Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
sie das nicht annehmen? Sie hatte es bitter nötig …
Rob hatte draußen gewartet, während Dr. Bower bei Kate eine Gewebeprobe entnahm und eine Mammografie machte. Anschließend mussten sie eine Stunde auf die Ergebnisse warten, und für Kate war es die längste Stunde ihres Lebens.
Dr. Bower, eine ältere Ärztin, mit der Kate beruflich schon öfter zu tun gehabt hatte, las den Laborbericht aufmerksam durch. Schließlich nahm sie ihre Brille ab und legte sie langsam auf den Tisch. Kate spürte, wie Rob nach ihrer Hand griff und sie aufmunternd drückte.
„Es tut mir leid, Kate“, begann Dr. Bower, „aber der Befund ist positiv. Die gute Nachricht ist, dass der Tumor sich noch im Frühstadium befindet. Ich bin zuversichtlich, dass wir ihn entfernen und auf eine Mastektomie verzichten können. Doch versprechen kann ich es Ihnen nicht. Genaueres wissen wir erst, wenn wir Sie auf dem OP-Tisch haben.“
Sie räusperte sich. „Falls es Anzeichen dafür gibt, dass der Krebs die Lymphknoten befallen hat, stellt sich natürlich ein anderes Bild dar, und wir werden doch die Brust abnehmen müssen und Sie hinterher einer Chemo- und Strahlentherapie unterziehen. Aber wie gesagt, davon gehe ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus, bin aber der Meinung, dass Sie wissen sollten, was schlimmstenfalls auf Sie zukommt. Wie auch immer, wir sollten so schnell wie möglich operieren.“
Für Kate kippte die Welt aus den Angeln. Sicher, sie hatte gewusst, dass der Knoten bösartig sein könnte, aber den Gedanken weit von sich geschoben, um sich nicht schon vor der Untersuchung verrückt zu machen. Rob verstärkte den Druck seiner Hand, doch sie nahm es kaum wahr. Ich habe Krebs. Ich kann sterben. Mein Kind wird mutterseelenallein bleiben und … ihr wurde übel … keinen Vater haben.
Wie konnte das Leben so grausam sein?
„Sind Sie sicher?“, brachte sie hervor. „Ich meine … Verzeihung, natürlich sind Sie das, sonst würden wir wohl kaum darüber reden.“
„Ich weiß, es ist ein Schock für Sie“, antwortete Dr. Bower mitfühlend. „Aber lassen Sie sich nicht entmutigen, es ist wirklich ein Glück, dass die Geschwulst noch so klein ist. Ich schlage vor, wir legen den OP-Termin für Anfang übernächster Woche fest, gleich am Montag. Ist Ihnen das recht?“
Kate konnte nur nicken. Was soll ich Jem erzählen?
Sie schaffte es, sich zusammenzunehmen, bis sie in Robs Wagen saßen. Erst als Rob sie in die Arme nahm, brachen die Dämme, und Kate fing bitterlich an zu weinen. Er schwieg, strich ihr nur liebevoll übers Haar und wartete, bis die Schluchzer abebbten.
Verlegen, weil sie sich ihrer verheulten Augen bewusst war, entzog sie sich seiner Umarmung und putzte sich die Nase. „Entschuldige, Rob, dass du das alles abkriegst. Du hast bestimmt etwas anderes erwartet, als du dich mit mir eingelassen hast.“
„Ich habe mich mit dir eingelassen … wie du es nennst“, begann er lächelnd, „weil ich dich für die wundervollste Frau halte, der ich je begegnet bin. Ich bin nirgends lieber als hier bei dir. Aber ich möchte, dass du mir jetzt genau zuhörst.“
Er drehte sich in seinem Sitz um und nahm ihre Hände in seine. Kate spürte, wie ihre Wärme das eisige Frösteln milderte, das seit der Diagnose nicht mehr aus ihrem Körper weichen wollte.
„Dr. Bower hat betont, dass der Krebs noch im Anfangsstadium ist, und die Überlebenschancen bei Brustkrebs sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Daran musst du denken, nur daran, Kate.“
Kate sah ihm ins Gesicht, betrachtete die lieben, sympathischen Züge. Bei Rob fühlte sie sich beschützt und geliebt. Warum konnte sie ihm nicht die gleichen starken Gefühle entgegenbringen?
„Ich weiß, Rob, aber das schaffe ich nicht. Was ist, wenn sie während der Operation feststellen, dass der Krebs doch weiter fortgeschritten ist? Was wird aus meinem Jungen, wenn ich …“ Sie holte zitternd Luft. „Wenn es zum Schlimmsten kommt, meine ich. Ich bin alles, was er hat, ich kann ihn doch nicht allein lassen. Er ist noch so jung.“ Ihre Stimme brach, und wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Rob zog sie wieder an sich. „Es wird alles gut, du wirst schon sehen. Ganz bestimmt.“
Aber Kate wusste es besser. Vor Krankheiten, Unfällen und anderen Schicksalsschlägen war man nie sicher. Und auch Rob konnte ihr nicht versprechen, dass alles gut gehen würde.
So gern sie ihm auch geglaubt hätte …
Angela wurde mit jedem Tag kräftiger, und Annies
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