Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
Stützverband um seinen Hals und der zerrissenen, blutigen Schuluniform.
„Geht es Ihnen gut?“ Justins Stimme klang weich und fürsorglich.
Stacy blickte zu ihm auf und sah Verständnis in seinen Augen. „Ja, danke.“
„Es ist schwer, wenn sie genau so alt sind wie die eigenen Kinder … Machen wir uns an die Arbeit!“
„Der Patient heißt Benjamin Litchfield. Vermutlich Fraktur des linken Schienbeins und Wadenbeins, des linken Handgelenks und linken Ellenbogens. Er war zeitweise bewusstlos, sodass von einer Kopfverletzung ausgegangen werden muss. Midazolam-Gabe an der Unfallstelle.“ Während der Rettungsassistent den Bericht vorlas, schnitten Christine und eine weitere Schwester Benjamins Kleidung auf, damit die Verletzungen besser zu sehen waren.
Stacy bereitete das EKG-Gerät vor.
„Ich möchte auch ein EEG“, ordnete Justin an, während er sich über Benjamin beugte, um dessen Pupillen zu kontrollieren.
„Ben? Ben? Kannst du mich hören?“ Doch der Junge antwortete nicht.
„Die Pupillen sind synchron und reagieren auf Licht.“ Justin setzte seine Untersuchung fort.
„Benjamin?“, rief Stacy mit lauter, von mütterlicher Autorität durchsetzter Stimme. „Wach auf, Benjamin!“
Diesmal bewegte der Junge sich. „Mum?“ Seine Antwort war nur ein Flüstern, doch er hatte sie offensichtlich gehört.
„Ein weiterer bedauernswerter Junge, der jeden Morgen erbarmungslos von seiner Mutter aus dem Bett geworfen wird.“ Justin sah Stacy augenzwinkernd an. „Gut gemacht.“
Für Stacy schien die Zeit einen Moment still zu stehen. Justin hatte ihr zugeblinzelt! Ein Geräusch ließ sie hochfahren, und sie wandte sich wieder ihrem kleinen Patienten zu. „Mach dir keine Sorgen, Benjamin. Bleib einfach ganz ruhig liegen. Weißt du, wo du bist?“
Benjamin versuchte sich umzudrehen, hielt jedoch stöhnend vor Schmerz in der Bewegung inne.
„Tut es sehr weh?“, fragte Stacy mitfühlend.
Benjamins Unterlippe zitterte, als er ein leises „Ja“ stammelte, und eine einzelne Träne rann ihm die Wange herunter.
„Du Ärmster!“ Sie griff nach einem Tuch und wischte ihm die Träne ab. „Wird alles wieder gut. Wir geben dir jetzt etwas gegen die Schmerzen, und dann wird es dir schnell viel besser gehen.“ Sie wandte sich an Christine und erklärte ihr, welches Schmerzmittel sie holen sollte. Dann sprach sie wieder mit Benjamin. „Weißt du, wo du bist?“
„Krankenhaus“, kam die schwache Antwort.
„Genau. Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?“
„Nein.“
Prüfend betrachtete Stacy den kleinen Patienten, während sie ihm das Schmerzmittel in die Vene spritzte. „So, gleich geht’s dir besser.“
„Wir brauchen Röntgenaufnahmen vom linken Bein, vom linken Arm und vom Schädel“, erklärte Justin und füllte gleichzeitig den Röntgenschein aus.
„Der Patient hat eingenässt“, informierte Christine sie.
„Das könnte ein Hinweis auf eine Blasenruptur sein.“
„Das Schmerzmittel wirkt schon“, erklärte Stacy, denn Benjamin hatte entspannt die Augen geschlossen.
„Gut. Wir werden einen Urologen hinzuziehen, damit er sich die Blase ansieht. Und außerdem jemanden aus der Orthopädie.“
„Ich organisiere dann mal seinen Transport“, sagte Stacy.
„Welchen Transport?“, fragte Justin verblüfft.
„Wir sind hier in einem sehr kleinen Krankenhaus, Justin“, erinnerte sie ihn mit einem Lächeln. „Wir können Benjamins Zustand zwar stabilisieren, aber er muss mit Sicherheit operiert werden. Und das können wir hier nicht. Wir sind für solche Notfälle nicht ausgerüstet.“
„Oh. Hab’ ich vergessen.“
„Sie werden sich umstellen müssen, Stadtdoktor“, neckte sie ihn.
„Ich gebe mir Mühe.“
„Der Blutdruck ist niedrig“, warnte Christine.
„Geben Sie ihm NaCl“, bat Justin. „Ich werde mich inzwischen um diese Wunde an seinem Bein kümmern.“ Er verabreichte Benjamin ein Lokalanästhetikum und legte sich die notwendigen Instrumente zurecht. Stacy beobachtete ihn dabei, wie er Schubladen aufzog und Schränke öffnete. Er schien sich schon gut auszukennen. Obwohl dies erst sein dritter Tag im Krankenhaus war, kam es Stacy vor, als ob Justin schon seit langem hier arbeitete.
Oder bildete sie sich das nur ein, weil er ihr eigenes Leben so viel interessanter machte? Sie musste nachts an ihn denken, morgens konnte sie es kaum erwarten, ihn bei der Arbeit zu treffen, und es bestand kein Zweifel, dass ihr Verhältnis etwas ganz Besonderes
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