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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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musiziert. Das „Vorprogramm“ bestritt jeweils eine Band, die ihren Kontinent vertrat, und für Amerika war in letzter Minute Chuck Berry eingesprungen, für die ursprünglich vorgesehene und bestellte Liza Minelli, die überraschend abgesagt hatte. Kurz nach George Kochbeks Anruf folgte noch ein weiterer von Laudi Laudenfeld, dem technischen Leiter der Veranstaltung. Laudi war einer der erfahrensten Dampfhanse in allen Gassen des Tournee-Veranstaltungs-Geschäfts, jahrelang hatte er für Lippmann & Rau gearbeitet. „Hörmaa, hier – weißt du, was in dem Fax vom Chuck Berry-Management steht?“ fiel er gleich in breitestem Hessisch mit der Tür ins Haus. „Der Schlach-zeuchää sollde uff kein Fall musikalische Ausbildung haben, der muss E-faarung im Rock’n’Roll haben.“ Dann fügte er noch verschwörerisch an: „E-faarung im Rock’n’Roll!!! Des hassdu doch, ode? Sach’ ich ja“ Das Anforderungsprofil von Liza Minelli hätte sicher anders ausgesehen. „Unn’ dann wolld ich dich noch was fraache“, bohrte Laudi hinterhältig weiter: „Du brings doch jetz’ abber ned so e Curt Cress-Schlachzeuch mid? Mit fuffzischdausend Drommle unn all so Zeug?“ Laudi wusste, von was er sprach. Er kannte dieses Schlagzeug von einer Peter Maffay-Tournee, bei der Curt Cress ausnahmsweise der Trommler gewesen war. Und dieses Schlagzeug war groß gewesen. Viel zu groß für den Rock’n’Roller Laudi Laudenfeld. „Nee nee, kleines Kit“, beruhigte Jürgen. „Sooo will ich dich hör’n.“ Deal done. So einfach war das, mit Chuck Berry zu spielen. Zumindest so lange, bis Chuck Berry persönlich auftauchte.
    Jürgen packte also das versprochene „Nicht-so-ein-Curt-Cress-Schlagzeug“ ins Auto, nahm Werner Kopal (wen sonst?) mit und fuhr gen Stuttgart, checkte zuerst im falschen Hotel ein, und als er schließlich im richtigen landete, schien es denn auch schon allerhöchste Zeit zu sein. Durch die Hotellobby tigerte Matthias Hoffmann, der große Mannheimer Konzertveranstalter, offensichtlich in wichtiger Mission. „Was machst denn du da?“ fragte er Jürgen. Wahrheitsgemäß antwortete der, er solle für Chuck Berry trommeln. „Ah, mitkommen, das geht gleich los“, drängte Hoffmann. Innerhalb von Sekunden fand sich Jürgen auf dem Rücksitz einer Limousine und kam sich vor, als hätte jemand dem Fahrer gesagt: „Folgen Sie diesem Wagen da.“ In dem saß Gott weiß wer, wichtige Leute sicher. Und der wiederum verfolgte eine weitere Limousine, die Chuck Berry höchstselbst steuerte. Er hatte 24 Stunden nicht geschlafen, war am Stuttgarter Flughafen angekommen, war zielstrebig auf das Fahrzeug mit Chauffeur zugestrebt, hatte die Fahrertür aufgerissen und den Fahrer angebellt: „Get out, I’m gonna drive myself.“ In Stuttgart, einer Stadt, die kein Normalsterblicher ohne Hilfe eines Lotsen mit dem Automobil durchqueren möchte.
    „Hello, my name is Jürgen Zöller, your drummer for tonight“, folgte die förmliche Begrüßung in der Garderobe. „Oh yeah, pleased to meet you“, grummelte Mister Rock’n’Roll fahrig. „Which songs are we gonna play?“ wollte der Drummer for tonight nun aber doch wissen, und Mister Rock’n’Roll antwortete hilfreich: „Chuck Berry Songs“, fügte dann allerdings noch liebreizend hinzu: „Go ask my bass player. He’ll tell ya.“ Und schon war er weg. Bass Player? Na gut, dann musste er dieses Abenteuer eben ohne Werner durchstehen. Der Bassist war offensichtlich die rechte Hand des Meisters. Noch bevor der Soundcheck begann, kassierte er die Gage für Mr Berry in cash und stopfte die Scheine in seinen völlig abgewrackten Basskoffer. Dann bequemte er sich zu einem kurzen Statement hinsichtlich der zu erwartenden Abfolge von Chuck Berry-Songs. „We start off with ‚Memphis, Tennessee’, then ‘No Particular Place To Go’, ‘Sweet Little Sixteen’ and ‘Schooldays’.“ Derweil machte Chuck Berry noch keine Anstalten, auf die Bühne zu gehen. Er lag stattdessen auf dem Stadionrasen, den Blick von der Bühne abgewandt, Hände hinterm Kopf verschränkt, mit einem Grashalm im Mund und fing nach einer Weile an, seinem Adjutanten Fragen zu stellen, bohrende Fragen: „Sag mal: ist da oben ein Fender Twin Reverb Topteil mit einem Cabinet mit 2 x 15 Inch-Lautsprechern?“ „Nein!?“ „Aha. Ist da oben ein Fender Twin Reverb Topteil mit 4 x 15 Inch-Lautsprechern?“ „Nein!“ „Gut, dann will ich 1000 Dollar mehr, sonst spiel’ ich nicht.“ Jürgen

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