Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
Es tat unsäglich weh, doch um ihres Kindes willen musste ihr das genügen.
Dr. Roberts hatte Annie eine Patientin geschickt, die auch Rafael sich ansehen sollte.
Tilly Treliving war Diabetikerin. Früher war sie regelmäßig in die Praxis gekommen, um sich behandeln zu lassen. Sie sehnte sich danach, Mutter zu werden, aber Dr. Roberts und Kate hatten ihr von einer Schwangerschaft abgeraten, solange sie ihre Krankheit noch nicht im Griff hatte. Nachdem sie sich lange nicht hatte blicken lassen, war Gemma, die Praxisschwester, zu ihr gefahren. Es stellte sich heraus, dass Tilly Fakten geschaffen hatte – sie war in der dreißigsten Woche schwanger.
„Wo ist John?“, fragte Annie, als die junge Frau mit ängstlicher Miene vor ihr saß. „Konnte er sich nicht freinehmen und Sie begleiten?“
„Er ist wütend auf mich.“ Tilly brach in Tränen aus. „Wir reden kaum miteinander. John wollte nicht, dass ich schwanger werde. Weil ich doch Diabetes habe und Mrs. Althorp gesagt hatte, wir sollten lieber noch warten.“
Annie reichte ihr eine Schachtel Papiertaschentücher und wartete, bis die Schluchzer weniger wurden. „Ich bin sicher, dass John sich wieder beruhigen wird. Dr. Roberts hat Sie an Dr. Castillo überwiesen. Er kennt sich mit Risikoschwangerschaften aus.“
„Wird er mir auch keine Vorwürfe machen?“, fragte Tilly zaghaft.
„Nein, natürlich nicht. Er ist sehr nett, und er wird dafür sorgen, dass Sie und Ihr Baby gesund durch die Schwangerschaft kommen.“
Rafael untersuchte Tilly und verabschiedete sie mit der Bitte, sich in zwei Wochen wieder einen Termin geben zu lassen. Anschließend besprach er sich mit Annie.
„Ihre Glukosewerte gefallen mir nicht, und das Baby ist größer, als es zu diesem Zeitpunkt sein sollte. Wir müssen sie sehr genau im Auge behalten.“
Annie wusste, was er befürchtete. Bei diabetischen Schwangeren bestand immer die Gefahr einer Totgeburt, wenn der Diabetes nicht genau kontrolliert wurde.
„Mach dir keine Gedanken“, sagte sie. „Gut, dass sie auch in Penhally Bay wohnt, dann kann ich öfter bei ihr vorbeischauen.“
Rafael lächelte anerkennend. „Du bist eine bewundernswerte Hebamme. Ich glaube, du kümmerst dich um die Schwangerschaften deiner Patientinnen genauso gut wie um deine eigene.“
Ihr Herz überschlug sich, und sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden. Musste er so ein toller Mann sein? Auch wie er mit Tilly umgegangen war, hatte ihr sehr gefallen. Statt ihr vorwurfsvoll ins Gewissen zu reden, war er freundlich gewesen und hatte versucht, sie zu beruhigen. Dafür liebte Annie ihn noch viel mehr.
„Apropos, da können wir gleich mal deinen Blutdruck messen.“ Er griff nach dem Gerät und legte ihr die Manschette um den Arm.
„Hey, Moment“, protestierte sie, weil ihre Haut anfing zu kribbeln, dort, wo er sie berührte. „Kate hat vorhin schon Blutdruck gemessen, und er ist völlig in Ordnung. Hör bitte auf, mich wie einen wandelnden Inkubator zu behandeln.“
Seine Mundwinkel zuckten. „Tue ich das?“, fragte er amüsiert.
„Ja!“ Sie warf ihm einen trotzigen Blick zu. „Du interessierst dich nur dafür, ob das Baby gesund ist.“
„Und für die Mutter nicht?“ Rafael lächelte immer noch, aber der dunkle, unergründliche Ausdruck in seinen Augen sorgte dafür, dass ihr Puls sich beschleunigte. Ihr Mund wurde trocken, und sie strich sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, klopfte es, und seine Sprechstundenhilfe verkündete, dass Claire und Roy Dickson da seien.
Annie beobachtete Rafael, während er Claire mit dem Ultraschallgerät untersuchte. Die Patientin hatte zum Glück keine Blutungen mehr gehabt. Doch als die Untersuchung beendet war und Annie ihr das Kontaktgel vom Bauch wischte, sah sie Rafaels ernstem Gesicht an, dass etwas nicht stimmte.
Er wartete, bis Claire ihre Kleidung gerichtet hatte. Wie immer wich Roy nicht von ihrer Seite. Annie wusste, dass er in leitender Position arbeitete und oft auf Geschäftsreisen war. Dennoch hatte er seine Frau bisher zu jedem Arzttermin begleitet.
„Seit dem letzten Mal sind Ihre Babys gewachsen“, begann Rafael. „Aber nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.“
Claire wurde blass und umklammerte die Hand ihres Mannes. Beide warteten jedoch schweigend darauf, dass Rafael fortfuhr.
„Es ist von Vorteil, dass Sie bereits in der sechsundzwanzigsten Woche sind. Aber wir müssen eine Entscheidung treffen.“
Das Paar
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