Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
versetzte ihrer Nasenspitze einen leichten Stups. „Du weißt ja, was mit Pinocchio passiert ist, oder?“
„Willst du damit sagen, dass ich eine große Nase habe?“
„Nein.“ Sie hatte eine entzückende Nase. „Na, komm schon, Charlotte, gib es zu, dass du wahnsinnig neugierig bist.“
„Ich glaube eher, du kannst es kaum erwarten, es mir zu verraten“, meinte sie trocken, lächelte aber dabei. „Okay, ich spiele mit. Was ist in der Schachtel, James?“
„Augen zu.“
Ihr Lächeln war wie weggewischt. „Warum?“
„Weil ich dich darum bitte. Und du vertraust mir doch?“
„Ja…a.“
„Dann schließ die Augen“, bat er sanft.
Sie tat es.
„Mach den Mund auf.“
Der Mund blieb zu, stattdessen flogen die Augen auf. „James, das gefällt mir nicht.“
„Vertrau mir.“ Er sah sie intensiv an. „Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dich küsse.“
Ein schwer zu deutender Ausdruck flackerte in ihren blauen Augen auf. „Du willst mich nicht küssen.“
Es klang weniger nach einer Frage als vielmehr nach einer Feststellung. Und es kam fast tonlos heraus, sodass James schon ahnte, was sie dachte.
„Selbstverständlich will ich dich küssen.“ Er ließ die Schachtel auf ihren Schreibtisch fallen, nahm ihre Hände in seine und führte sie an seine Lippen. „Nur zu deiner Information – ich habe von dir geträumt, und das war nicht gerade jugendfrei.“
Ihre Wangen röteten sich. „James, ich …“
Verdammt, er war zu weit gegangen. „Ja, Charlotte“, beeilte er sich, sie zu beruhigen, „ich möchte dich küssen. Aber wir sind hier in deinem Büro, und es wäre dir bestimmt sehr unangenehm, wenn in dem Moment jemand hereinkäme.“
Sie nickte.
„Und deshalb küsse ich dich jetzt nicht.“ Er hielt ihren Blick fest. „Doch irgendwann werde ich dich küssen. Wenn Zeit und Ort stimmen und du bereit bist.“
James wusste, dass er die richtigen Worte gefunden hatte, als er sah, wie sie kurz den Atem anhielt. Jetzt musste er das Gespräch wieder auf die Arbeit lenken, damit sie ihm auch glaubte, dass er sie nicht bedrängen wollte.
„So, jetzt mach die Augen zu und den Mund auf. In fünf Minuten muss ich im OP sein, und ich habe keine Zeit, noch lange zu diskutieren.“
Wie erhofft tat sie, was er sagte. James öffnete die Schachtel, holte die Nougatpraline heraus und schob sie Charlotte in den Mund.
Sie öffnete die Augen und starrte ihn an. Die Wachsamkeit, die sie gerade noch ausgestrahlt hatte, schmolz in gleichem Maße wie das cremige Konfekt auf ihrer Zunge.
„Das hatte ich nicht erwartet“, sagte sie, nachdem sie die Süßigkeit hinuntergeschluckt hatte.
Er lächelte zufrieden. „Hat es dir gefallen?“
Sie nickte.
„Man nennt es Spaß haben“, erklärte er. „Arbeit ist wichtig. Aber Vergnügen auch.“ Zärtlich berührte er mit dem Mund ihre Lippen und schmeckte einen Hauch Schokolade, so verlockend und verführerisch, dass er sein Versprechen beinahe gebrochen und Charlotte leidenschaftlich geküsst hätte. „Ich muss los“, sagte er rasch. „Bis später.“
Charlotte blickte ihm nach. Gedankenverloren presste sie die Fingerspitzen auf die Stelle, wo seine Lippen ihre gestreift hatten. Ihr Herz pochte heftig.
Wie würde es sein, wenn James Alexander sie richtig küsste?
„Weißt du was?“ Steffie betrachtete sie nachdenklich, als sie am Montagmorgen zum Dienst kam. „Ich habe dich noch nie so entspannt erlebt. Du lächelst viel mehr als sonst.“
„Ach was, das bildest du dir ein“, wehrte Charlotte ab.
„Nein, bestimmt nicht. Du bist irgendwie anders … glücklicher.“
Weil James und sie … nun ja, mehr waren als gute Freunde. Aber sie war noch nicht so weit, es offen zuzugeben.
„Ich liebe meinen Beruf, und ich arbeite gern mit euch zusammen. Natürlich bin ich glücklich“, sagte sie stattdessen.
Insgeheim musste sie Steffie allerdings recht geben. Charlotte spürte selbst, dass ihr viel öfter zum Lächeln zumute war. Und sie wusste auch, warum: wegen James. Einfach, weil er da war. Sie brauchte nur an ihn zu denken, und es kam wie von selbst … das verträumte Lächeln, das sie am ganzen Körper spürte.
„Morgen bist du nicht im Haus, oder?“, fragte James am Dienstagnachmittag.
„Stimmt.“ Charlotte schwieg kurz. „Die Krankenhausverwaltung ist mir sehr entgegengekommen, damit ich mir den Mittwoch freinehmen kann. Meine Sprechstunden beginnen eine halbe Stunde früher und enden eine Stunde später als jetzt. Dadurch
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