Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
Vom Netzwerk:
fertig haben. Komplett eingespielt mit Over-dubs und allem drum und dran, zudem vorher nicht geprobt!
    Wenn die großen Diskussionen um die Texte anhuben, hielt sich Jürgen raus. Da hatte er nichts zu sagen, aber er dachte sich sein Teil, soweit er es mitbekam. Es gab permanent Auseinandersetzungen. Manchmal sah es aus wie das Küchenplenum einer Wohngemeinschaft, hier ging es aber um Songtexte. Da waren Sätze zu hören wie: „Das kommt da gar nicht rüber …“ und „Das Problem ist, der Wolfgang sucht in dem Text irgendwas, was gar nicht drin ist. Der meint irgendwas, aber das ist nicht da.“
    Klar, Musik machen konnte man gemeinsam. Und wie eine Band einen Song spielte, hatte immer etwas mit den kreativen Beiträgen der einzelnen Musiker zu tun. Aber hier hatte man oft den Eindruck, drei, vier Leute versuchten gemeinsam zu texten. Jeder schien die Vorstellung völlig normal zu finden, Texte zu schreiben sei ein demokratischer Prozess, am besten mit Planfeststellungsverfahren und Baugenehmigung. Da saßen sie alle um Wolfgang Niedecken herum und hatten etwas zu sagen. Sie waren ja alle „Vollmitglieder“, auch Mixer Fonz Wollrath. Jürgen nicht – er war der erste, der bei BAP „nur“ mit Angestelltenstatus eingestiegen war. Aber zu diesen Debatten wäre ihm nicht mehr eingefallen als Kopfschütteln.

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Das war schon bescheuert. Der eine wohnte da mit seiner Familie, der andere dor … so wohnte man ja nachherfür zwei Monate. Da war schon von vornherein die Aufteilung so, dass diese Grüppchen auch unterstützt wurden. Es war einfach – die ganze Zeit über – immer diese Grüppchenbildung, diese Demokratur, wo man sich einfach nicht auf normalem menschlichem Weg begegnen konnte. Da hatte man so viel zusammen erreicht, aber das war einfach nicht möglich, so eine Art Teamgeist zu tragen. BAP wurde einfach als ein Erfolgsprodukt gesehen, das möglichst immer noch erfolgreicher werden sollte. Das war der Tenor des Großteils der Demokratur. Dass das nicht funktionieren konnte, war ja klar. Die Zeit bleibt nicht stehen, die große Musikindustriekrise kam, die Zahlen drohten rückläufig zu werden, dann fing man an, Menetekel an die Wand zu malen und verfiel in eine Art Resignation.Die Basis war dann nicht mehr die Kreativität, sondern die Frage: Wie hält man das Unternehmen am Laufen? Und dagegen hat sich Wolfgang ja schon mit den Complizen gewehrt, und nach ‚Pik Sibbe’ noch mal, indem er die Leopardefell-Band gestartet hat. Das war dann der Anfang des Flächenbrands.

     
    Jürgen entzog sich der Banddemokratur nicht zuletzt dadurch, dass er seine freien Tage genoss: Wenn er morgens seine Spuren eingetrommelt hatte, schlenderte er in aller Gemütsruhe zu Peter Maffays Bootshäuschen. Den Schlüssel hatte der ihm großzügig überlassen. Da lag der Trommler auf der Sonnenterasse, guckte auf den Starnberger See, rauchte eine Inspirationszigarette, drehte ein paar Runden im Wasser und hatte – obwohl die Stimmung immer noch nicht gerade Rock’n’Roll pur war, nun endlich das Gefühl, dass diese neue Platte ein Schritt nach vorne, in die richtige Richtung war.

27
Chuck Berry-Songs, was sonst?
     
    Bevor es wieder auf Tour gehen sollte, um das neue BAP-Werk zu promoten, hatten die Götter des Rock’n’Roll für den Trommler eine interessante Aufgabe in der Hinterhand. George Kochbek, multifunktionaler Keyboardexperte, rief an und sprach: „Hast du Zeit, morgen mit Chuck Berry zu spielen?“ Da gab es nur eine mögliche Antwort: „Ja klar.“ „Ach, und bring noch’n Bassisten mit“ So also kam Jürgen Zöller zu einem One Off-Auftritt vor Abermillionen Fernsehzuschauern mit Old Chuck himself. Der Anlass war die Eröffnung der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion am 13. August 1993. George Kochbek hatte schon ein Jahr lang mit Eberhard Schöner an der musikalischen Ausgestaltung der Eröffnungsfeier gearbeitet. Synthesizer-Experte Schöner, der dafür bekannt war, musikalische Welten aller Konfektionsgrößen und Farben kompatibel zu machen, leitete also diese formidable Veranstaltung. Er hatte auf allen fünf Kontinenten jeweils eine Gruppe von Musikern oder Sängern ausgewählt, mit denen ein Stück eingeübt worden war – im Rahmen einer Komposition von Schöner. Aufgeführt werden sollte das nun alles unter Einbeziehung der Zeitverschiebung einer weltweiten Satellitenübertragung, an dem Abend wurde live auf fünf Kontinenten

Weitere Kostenlose Bücher