Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
rieb sie sich die Oberarme. „Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Es ist wichtig.“
Das klang gar nicht gut. Unschlüssig, was er sagen sollte, nickte er nur.
„Erinnerst du dich an die Nacht während der Flutkatastrophe? Als du mir versprochen hast, es mit Jem wenigstens zu versuchen?“
Nick fuhr sich durchs Haar. Musste sie ihn jetzt daran erinnern, dass sein Versuch kläglich gescheitert war? „Ich kann mit Kindern nicht umgehen, nicht mal mit meinen eigenen.“
„Jem ist dein Kind“, sagte sie nachdrücklich.
Verdammt, er ritt sich immer tiefer hinein. „Ich meinte meine Kinder von Annabel.“
„Inzwischen versteht ihr euch besser.“
„Ja, aber das mit Jem … Das wissen sie nicht. Was werden sie denken, wenn sie erfahren, dass ich ihre Mutter betrogen habe?“
„Sie sind erwachsen. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass Menschen nicht unfehlbar sind – auch die, die mit sich selbst und anderen sehr streng sein können. Du verstehst dich wunderbar mit ihnen“, fuhr sie fort. „Und mit deiner Nichte auch.“
„Charlotte?“
Ein bitteres Lächeln strich über ihr blasses Gesicht. „Ja. Was natürlich kein Wunder ist, sie sieht Annabel zum Verwechseln ähnlich. Jem hingegen …“ Sie stieß scharf den Atem aus. „Verzeih mir, ich bin nicht gekommen, um dir Vorwürfe zu machen.“
„Warum dann, Kate?“
Nervös leckte sie sich die Lippen. „Es fällt mir nicht leicht, es dir zu sagen.“
Sie wird Rob heiraten. Nick hatte Gerüchte gehört. Und hatte er nicht mit eigenen Augen gesehen, wie sie sich küssten, an jenem Abend, als er sie besuchen wollte? Zwei eindeutige Silhouetten hinter dem Fenster, bevor Kate die Vorhänge zugezogen hatte …
„Ich habe Krebs.“
Die Worte sickerten nur langsam in sein Bewusstsein. „Sagtest du …“ Ungläubig brachte er kaum einen Ton hervor. „Du hast Krebs?“
Ein Zittern durchlief ihren Körper. „Ja. Brustkrebs.“
Gefühle wie bei Annabels Tod packten ihn, schnürten ihm für einen Moment die Luft ab. Er zwang sich, genauer nachzufragen. „Weißt du, in welchem Stadium?“
Bitte, lass es nicht Stadium vier sein. Nicht einmal drei. Bitte.
„Dr. Bower hat gesagt, im Frühstadium. Sie denkt, dass es mit der Entfernung des Tumors getan ist. Aber sicher kann sie natürlich erst sein, wenn …“ Ihre Stimme verlor sich.
Wenn Kate auf dem OP-Tisch lag. „Wann gehst du ins Krankenhaus?“
„Nächsten Montag.“
„Nächsten Montag!“ Ungläubig starrte er sie an. „Wie lange weißt du es schon?“
„Ein paar Tage.“
„Und du hast mir nichts gesagt?“
„Abgesehen davon, dass du nicht mein Hausarzt bist, dachte ich …“ Aufrecht, fast würdevoll saß sie da. „… dass es dich nicht interessiert.“
„Nicht …?“ Nick schüttelte den Kopf, versuchte zu begreifen, was hier vorging. „Kate, was ist mit uns passiert? Wie konnte es so weit kommen?“
Plötzlich war sie grau im Gesicht, mit tiefen Linien an Mund und Augen. „Ich bin nicht hier, um in der Vergangenheit zu wühlen.“ Ihre Lippen bebten. „Ich wollte nur …“
„Schsch.“ Nick legte den Arm um ihre Schultern. „Es wird alles gut. Ich werde meine Beziehungen spielen lassen, damit du …“
„Nicht nötig.“ Kate entwand sich seinem Griff. „Ich habe schon alles geregelt.“
„Wie immer.“ Die Worte waren heraus, ehe er sie zurückhalten konnte.
Ihre Augen schimmerten. „Was hätte ich denn tun sollen? Dir erzählen, dass ich von dir schwanger bin, als du noch mit Annabel verheiratet warst? Ich hätte deine Ehe ruiniert und deine Frau unglücklich gemacht.“
„Aber mich hast du nicht unglücklich gemacht, als ich zufällig herausfand, dass Jem von mir ist?“
Wieder schlang sie die Arme um sich. „Ich hätte nicht herkommen sollen.“
„Warum bist du dann hier, Kate?“
„Weil ich nächste Woche unters Messer muss“, stieß sie mühsam beherrscht hervor. „Der Himmel weiß, was Dr. Bower finden wird. Mit etwas Glück kann sie den Tumor einfach entfernen. Wenn nicht … wenn ich es nicht schaffe … Was wird dann aus Jem? Ich muss sicher sein, dass er versorgt ist, dass sich jemand um ihn kümmert.“ Erneut durchlief ein Zittern ihren Körper. „Du kannst das Sorgerecht für ihn beantragen, ihm ein Vater sein.“
„Du willst, dass ich …“
„Ich habe lange darüber nachgedacht, Nick“, unterbrach sie ihn. „Wir beide kennen uns seit Jahren. Niemand würde Fragen stellen, wenn ich dich als seinen Vormund einsetze.
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