Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
fürchte, die Katze ist aus dem Sack. Und, macht es dir etwas aus?“
„Nein, ich glaube nicht“, erwiderte Annie nach kurzem Überlegen. „Wahrscheinlich wäre es früher oder später sowieso herausgekommen. Außerdem können sie sich im Krankenhaus glücklich schätzen. Er ist ein erfahrener Geburtshelfer.“
„Was ist mit dir, Annie? Wie fühlst du dich, jetzt, wo er hier ist?“
„Ich weiß es nicht“, sagte sie aufrichtig. Wie sollte sie erklären, was sie für Rafael empfand? Da war die starke Anziehungskraft, die sie schon bei ihrer ersten Begegnung empfunden hatte. Andererseits hatte er ihr mit Anwälten gedroht. Sie wollte nicht, dass ihr Kind die Hälfte des Jahres ohne sie in Spanien verbrachte. „Was Rafael betrifft, so ist er fest entschlossen, sein Kind nicht aus den Augen zu lassen.“ Sie zögerte. Sollte sie Kate und Chloe ihre Sorgen anvertrauen?
Nach kurzem Überlegen wagte sie es. Die beiden würden es niemandem weitererzählen, da war sie sicher.
„Er hat mir gesagt, dass er Umgangsrecht beantragen will. Wenn er mein Baby nun zu einem Besuch nach Spanien mitnimmt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet?“
Zwei Augenpaare musterten sie mitfühlend.
„Das glaube ich nicht“, sagte Kate schließlich. „Normalerweise bekommt die Mutter das Recht zugesprochen, das Kind bei sich aufzuziehen.“
„Aber heutzutage haben Väter doch die gleichen Rechte, oder?“
„Warum sprichst du nicht mit ihm darüber, Annie? Vielleicht machst du dir ganz umsonst Gedanken.“
Natürlich hatte Kate recht. Dennoch fragte Annie sich wieder einmal, ob sie richtig gehandelt hatte, als sie Rafael gesagt hatte, dass er Vater wurde.
Mit Sicherheit wäre alles weniger kompliziert gewesen.
Kate und Chloe gingen ein paar Minuten, nachdem Rafael zurück war. Er hatte geduscht und trug nun einen leichten Kaschmirpullover zur Jeans und sah sehr sexy aus, wie Annie fand.
„Warum bist du nicht im Bett?“ Der schroffe Tonfall holte sie augenblicklich aus ihren träumerischen Gedanken. „Ich dachte, wir hätten abgemacht, dass du an diesem Wochenende im Bett bleibst und ich mich um dich kümmere?“
Sexy oder nicht, der Mann konnte einen zur Verzweiflung bringen! „Nein, wir haben gar nichts abgemacht. Wie wir beide wissen, bringt Bettruhe überhaupt nichts.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so eigensinnig bist“, sagte er, doch seine Mundwinkel zuckten, als müsse er ein Lächeln unterdrücken. „Aber das kann ich auch sein.“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, durchquerte er mit langen Schritten das Zimmer und hob sie hoch.
Annie blieb nichts anderes übrig, als ihm die Arme um den Hals zu schlingen und sich festzuhalten, während er in ihr Schlafzimmer marschierte und sie dort so vorsichtig aufs Bett legte, als hielte er eine kostbare Porzellanfigur in den Händen.
Während er auf sie hinuntersah, glomm in seinen Augen etwas auf, und Annie vergaß fast den nächsten Atemzug. Die Zeit stand still, die Welt hörte auf, sich zu drehen. Einen verrückten Moment lang wurde die Sehnsucht, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren, unerträglich.
Rafael beugte sich über sie und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „ Dios “, stieß er heiser hervor. „Sieh mich nicht so an.“
Hastig, so schien es ihr, richtete er sich wieder auf und ging ans andere Ende des Zimmers. „Ich habe dir ein paar Zeitschriften mitgebracht. Da ich nicht wusste, was du gern liest, habe ich wahllos zugegriffen. Ich hole sie dir.“
Jetzt reichte es. Sie würde nicht im Bett bleiben, und wenn er sich auf den Kopf stellte! „Ich gehe duschen“, verkündete sie. „Und dann ziehe ich mich an. Du kannst machen, was du willst.“
Der verblüffte Ausdruck auf seinem Gesicht tat ihr gut. Annie stand auf, wickelte sich die Bettdecke um und machte sich erhobenen Hauptes auf den Weg ins Bad.
Absichtlich ließ sie sich viel Zeit, und als sie wieder herauskam, war Rafael nirgends zu sehen. Sie ignorierte die Enttäuschung, die sie spontan empfand, und zog sich an. Das Kleid, das sie aus dem Schrank nahm, fiel locker über die Taille, genau das Richtige.
Annie föhnte sich die Haare, bis sie in einem glänzenden Bob ihr Gesicht umrahmten. Sie fühlte sich erfrischt und ausgeruht, bereit, es wieder mit dem Alltag aufzunehmen. Die Blutungen hatten aufgehört, und sie verspürte auch keine Krämpfe mehr. Alles in Ordnung.
„He, du“, sagte sie sanft zu ihrem Bauch und legte liebevoll eine Hand darauf.
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