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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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hatte die Szene eine Weile irritiert beobachtet, als der PA-Mann ihn aufklärte: „Das macht er immer so. Du bringst exakt das, was er will, und dann will er was anderes und mehr Kohle …“ Als Pianist war Gottfried Böttger engagiert woden, der alte Haudegen aus Udo Lindenbergs Panikorchester. Chuck Berry kam schließlich auf die Bühne, schaffte es immerhin, eine Saite zu wechseln, aber sie richtig zu stimmen war schon zuviel verlangt. Es klang wie Hund. Noch merkwürdiger kam es Jürgen vor, dass Mister Rock’n’Roll Böttger ständig auf die Finger schaute, als kenne er die Chuck Berry-Songs selbst nicht. „Ah …“, winkte der Bassist Jürgen nun heran: „Don’t worry, when I do this it means Stop“, er machte eine Kopfbewegung. „And when Chuck does this“, jetzt stampfte er mit dem Fuß auf, „that means four bars and tag“, also: Schicht im Schacht. Beruhigend.
    Wo war Chuck Berry? Der ganze Tross hatte sich im Hotel fit gemacht, nun waren sie ins Stadion zurückgekehrt, bereit zu musikalischen Großtaten. Allein, wo blieb der Chef? Verschluckt von den Katakomben? Suchtrupps schwärmten aus und fanden ihn. Mitten im Gewühl, Mädels gucken. Minuten später standen sie auf der Bühne und ab ging es. „That’s why I go with that Rock’n’Roll music, any old time you choose it …“ Wie bitte? Das war ja nun überhaupt nicht verabredet. Da musst du nun durch, Trommler, dachte sich Jürgen, die Augen der Welt sind auf dich gerichtet. Die zweite Nummer war tatsächlich „Memphis, Tennessee“. Dann kam die dritte, und die hatte Jürgen in seinem Leben noch nicht gehört, hatte Chuck das eventuell gerade erfunden? Was also tun? In Sekundenbruchteilen analysierte Jürgen die Lage, das komplette Schaffen und die Philosophie des Meisters und fasste einen Entschluss. Der aber lautete: Hi-Hat halb offen und immer so zwischen Shuffle und geradem Beat draufge-hauen, dass es nur so spritzte. Die erfolgreiche Mischung trug bis zum Ende des denkwürdigen Songs und taugte auch für ein paar weitere, die ihm dann eher wieder bekannt vorkamen. Bis Chuck schließlich mit seinem legendären blechernen, scheppernden „Twang“ rückwärts von der Bühne die Treppe hinunter abging. Noch minutenlang echote das charakteristische „Daidi dawaidii dawaidii“ aus der roten Gitarre in den Köpfen der Zeugen dieses Weltereignisses.
    Komisch, dachte sich Jürgen, als auch er von der Bühne ging: Das erste Stück, dass er je an einem Schlagzeug gespielt hatte, war „Talkin About You“ von Chuck Berry gewesen. Der Adrenalinspiegel war hoch, die Euphorie quoll aus allen Poren, schließlich hatte ihm die Welt beim gelungenen Versuch zugeschaut, dem musikalische Haken schlagenden Chuck Berry zu folgen – also beschloss er, sein Schlagzeug irgendwo unterzustellen und am folgenden Tag abzuholen. „Übbehaupt kaa Problem, komm morge’ widde’, mir sinn all da“ Doch am nächsten Tag stellte sich alles etwas komplizierter dar als vermutet. Wichtige Männer bedeuteten ihm, mit dem Backstage-pass von gestern sei hier gar nichts zu machen. Als nach gutem Zureden doch etwas zu machen war, stellte sich heraus, dass Laudi das Schlagzeug in einem Büroraum hatte verstauen lassen, der am oberen Ende einer langen Wendeltreppe lag. Das Auto stand weit entfernt an der Pforte der Schleyerhalle. Und auf dem Weg dorthin konnte man einen fluchenden Herrn beobachten, der sein Equipment Trommel für Trommel, Ständer für Ständer die Wendeltreppe hinunter bugsierte, dann klammheimlich einen Cola-Container aus den Überresten der Getränkestände entwendete und diese Reliquien des Rockstartums klappernd über den endlosen Parkplatz schob. Aber es guckte wieder mal kein Schwein. „So ist das also“, dachte er sich. „Gestern Millionen Zuschauer. Und jetzt schlepp’ ich mir hier einen ab, nur weil der Pförtner mich mit dem Auto nicht rein gelassen hat.“ Welcome to the real world. Immerhin hatte er ja nicht „so ein blödes Curt Cress-Schlagzeug“ zu schleppen. Und irgendwie war das ja auch ein gutes Mittel gegen eventuell aufziehenden Größenwahn.

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Leopardefell und die Folgen
     
    Über sieben Monate lang waren BAP – mit Unterbrechungen – in Sachen
Pik Sibbe
unterwegs gewesen, am 6. Juli 1995 endete die Tour. Aber Wolfgang Niedecken hatte die Idee zu einem Album mit eingekölschten Bob Dylan-Songs, um den Schwung auszunützen, den die Band jetzt endlich hatte. Direkt rein in den Proberaum und loslegen! Mangels eigenen

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