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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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rauchte. Erst wenn er fand, es sei gut, ging er rein und sagte: Stop. Angelo war folgsam. Der hörte nicht vorher auf. Im Sommer 1995 konnte Jürgen die Früchte seiner Arbeit aufblühen sehen: Die Kelly Family tourte durch Stadien, und er hatte die Aufgabe, eine kleine Drumbattle mit Angelo aufzuführen und bei einigen Songs selbst Schlagzeug zu spielen. Es waren völlig neue Erfahrungen. Enthusiastisches Publikum kannte er ja von BAP, aber das warf nicht mit Bären, Affen und Häschen. Wenn der Security-Chef ansagte: „Liebe Leute, wir wissen, dass ihr die Kellys alle sehr liebt und auch gerne Plüschtiere auf die Bühne werft, aber während sie spielen stört das.“ Und dann holte er zum großen Zeichen aus: „Also werft jetzt!“ Dann flogen sie. Mini-Mäuse bis Giraffen in Originalgröße. Alles wurde in große Müllsäcke eingesammelt und einer SOS-Kinderdorforganisation gespendet.
    Mit einem Ausflug nach Capri verabschiedete sich der Schlagzeuglehrer von seinem Schüler. Die Family produzierte ein Album dort und fragte Jürgen, ob er mitkommen wolle, gelegentlich mit dem Kleinen ein paar Takte trommeln. Das passierte vielleicht viermal in den paar Wochen, ansonsten hatte Jürgen 250 Quadratmeter Terrasse mit Meeresblick und bezahlten Urlaub. Angelo begab sich anschließend in die Betreuung des amerikanischen Jazztrommelpapstes Billy Cob-ham – und betreibt seither das Schlagzeugspielen als Wissenschaft.
    Die Stimmung bei BAP war auf dem Tiefpunkt, als man sich im Studio N in Köln traf, um zwei neue Stücke für eine „Best of“- CD aufzunehmen.
Wahnsinn
hieß die Compilation, die den Fans das Warten auf ein wirklich neues Produkt verkürzen sollte.

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Bei der Platte muss man sich nur das Foto auf dem Cover angucken, dann weiß man schon, was da los war. Genau wie wir da aussehen, so war das auch. Diese Ernsthaftigkeit, diese Grabesstimmung!

     
    Da saßen die sieben traurigen Gestalten im Studio N in Köln und nahmen mal eben das Pflichtprogramm fürs Weihnachtsgeschäft auf, so empfand es jedenfalls der Trommler. Wie Pflichtprogramm kamen ihm auch die Stücke vor. Ein brüllendes Nichts, ach was, leider nicht mal brüllend. „Lass se doch reden“ und „Ich danz met dir“. Jürgen trommelte routiniert die beiden Routinenummern aufs Band. Er war soweit überzeugt, unter den gegebenen Umständen gute Arbeit geleistet zu haben. Routinemäßig hätte jetzt aus dem Regieraum die Aufforderung kommen müssen, doch mal kurz den Kopfhörer abzusetzen und das eben Gespielte anzuhören. Aber es blieb still. Er wartete, aber es blieb weiter still. „Hallo, ist da jemand?“ fragte er schließlich, aber die Stille wollte nicht enden. „War das jetzt gut oder net?“ fragte er nach. Als Antwort hörte er, wie jemand am Mischpult den Talkback-Knopf drückte, aber nichts sagte. Er schaute durch die Trennscheibe, und sah die ganze Mannschaft in respektvoller Entfernung auf der Couch sitzen, in die Lektüre der Zeitung vertieft. Die zweite Nachfrage ergab die qualifizierte Antwort. „Jaja, war okay.“ Das konnte eigentlich nicht wahr sein, soviel galoppierendes Desinteresse! Aber für ihn beschrieb dieser kurze Moment schlaglichtartig die ganze verfahrene Situation. Wolfgang hatte Jens Streifling mitgebracht, den er auf der „Leopardefell“-Tour ins Herz geschlossen hatte. „Mensch, der Mann ist gut, so einen bräuchten wir mal!“, fand auch Jürgen, und er sagte es dem Chef. „Alles in Arbeit“ war die Antwort, aber da war einiges zu arbeiten. Denn Jens wurde vom Rest der Combo bestenfalls wie Luft behandelt. Wie sollte man in dieser Atmosphäre wieder den Kopf frei kriegen für eine „richtige“ neue BAP-Produktion? Jürgen hatte den Eindruck, dass die Zukunft der Band schon wieder auf der Kippe stand, ähnlich wie acht Jahre zuvor, kurz bevor er eingestiegen war.
    Es hatte sich einiges angestaut nach dieser „Produktion“. Wolfgang Niedecken hatte auch keine Lust mehr auf diese ganze spezielle BAP-Studio-Depression. Also schenkte er Steve Borg und dem Schmal reinen Wein ein: Er habe keine Lust mehr auf Leute, die außer Genörgel seit Jahren nichts beizutragen hätten. Im Studio wolle er mit anderen arbeiten, live könnten sie ja dann gerne spielen. Dieses Angebot wiesen die beiden selbstredend zurück. Und schon waren sie weg. Man täte der Wahrheit Unrecht, wenn man behauptete, die Trauer über diese unvermittelten Abgänge wäre allzu groß gewesen. Jürgen für seinen

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