Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
bestimmt, dass Annie dachte, sie wäre unfruchtbar?“
Er zog die schwarzen Brauen zusammen, und dann schien ihm zu dämmern, dass Annie ihm tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte. Unterschiedliche Gefühle zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, Freude gefolgt von … Scham?
Geschieht ihm recht, dachte sie, warum hat er mir nicht geglaubt?
Sie richtete sich auf, und sofort war Kate an ihrer Seite, um ihr zu helfen.
„Eine Nacht im Krankenhaus würde auch nichts ändern. Entweder geht die Schwangerschaft ihren normalen Gang oder …“ Annie schluckte. „Oder nicht. Dr. Gibson, Sie haben doch selbst gesagt, dass es keinen Unterschied macht.“
„Ja. Bettruhe würde Sie nicht vor einer Fehlgeburt bewahren. Aber aufgrund Ihrer medizinischen Vorgeschichte wissen Sie ja, dass Sie besonders vorsichtig sein müssen. Sie dürfen sich auf keinen Fall großer Anstrengung aussetzen – und das schließt Geschlechtsverkehr mit ein. Wir wollen auf der sicheren Seite bleiben, okay?“
Annie stieg die Schamesröte ins Gesicht. Ohne es zu wollen, sah sie Rafael an. Er hob eine Augenbraue und lächelte bedeutungsvoll, und Annie war froh, dass Dr. Gibson und Kate es nicht sehen konnten. Ihre Verlegenheit wuchs. Hatte der Mann denn keinen Anstand?
„Gut, dann möchte ich jetzt nach Hause.“ Annie schwang die Beine aus dem Bett.
„Okay, Annie.“ Dr. Gibsons Pager piepte. „Gehen Sie, aber achten Sie auf sich. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns dann in einer Woche in meiner Sprechstunde.“
„Ich bleibe bei dir“, bot Kate an. „Jem kann sicher solange bei Rob bleiben.“
„Nein, ich kümmere mich um sie“, sagte Rafael bestimmt. „Das ist meine Angelegenheit.“
Kate sah von ihm zu Annie, und ihr war deutlich anzusehen, dass sie eins und eins zusammenzählte.
„Ich komme auch allein zurecht“, protestierte Annie. „Kate wohnt ganz in der Nähe, im Notfall ist sie in zwei Minuten bei mir.“
„Entweder bleibe ich bei dir, oder du bleibst im Krankenhaus.“ Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
Annie gab nach. Sie hatte nicht die Kraft, sich aufzulehnen. Jetzt wollte sie nur noch nach Hause, sich ins Bett legen und schlafen. Ihrem Baby ging es gut, das war die Hauptsache.
„Na schön“, fügte sie sich, nur um endlich von hier wegzukommen.
Kate setzte sie vor ihrem Cottage ab und ließ sich noch einmal versprechen, dass Annie sofort anrief, wenn sie Hilfe brauchte. Jederzeit, auch nachts.
Rafael bestand darauf, Annie zu tragen, als wäre sie zu schwach, um auf eigenen Beinen zu stehen. Sie achtete schon so lange allein auf sich, dass es ungewohnt war, sich so umsorgen zu lassen. Aber es war angenehm. In seinen Armen hatte sie das Gefühl, dass alles gut werden würde.
Vorsichtig legte er sie aufs Bett und bestand darauf, sie auszuziehen. Annie war sich jeder Berührung seiner Finger auf ihrer Haut bewusst. Schließlich hatte sie nur noch BH und Höschen an, und sie hörte, wie er scharf einatmete. Dann schüttelte er den Kopf, murmelte etwas auf Spanisch, das wie ein Fluch klang, und hielt die Bettdecke hoch, damit Annie darunterschlüpfen konnte.
Zu ihrer Überraschung legte er sich neben sie, auf die Decke, und zog Annie an sich, sodass sie mit dem Rücken an seiner Brust lag. Mit einer Hand strich er ihr sanft übers Haar, und sie spürte, wie sie langsam in den Schlaf glitt.
Rafael würde für sie da sein, wenn sie ihn brauchte.
Rafael streichelte ihr seidenweiches dunkles Haar und atmete Annies zartes Parfüm ein. Als ihre Atemzüge ruhiger wurden, warf er einen prüfenden Blick auf ihr blasses Gesicht. Feine Sorgenfältchen hatten sich in ihre Augenwinkel eingegraben.
Er fragte sich, ob ihr bewusst war, wie verletzlich sie trotz ihres entschiedenen Auftretens wirkte. Und er war ziemlich erstaunt, dass sie in ihm das heftige Bedürfnis weckte, sie zu beschützen. Als er in Bens Bad einen Blick in ihr Gesicht geworfen hatte, war ihm sofort klar geworden, dass sie voller Angst um ihr Baby war. Er war nicht nur besorgt, sondern regelrecht erschüttert über die Möglichkeit gewesen, dass sie eine Fehlgeburt haben könnte.
Und dann im Krankenhaus … Dr. Gibsons Bemerkung hatte ihm bewusst gemacht, dass Annie die ganze Zeit ehrlich gewesen war. Er schämte sich noch immer, dass er sie damals bei ihrem Anruf so behandelt hatte. Nur weil Marta ihn von vorn bis hinten belogen hatte, musste Annie ja nicht auch so sein. Sicher hatte sie all ihren Mut zusammengenommen, um ihn anzurufen und ihm von
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