Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
sie sah, wie Rafael sie besorgt musterte.
„Sag mir, was passiert ist“, drängte er sanft.
Annie holte tief Luft. „Ich blute“, stieß sie hervor und fing an zu weinen. „Mein Baby“, schluchzte sie. „Ich will es nicht verlieren!“
Rafael hob sie auf die Arme und trug sie nach draußen. Annie schluchzte immer noch und nahm die erstaunten Blicke der anderen Gäste kaum wahr. Aber die Gespräche verstummten, und bald darauf waren sie von Menschen umringt.
Kate war die Erste, die fragte: „Was hat sie?“
„Blutungen. Ich bringe sie ins St. Piran.“ Trotz ihrer Angst hörte Annie, dass seine Stimme nicht so fest klang wie sonst.
„Ich komme mit“, sagte Kate entschlossen. „Ich kann fahren, während Sie sich um Annie kümmern.“
„Ich komme auch mit.“ Das war Chloes besorgte Stimme.
„Das brauchst du nicht“, lehnte Kate freundlich, aber bestimmt ab. „Ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes ist. Ich rufe dich nachher an.“
Und dann spürte Annie, wie sie auf die Rückbank des Wagens gehoben wurde. Rafael deckte sie mit seiner Jacke zu und setzte sich neben sie. Er zog sie in seine Arme, strich ihr beruhigend übers Haar. Kate startete den Motor, die Reifen quietschten kurz, als sie anfuhr, und dann ging es Richtung Krankenhaus.
Es waren die schlimmsten Minuten ihres Lebens, aber Annie war unbeschreiblich froh, dass Rafael bei ihr war.
Im St. Piran angekommen, bestand Rafael darauf, sie den ganzen Weg zur Gynäkologiestation zu tragen. Kate musste laufen, um mit ihm Schritt zu halten. Annie wusste, dass ihr das alles morgen furchtbar peinlich sein würde, aber jetzt war es ihr egal. Wenn ihr jemand helfen konnte, dann Rafael.
Er bettete sie vorsichtig auf eine Liege in einem der Untersuchungsräume und verlangte nach einem Ultraschallgerät. Und das in einem Tonfall, der verriet, dass er nicht erst lange darauf warten wollte.
Was Annies Angst natürlich noch schürte. Doch sie bemühte sich, Kates Fragen so ruhig wie möglich zu beantworten. Nein, sie hatte vorher noch keine Blutungen gehabt. Nur diese leichten Krämpfe, sonst nichts. Vorhin hatte sie sogar noch gespürt, wie ihr Baby sich bewegte. Jetzt allerdings nicht mehr.
Rafael bereitete die Untersuchung vor und gab Kontaktgel auf Annies Haut. Kate hielt ihre Hand, als er den Schallkopf über ihren Bauch bewegte. Rafaels Augen waren aufmerksam auf den Monitor gerichtet, und seine Miene zeigte, dass er hochkonzentriert war.
Plötzlich verzog er das Gesicht zu einem Lächeln. Annie verspürte den ersten zaghaften Hoffnungsschimmer, seit sie in Bens und Lucys Badezimmer gewesen war.
„Ich sehe das Herz schlagen“, sagte er, deutlich erleichtert. „Sieh mal, Annie, hier.“ Er drehte den Bildschirm, und trotz ihrer verweinten, geschwollenen Augen konnte sie das regelmäßige Pumpen des Herzchens sehen.
Grenzenlose Erleichterung durchflutete sie. Sie war immer noch schwanger! Staunend betrachtete sie das Bild. Zwei winzige Arme, zwei Beinchen, dicht an den Körper gezogen, und … was war das? Ja, es nuckelte am Daumen. Tränen der Rührung schossen ihr in die Augen, aber diesmal waren es Glückstränen. Da war es, ihr Kind, sicher und geborgen in ihrem Bauch.
Rafael schien ähnlichen Emotionen ausgesetzt zu sein wie sie. Er starrte auf den Monitor und murmelte dann etwas auf Spanisch, das fast ehrfürchtig klang. Kate lächelte.
Annies Gynäkologin Dr. Gibson betrat das Zimmer.
„Die Hebammen haben mir erzählt, dass unsere Wundermutter hier ist“, meinte sie. „Ich dachte, ich sehe mal nach, wie es Ihnen geht.“ Ihr Blick fiel auf Rafael, und ein neugieriger Ausdruck trat in ihre hellblauen Augen. „Aber der Kollege Castillo ist ja schon da.“ Sie betrachtete das Ultraschallbild und nickte sichtlich zufrieden. „Ihrem Baby geht es gut, aber das hat Dr. Castillo Ihnen sicher schon gesagt.“
„Du solltest zur Beobachtung hierbleiben, Annie“, schlug Kate vor.
„Würde es etwas ändern?“ Sie sah, wie Kate und Rafael einen Blick tauschten.
„Nein“, erklärte er dann behutsam. „Eine Fehlgeburt würdest du damit letztendlich auch nicht verhindern.“
„Dann will ich nach Hause.“
„Ich bin derselben Meinung wie Kate“, antwortete Rafael. „Ich bleibe bei dir.“
Wieder warf Dr. Gibson ihm einen erstaunten Blick zu, wandte sich jedoch an Annie. „Ich weiß, wie viel diese Schwangerschaft Ihnen bedeutet, Annie. Eine Nacht im Krankenhaus kann nicht schaden.“ Dann sagte sie zu Rafael: „Sie wissen
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