. Voller Liebe, voller Dankbarkeit. Als Bob Lyng im Jahr 2006 starb, spielte man in der Trauerhalle des Frankfurter Hauptfriedhofs „It’s hard to part“ – einen Song von Stanislaw Soyka.

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… und nun zu etwas völlig anderem: BAP
     
    Nein, den jungen Kinski wirbt man nicht ab. Die Devise galt nach wie vor im Hause BAP. Das wäre ja normales Geschäftsgebaren gewesen. Streng verboten in Demokraturen. Der junge Kinski vernahm zwar immer wieder aus gut unterrichteten Kreisen, man würde ja gerne, aber man könne nicht wegen politischer Korrektheit. Er hätte wohl nur anrufen müssen, „ich mach’s“ sagen und wäre dabei gewesen. Aber zur fraglichen Zeit lief bei Wolf Maahn noch alles hervorragend, und die Idee, er könnte als BAP-Drummer ein paar Mark mehr verdienen, war ihm genauso fremd wie umgekehrt Niedecken der Gedanke, ihn abzuwerben. Aber jetzt war es Mai 1987 geworden, bei BAP hatte inzwischen eine große Bandkrise ihre Spuren hinterlassen, und bei Jürgen die große Wolf-Maahn-Existenzkrise. Wolfgang Niedecken hatte die Soloplatte „Schlagzeiten“ gemacht, ohne die Kollegen von BAP und mit den Songs, die sie nicht wollten. Und BAP wiederum hatten ein permanentes Drummerproblem seit der „Zwische Salzje-bäck und Bier“-Tour. War hier aus nachvollziehbaren und rein musikalischen Gründen Trommler Wolli Boecker der Hocker vor die Tür gestellt worden, hatte bei der „Ahl Männer, ahlglatt“-Produktion Produktionszampano Mack Curt Cress das spielen lassen, was eigentlich Boeckers Nachfolger Jan Dix hätte spielen sollen. Und vermutlich auch besser, zumindest bap-dienlicher gespielt hätte. Über die nachfolgende Tour hatte man sich mit dem Mietdrummer Pete King aus London gerettet, der aber war im Sommer 1987 plötzlich an Krebs erkrankt und innerhalb weniger Wochen gestorben. Wolfgang Niedecken war mit seinen „Complizen“ für Fernsehauftritte gebucht, aber einige der Complizen meuterten. Playback? Uncool, machen wir nicht. Jürgen machte. Das war – später dämmerte es ihm – der Eignungstest. Wolfgang Niedecken wollte wissen, was dieser Zöller denn für einer wäre, wenn man ihm nicht vom Zuschauerraum aus beim Prügeln zuschaute, wie man wohl mit dem arbeiten konnte, und ob man mit dem wohl auf Dauer auskäme. Dann kam der 19. September 1987, die 20.000 Fans – und Jürgen zum ersten Mal mit BAP auf der Bühne.
    Oktober 1987 schwebte ein Lufthansa-Jumbo über Peking ein. An Bord die Bringer des Rock’n’Rolls, BAP und Entourage, 50 Mann und Frau hoch, Musiker, Presseleute, ein Filmteam vom WDR, strack wie die Nattern ein guter Teil. In der Business-Class war Party. Schon bei der Zwischenlandung in Bangkok hatten sie die Alkoholvorräte niedergemacht, erste Opfer schliefen schnarchend dem Reich der Mitte entgegen. Der erste Eindruck von Peking war wie eine Rundreise in zwei Stunden durch die Nordweststadt von Frankfurt am Main. Oder durch Plattenbausiedlungen in Frankfurt an der Oder. Dazu die überbreiten zehnspurigen Straßen, auf denen fast nur Busse und Fahrräder fuhren.
    „Unter Begleitung moderner Musikinstrumente sangen die Künstler ein Lied nach dem anderen“ stand in den Pekinger Abendnachrichten nach dem ersten BAP Konzert in China zu lesen. Etwas genauer äußerte sich
China Daily,
die größte englischsprachige Zeitung des Landes. „Das Konzert begann mit Jupp’, das die Erfahrungen eines alten Mannes erzählt. Was den Song für das chinesische Publikum noch interessanter machte, ist die Tatsache, dass er eine Zeile enthält, die besagt, dass der Mann eine Frau in Peking trifft.“ Gut Kölsch verstanden, Genosse Konzertberichterstatter Lian Zhaoxia! Und was die weitere Text-Exegese betrifft, analysierte der Chronist messerscharf: „BAPs Vielseitigkeit schien während der Premiere in Peking auf. Sie sangen Lieder zum Lobe der

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