Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
Vom Netzwerk:
hatte sich die Geldof’sche Band schon zu einer heimlichtuerischen Séance versammelt. Und wahrlich, sie hatten keine Kosten und Mühen gescheut, ihrerseits nun zu möglichst ausdrucksstarken spirituellen Bettlern zu mutieren. Sie sahen aus, als hätte ein Stra-ßentheaterregisseur auf Speed den Auftrag bekommen, ein „irgendwie anderes“ Weihnachtstück zu inszenieren. Da, wo echte Cowboys ihre ledernen Hosenschoner über ihren Jeans ausbringen, da hatten sie ihrerseits nun selbiges getan. Allerdings hatten sie die Jeans weggelassen und trugen nur eine Unterhose, deren Bedeutung aber durch eingefügte Tennisbälle erhöht wurde, was die Spiritualität ins nahezu Transzendentale katapultierte. Ihre T-Shirts lieferten die alles erhellende Aufschrift: „Spiritual Bollocks“, und als Höhepunkt wuchsen ihnen Engelsflügel aus Pappmaché aus den Schultern.
    Mit Sicherheit hätte diese Veranstaltung, die sich da hinter dem ahnungslosen Dave Stewart zusammenbraute, spontan einen Wagen auf dem Kölner Faschingsumzug bekommen. Noch spielten die echten Cowboys vor ihrem großen Backdrop „Dave Stewart and the Spiritual Cowboys“, das quasi als Beruhigung und Sicherheit und ja letztlich auch zur besseren Orientierung des Publikums da angebracht war. Doch plötzlich wurde jenes Publikum eines unvermittelten Herunterklapp-Vorgangs gewahr, rieb sich die Augen und las jetzt „Rod Stewart and the Spiritual Bollocks“. Und Bob Geldof schwebte mit Tennisballeiern und Pappmachéflügeln von der Lichttraverse mitten auf die Bühne, im Gefolge die ganzen spirituellen Eier auf Mopeds, Motorrädern und Fahrrädern.
    Dann kam BAP. Weil es die Tour war, bei der nun wirklich keine Kosten und Mühen gescheut wurden, gab es auf der Bühne eine ausgebeinte Waschmaschine ohne Motor. Die hing weitgehend untätig in der Traverse, erst wenn „Waschsalon“ eingezählt wurde, kam sie von dort eingeschwebt. Julian Dawson hatte nun die ehrenvolle Aufgabe, Schmutzwäsche aus einer Plastiktüte in jene Waschmaschine zu stopfen. Dabei zog er sich auch selbst noch gleich aus, bis auf die Unterhose. Er war es, der einmal unvorsichtig gesagt hatte: „Man müsste mal Mädels aus der ersten Reihe animieren, dass die sich ausziehen, damit man was zu sehen kriegt.“ Balou hatte das mitbekommen, und die Idee in seinem Kopf arbeiten lassen. Wie gesagt, im Verlauf einer solchen Tour können erwachsene Männer manchmal … Julian kam also mit seiner Plastiktüte, bereit zum Semi-Strip, die Waschmaschine wurde auch heruntergelassen. Als er gerade mit seiner Verrichtung beginnen wollte, entschwob sie wieder nach oben. Zauberei? Schwerer Bedienungsfehler? Weit gefehlt: Ankündigung großen Theaters. Denn auf die Bühne stolzierten zwei Damen, professionelle Stripperinnen, engagiert von Balou. Da standen sie nun, die Bühne war bereit, die Waschmaschine willens, sich von ihnen stopfen zu lassen, aber ach: Die Damen hatten urplötzlich dunkelrote Köpfe, kriegten mit Mühe gerade mal die Jacken vom Leib und erstarrten dann verschämt in ihren sonst so routinierten Bewegungen. Wie konnte das geschehen? Balou hatte ihnen zwar gesagt, dass sie einen Strip machen sollten. Über den Ort der Veranstaltung hatte er sich aber nicht ausgelassen. Nun waren sie also herangekarrt worden und fanden sich plötzlich vor 20.000 Menschen. Im Gegensatz zu den meisten Musikern schafften sie in diesem Moment den Sprung von der Bühne ins Stadion nicht.
    Herr Zöller, der immer gerne jedweden Scheiß mitmachte, war von Balou nicht eingeweiht worden, und hätte vor Lachen beinahe sein Tagwerk unterbrechen müssen. Kaum waren die angezogenen Damen wieder verschunden, nahte bereits die nächste Herausforderung in Form der kompletten Dave Stewart-Band, reisefertig und mit umgehängtem Gepäck. Verabschiedung im laufenden Zugabenblock, mit Handschlag. Man muss auch mal mit nur einem Drumstick spielen können, dachte sich Jürgen, gab dem Obersten der Spiritual Cowboys artig die Hand und nahm einen neuen Drumstick. So endete Herr Zöllers bis dato größte Rock’n’Roll-Tour

26
Wieder mal als richtige Band im Studio
     
    Am 19. April 1993 kam der BAP-Tross bei Peter Maffays Studio in Tutzing am Starnberger See an. Hier sollte nun endlich einmal wieder eine CD als Band „erprobt“ werden. Genauso, wie eine richtige Band im Proberaum ihr Live-Repertoire erprobt. Natürlich nicht nach dem Motto: „wir haben noch keinen Song, jetzt setzen wir uns mal hier im Stuhlkreis hin, und

Weitere Kostenlose Bücher