Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
geschafft?“
Justin dachte einige Sekunden nach und schüttelte dann den Kopf. „Keine Ahnung. Seit dem Tod meiner Frau habe ich nur noch Artikel geschrieben. Meine freie Zeit habe ich Mike gewidmet. Er hat mich gebraucht, und ich wollte für ihn da sein. Doch jetzt …“ Justin verstummte, und Stacy glaubte, das „Betreten verboten-Schild“ förmlich zu sehen. „Wir sollten uns jetzt wieder um unsere Arbeit kümmern.“
Und das taten sie während der nächsten Stunden. Endlich war der Papierstapel verschwunden, und Justin hatte nur noch wenige Unterlagen vor sich liegen, die er mit in sein Büro nehmen musste.
„Ich hoffe, ich habe eine Sekretärin?“
„An drei Tagen in der Woche. Mittwochs, donnerstags und freitags.“
„Gut.“
Als Justin mit seinen Papieren aufstand, öffnete Stacy ihm die Tür. „Adios!“
„Meinen Sie mich oder die Unterlagen?“
„Die Unterlagen natürlich. Nachdem unser Krankenhaus Sie an Land gezogen hat, werden wir Sie nie wieder gehen lassen.“
Justin ging einen Schritt auf Stacy zu. Er war ihr nun so nah, dass sie den männlichen Duft seines Aftershaves riechen konnte. Fragend hob er eine Braue und blickte ihr tief in die Augen.
„Ist das ein Versprechen, Anastasia?“
3. KAPITEL
Es war schon kurz nach acht Uhr abends, als Justin müde das Haus seiner Eltern betrat. In der Hand hielt er eine Aktentasche, die prall gefüllt war mit Dokumenten.
„Bist du es, Liebling?“, rief Katherine.
„Ja.“ Er stellte seine Tasche ab und hängte Mantel und Schal an die Garderobe. Auf seinem Weg zur Küche blieb er kurz vor dem Kamin im Wohnzimmer stehen, um sich die Hände aufzuwärmen. Er küsste seine Mutter zur Begrüßung auf die Wange. „Riecht lecker. Habt ihr noch nicht gegessen?“
„Doch. Aber ich habe dir etwas übrig gelassen. Wie wäre es, wenn du kurz Hallo zu Mike sagst, während ich dir dein Essen aufwärme?“
„Wo ist er denn?“
Katherine sah ihn betrübt an. „Wo soll er schon sein? Er hat sich in seinem Zimmer verkrochen. Wie jeden Abend.“
Justin nickte. „Ich geh zu ihm.“ Er stieg die Treppe hinauf und klopfte zweimal sachte an Mikes Tür. Früher hatte er nie darauf gewartet, hereingebeten zu werden, doch seine Mutter hatte ihn davon überzeugt, dass Mike ein Recht auf seine Privatsphäre hätte. „Mike?“, rief Justin, doch er bekam keine Antwort. „Ich bin’s, Dad. Darf ich reinkommen?“
„Meinetwegen.“
Das war zwar nicht gerade eine freundliche Einladung, aber besser als ein Nein. Justin machte die Tür auf und sah, dass sein Sohn auf dem Bett saß und etwas in den Händen hielt: einen Briefumschlag. Er ging zu Mike herüber und setzte sich neben ihn aufs Bett. „Wie war dein Tag?“
Mike zuckte gleichgültig die Achseln. „Ganz okay.“
„Brauchst du Hilfe bei deinen Hausaufgaben?“
„Nö.“
Justin versuchte, sich seine Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen. Mike hatte sich in den letzten drei Jahren immer mehr zurückgezogen. Fast schien es, als würde ihm der Verlust seiner Mutter mit zunehmendem Alter immer schmerzlicher bewusst.
In Melbourne hatte Justin sein Möglichstes getan, um Mike dabei zu helfen, mit seiner Trauer fertig zu werden. Er hatte seine Arbeitszeit verkürzt, keine Nachtschichten mehr gemacht und sogar eine Haushälterin engagiert, damit sein Sohn in einem ordentlichen Zuhause leben konnte und gesunde Mahlzeiten zu essen bekam.
Justin war mit Mike in den Ferien nach Queensland gereist, wo sie im Freizeitpark Achterbahn gefahren waren und lange Strandspaziergänge gemacht hatten. Doch es war ihm nicht gelungen, die Traurigkeit aus den Augen seines Sohnes zu verbannen. Manchmal befürchtete Justin, dass Mike ihm völlig entglitten war.
Für sie beide war beim Tod von Rose eine Welt zusammengebrochen. Doch während Justin nach einigen Monaten begonnen hatte, seine Trauer aktiv zu verarbeiten, schien Mike sich immer mehr darin zu vergraben. Justin fürchtete, dass sein Sohn irgendwann völlig im Schmerz versinken würde, und ließ nichts unversucht, um ihm zu helfen.
Justin deutete auf den Briefumschlag. „Was ist denn das?“
„Eine Einladung.“
„Toll! Wozu denn?“
„Zu einer Party. Zwei Kinder aus meiner Klasse feiern an diesem Wochenende ihren Geburtstag, und ich bin eingeladen.“
Justin war überrascht und dankbar über diese unerwartete Entwicklung.
„Das ist ja super. Darf ich mal sehen?“ Es war so wichtig für Mike, hier in Mount Gambier schnell neue Freunde zu
Weitere Kostenlose Bücher