Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
mag?“
„Ich habe Steffie gefragt, und außerdem schulde ich Ihnen noch einen von gestern.“
„Sie schulden mir gar nichts.“
James seufzte ergeben. „Liebe Charlotte Walker, Sie sind die Kinderkardiologin, und ich bin der pädiatrische Herzchirurg. Ob es uns passt oder nicht, wir müssen zusammenarbeiten. Ich für meinen Teil bevorzuge ein harmonisches Betriebsklima, das ist besser für die Patienten.“
Sie spürte, wie sie rot wurde. „Rüge akzeptiert.“
„Es sollte kein Tadel sein.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich glaube, wir hatten einfach einen schlechten Start.“ Als sie leise auflachte, erschien eine steile Falte zwischen seinen dunklen Brauen. „Was ist?“
„Ihr Haar ist völlig durcheinander.“
„Und?“
„Wollen Sie nicht Ihren Kamm zücken? Da ist ein Spiegel.“
„So eitel bin ich nun auch wieder nicht“, entgegnete er. „Wie auch immer, ich wollte Ihnen von Daisy berichten.“
„Die vor über vier Stunden aus dem OP hätte kommen müssen“, hob sie hervor.
„Es gab Komplikationen.“
Erst jetzt fielen ihr die Schatten unter seinen Augen auf, und sie bekam es mit der Angst zu tun. Ging es Daisy doch nicht so gut, wie er gerade gesagt hatte?
„Was für welche?“
„Darf ich?“ James deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
„Bitte sehr.“
Er setzte sich und streckte die langen Beine aus. „Die Operation war erfolgreich, aber während des Eingriffs kam es zum Herzstillstand … zwei Mal. Deshalb hat es so lange gedauert. Jetzt liegt sie auf der Intensivstation, und ihre Eltern sitzen an ihrem Bett.“
„Danke. Ich gehe sofort zu ihnen.“
„Warten Sie noch ein paar Minuten“, sagte er sanft. „Wir haben die Kleine ins künstliche Koma versetzt, und ich habe ihnen bereits erklärt, dass wir sie erst morgen früh richtig aufwecken.“
Die übliche Prozedur nach einer Operation am offenen Herzen. Es bedeutete, dass das Kind maschinell beatmet wurde, um das Herz zu schonen. So konnte es sich schneller von dem Eingriff erholen.
„Und, wie war Ihr Nachmittag?“, wechselte James das Thema.
„Ziemlich turbulent. Ich musste in die Notaufnahme, weil Tim, der zweite kardiologische Oberarzt, krank geworden ist.“
„Dann übernehmen Sie sowohl Kinder als auch Erwachsene?“
„In der Regel nicht – ich kümmere mich um die Kinder, Tim ist für die Erwachsenen zuständig. Aber bei Bedarf springen wir für den anderen ein. Übrigens habe ich einen Patienten, über den ich mit Ihnen noch sprechen wollte. Ellis Martyn, zwölf Jahre alt, Morbus Ebstein. Ich denke, wir müssen eine Herzklappenkorrektur ins Auge fassen.“
Sie berichtete von der Sprechstunde am Nachmittag. „Ich habe Antibiotika verordnet und ihn mit einem Langzeit-EKG nach Hause geschickt. In der nächsten Woche hat er wieder einen Termin, und es wäre gut, wenn Sie dabei sind.“
„Natürlich. Wir stimmen das noch genauer ab.“
„Danke.“
Dr. Charlotte Walker ist eine engagierte Ärztin, das muss man ihr lassen, dachte er. Und sie faszinierte ihn. Trotz der Gelassenheit, die sie ausstrahlte, hatte sie etwas Rätselhaftes, und James brannte darauf, hinter die kühle Fassade zu blicken.
„Warum haben Sie sich für Kardiologie entschieden?“, fragte er.
Sie machte ein überraschtes Gesicht, zuckte dann aber mit den Schultern. „Zuerst wollte ich Kinderärztin werden. Während meiner praktischen Zeit hatten wir ein ‚blaues Baby‘ … Fallot’sche Tetralogie … und konnten es nicht retten. Der Fall ging mir ziemlich nahe, und ich fing an, alles darüber zu lesen, was ich in die Finger bekam. Um Kindern mit solchen Herzfehlern helfen zu können, beschloss ich, Kardiologin zu werden. Da ich mich meistens mit den pädiatrischen Fällen befasse, kann ich im Grunde beides tun: als Kinderärztin arbeiten und als Kardiologin.“ Sie schwieg kurz. „Wie war das bei Ihnen?“
James hätte seine Beweggründe schönreden können, aber wahrscheinlich konnte er ihr nichts vormachen. Und da er nicht wollte, dass sie ihn für einen Lügner hielt, entschied er sich für eine aufrichtige Antwort. „Nicht ganz so edelmütig, fürchte ich. Für mich war es eine Entscheidung zwischen Herzchirurgie und Hirnchirurgie. Aber die Herzchirurgie war damals die ehrgeizigere Disziplin von beiden.“
„Und Sie spielen gern ganz vorne mit?“
Er schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. „Schockierend, nicht wahr?“
„Sie sind schamlos.“
„Nein“, widersprach er. „Nur
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