Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
litt wie sie. Oder daran, dass er seine Tochter liebte. Und plötzlich spürte sie ein tiefes Vertrauen, das ihr Sicherheit gab.
„Okay“, flüsterte sie. „Ich unterschreibe die Papiere.“
Die Zeit dehnte sich endlos, als Annie und Rafael in einem separaten Raum warteten, während ihr Kind operiert wurde. Worte fielen selten. Annie lag mit dem Kopf auf seinem Schoß, und er strich ihr liebevoll über das Haar. Gelegentlich fragte er, ob er ihr etwas bringen könne. Wasser? Einen Kaffee? Annie sagte jedes Mal Nein. Sie könnte jetzt nichts hinunterbringen.
Nach Stunden, so schien es ihr, waren im Flur Schritte zu hören, und Annie richtete sich hastig auf. Ihr klopfte das Herz im Hals.
Rafael erhob sich und zog sie in seine Arme. „Was sie uns auch sagen werden, sei stark, mi amor . Ich bin bei dir.“
Mit einem breiten Lächeln betrat der Chirurg den Warteraum für Angehörige. Angela hatte die Operation gut überstanden, mit Komplikationen rechne er nicht, erklärte er den überglücklichen Eltern. Ihre Tochter sei zwar wieder auf der Intensivstation, aber sie könnten zu ihr, wenn sie wollten.
Was für eine Frage!
Mit Kate stimmte etwas nicht. Dr. Nick Roberts hatte keine Ahnung, was, aber er hätte schwören können, dass irgendetwas sie beunruhigte.
Er verließ seinen Schreibtisch und trat ans Fenster. Graue Wolken und dichter Regen hatten das herrliche Sonnenwetter der letzten Tage abgelöst und passten zu seiner trüben Stimmung.
Nick wusste nicht, warum, aber es gefiel ihm nicht, dass Kate einen neuen Mann an ihrer Seite hatte. Im Grunde ging es ihn nichts an, und er sollte froh sein, dass sie jemanden gefunden hatte, der sie glücklich machte. Er selbst hatte ihr nichts zu bieten. Und ihrem Sohn Jem auch nicht.
Trotzdem versetzte es ihm jedes Mal einen Stich, wenn er mitbekam, wie der Junge zu Rob Werrick aufsah.
Vielleicht wäre alles anders gewesen, wenn er früher gewusst hätte, dass Jem sein Kind war. Vielleicht hätte ich dann einen Weg gefunden, ihm ein Vater zu sein, dachte Nick. Aber jetzt war es zu spät dafür. Immer, wenn er den Jungen sah, wurde er daran erinnert, dass er seine geliebte Frau Annabel betrogen hatte. Er schämte sich heute noch dafür.
Nick seufzte. Was für eine verfahrene Situation!
Ein sanftes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken, und dann steckte Kate den Kopf ins Zimmer. Sie ist immer noch sehr schön, dachte Nick. Die Jahre waren gnädig zu ihr gewesen. Warum konnte er sie nicht gehen lassen? Warum machte es ihn verrückt, wenn sie mit jemand anders zusammen war? Er konnte ihr ja nicht geben, wonach sie sich sehnte.
„Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass Chloe die Vorsorgeuntersuchungen nachher allein macht. Ich nehme den Nachmittag frei. Es könnte also sein, dass sie deine Hilfe braucht.“
Überrascht blickte er sie an. Es sah Kate gar nicht ähnlich, einfach freizumachen, vor allem nicht, wenn sie ihren Kollegen damit mehr Arbeit aufbürdete.
„Ist alles in Ordnung, Kate? Es ist doch nichts mit Jem, oder?“
„Nein, Jem geht es gut. Er ist in der Schule. Ich muss nur heute Nachmittag etwas erledigen.“
„Kann das nicht warten?“
„Ich frage wirklich nicht oft, ob ich freihaben kann, Nick“, entgegnete sie frostig.
Selbstverständlich hatte sie recht. Ihre Patientinnen und die Praxis waren ihr immer wichtig gewesen, sie würde nie einfach Urlaub nehmen. Er spürte nur, dass sie ihm etwas verheimlichte, und er wollte wissen, was es war. Ein Blick auf ihre fest zusammengepressten Lippen verriet ihm jedoch, dass es zwecklos war, sie zu fragen. Ihr Privatleben ging ihn nichts an, und daran war er selbst schuld.
„Natürlich“, sagte er. „Entschuldige.“ Im ersten Moment glaubte er, Enttäuschung in ihren Augen aufblitzen zu sehen, aber sie verschwand so schnell wieder, dass er nicht wusste, ob er es sich nur eingebildet hatte. Und wenn nicht … anscheinend war es sein Schicksal, diese Frau immer wieder zu enttäuschen.
„Bis morgen dann“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich.
Kate versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös sie war. Auf dem Stuhl neben ihr saß Rob und wirkte so angespannt, wie sie sich fühlte. Er hatte darauf bestanden, sie ins St. Piran zu begleiten. Gewohnt, alles allein zu bewältigen, hatte sie ihn davon abbringen wollen, aber schließlich nachgegeben. Rob war ein liebevoller, aufmerksamer Mann, der ihr in dieser schwierigen Situation Halt und Geborgenheit anbot. Warum sollte
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