Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
ehrlich.“
Ihre Miene verriet nicht, was sie dachte. „Danke, dass Sie mir von Daisy berichtet haben“, sagte sie. „Ich gehe jetzt besser zu den Freemans.“ Mit einer anmutigen Bewegung deutete sie auf die Papierstapel. „Heute geht sowieso keine Post mehr raus, da kann ich die Akten auch später bearbeiten. Dann sind sie für morgen fertig.“
James hob die Brauen. „Sie arbeiten nachher noch weiter?“
„Ich lasse meine Patienten, beziehungsweise ihre Eltern, nicht länger im Unklaren als unbedingt nötig. Außerdem hätte Tim für mich das Gleiche getan, wenn ich plötzlich eine Virusinfektion hätte.“
„Für mich ist der Arbeitstag auch noch nicht zu Ende – durch die lange OP habe ich einige Termine nach hinten verlegen müssen, und jetzt muss ich Berichte schreiben. Wollen wir nachher zusammen etwas essen?“
„Nein, danke.“
James hatte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie verblüfft er war. Das war’s? Ein schlichtes Nein, und damit hatte es sich? „Sie sind schon verabredet?“, riet er ins Blaue hinein.
Sie schüttelte den Kopf.
„Warum gehen Sie dann nicht mit mir essen?“
„Weil …“ Die Kunstpause betonte, was kommen würde. „… ich glaube, dass wir nicht den gleichen Geschmack haben, was Restaurants betrifft.“
„Probieren Sie’s aus. Zeigen Sie mir, wo Sie am liebsten essen.“
„Danke, ich möchte nicht“, antwortete sie ruhig, aber mit Nachdruck.
James konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einen Korb bekommen hatte. Und irgendwie versetzte es ihm einen Stich. Nicht nur aus verletzter Eitelkeit, das schüttelte er ab. Doch seit er Charlotte Walker das erste Mal begegnet war, ging sie ihm nicht mehr aus dem Sinn.
In diesem Moment war sie höflich, liebenswürdig und lächelte ihn sogar an. Dennoch wurde er das irritierende Gefühl nicht los, dass sie soeben eine dicke Glasscheibe zwischen ihnen errichtet hatte. Panzerglasqualität. Und er hatte nicht den geringsten Schimmer, warum.
„Kann ich Sie nicht doch überreden, wenn ich sage, dass ich fremd in der Stadt bin? Dass ich mich sehr bemühe, neue Freunde zu finden – und nicht auf ein Date aus bin?“
Der argwöhnische Ausdruck verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war. „Sie suchen also einen Freund?“
„Genau. Und ich lade Sie ein. Sie können das nächste Mal zahlen, wenn Sie sich dann besser fühlen.“
Sie schwieg so lange, dass er schon dachte, er hätte es vermasselt. Unvermittelt nickte sie. „Als Freunde.“
„Gut.“ Er stand auf. „Ich bin in meinem Büro. Holen Sie mich doch ab, wenn Sie bei den Freemans fertig sind.“
„Okay. Ach, und … James?“
Er blieb an der Tür stehen und drehte sich um.
Diesmal erreichte das Lächeln ihre wunderschönen blauen Augen, und sofort geriet sein Herz aus dem Takt.
„Danke für den Kaffee.“
4. KAPITEL
Als Charlotte die Intensivstation betrat, fand sie ein müdes und abgespanntes Elternpaar vor, aber wenigstens waren die Freemans nicht mehr voller Angst wie heute Morgen.
„Es tut mir leid, dass ich nicht früher kommen konnte.“
„Das macht nichts, wir haben Ihre Nachrichten erhalten. Diese nette Dame hat uns erklärt, dass Sie die Stellung halten müssen.“ Ein frustrierter Ausdruck glitt über Leslies blasses Gesicht. „Entschuldigung, ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern.“
„Barbara“, sagte Charlotte sanft.
„Stimmt, ich habe es einfach nicht behalten.“
„Das ist verständlich. Sie haben einen schlimmen Tag hinter sich.“
Leslie fing an zu zittern. „Wenn ich mir vorstelle, dass wir sie fast verloren hätten …“
Gary legte den Arm um seine Frau und zog sie dicht an sich. „He, sie ist eine Kämpferin, wie ihre Mum. Sie wird nicht so schnell aufgeben, und wir auch nicht.“
„Dr. Alexander war wunderbar. Hinterher ist er eine volle halbe Stunde bei uns geblieben, obwohl er doch schon so lange wegen unserer Daisy im OP gestanden hat. Er sah ziemlich erschöpft aus, aber er hat uns nicht ein einziges Mal das Gefühl gegeben, dass wir ihm seine Zeit stehlen oder ihm zur Last fallen. Er ist wirklich ein sehr netter Mann“, fügte Leslie hinzu.
Nett, ja, aber auch gefährlich. Ich muss verrückt sein, dass ich heute Abend mit ihm ausgehe, dachte Charlotte. Auch wenn es nur ein Essen mit einem Kollegen ist.
Sie verabschiedete sich von Daisys Eltern und nahm ihnen das Versprechen ab, sich jederzeit bei ihr zu melden, wenn sie sich Sorgen machten. „Die Schwestern werden mich
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