Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
wen Adnan ausgewählt hat?“, meinte sie skeptisch. „Dann war es wahrscheinlich keine sehr angenehme Überraschung, mir so unvermittelt gegenüberzustehen. Bestimmt hättest du mich am liebsten sofort wieder zurückgeschickt. Warum hast du es nicht getan?“
Erstaunt über ihre scharfsinnige Schlussfolgerung sah er sie an. „Du denkst also, du hättest es verdient, sofort wieder weggeschickt zu werden?“
„Das denke ich keineswegs“, gab sie scharf zurück. „Warum sollte ich?“
„Vielleicht, weil dein Verhalten von damals gegen dich spricht? Und weil ich guten Grund habe anzunehmen, dass deine beruflichen Kompetenzen genauso mangelhaft sind?“
Ihre Wangen röteten sich vor Zorn. „Mein ‚Verhalten von damals‘? Worauf spielst du an? Auf unser Liebesleben? Du hast mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass du meine Fähigkeiten im Bett als mangelhaft einstufst. Doch was hat das alles mit meiner medizinischen Kompetenz zu tun?“
Um Himmels willen! Eine derart unverblümte Direktheit hatte er lange nicht erlebt. Sie verschwendete keine Zeit mit Floskeln oder Beschönigungen. Allerdings irrte sie sich grundlegend. Dachte sie im Ernst, er sei im Bett mit ihr nicht auf seine Kosten gekommen? Hatte sie sich damit seine plötzliche Abreise erklärt? Fast hätte er laut aufgelacht, so absurd kam ihm dieses Missverständnis vor.
„Ich habe von deinen fachlichen Fähigkeiten gesprochen“, stellte Ghaleb klar. „Du hast mich damals überredet, dich als Forschungsassistentin einzustellen, doch besonders viel Forschungsassistenz hat ja nicht stattgefunden.“
Sie verschränkte die Arme und sah ihn mit kaltem Blick an. „Es lag nicht in meiner Absicht, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen“, erklärte sie eisig. „Aber da du das Thema selbst ansprichst, möchte ich dich daran erinnern, dass auch du nicht viel Forschung betrieben hast, bei der ich dir hätte assistieren können.“
„Und wir wissen beide, was mich davon abgelenkt hat“, entgegnete er abrupt. „So sehr abgelenkt, dass ich meine Vorhaben nicht zu Ende führen konnte.“
„Dafür gibst du mir die Schuld?“ Sie lachte freudlos. „Ich war doch nur eine deiner zahlreichen Ablenkungen. Nur eine deiner vielen Möglichkeiten, etwas Dampf abzulassen. Zweifellos hast du nach deiner Abreise deine wissenschaftliche Arbeit erfolgreich fortgesetzt. Mit neuen Forschungsassistentinnen, die nicht so unzureichend waren wie ich. Mich betrafen die Folgen unserer ‚Ablenkung‘ etwas weitreichender, denn meine Arbeit litt tatsächlich so sehr darunter, dass ich um ein Haar meinen Job verlor.“
Sein Puls beschleunigte sich. Wie konnte sie nur so unverfroren lügen? Und wieso hörte sich gleichzeitig alles, was sie sagte, so aufrichtig und schlüssig an? Verwirrt bemerkte Ghaleb, dass er anfing zu zweifeln. „Willst du damit andeuten, dass unsere Affäre sich negativ auf deinen Job auswirkte?“
Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht. „So könnte man es auch ausdrücken. Doch ich will fair sein. Es war nicht deine Schuld. Man ist selbst dafür verantwortlich, wie viel Bedeutung man anderen Menschen in seinem Leben einräumt. Ich habe zugelassen, dass du mich ablenkst. Und als mich dann … gewisse Leute aus dem Weg haben wollten, verwendeten sie unsere Affäre gegen mich.“
„Aber Adnan hat dich wegen deines überaus beeindruckenden Lebenslaufs ausgewählt. So schlimm können deine beruflichen Probleme also nicht gewesen sein.“
„Und warum nicht?“ Verächtlich sah sie ihn an. „Traust du mir nicht zu, wieder aufzustehen, wenn ich am Boden liege?“
„Nachdem ich dich heute im OP erlebt habe, traue ich dir fast alles zu. Deine handwerklichen Fähigkeiten sind überragend. Die Sicherheit, mit der du auch schwierigste Eingriffe durchführst, besitzen andere Chirurgen erst nach zwanzig oder mehr Jahren Erfahrung. Es ist beeindruckend, dass du dir in nur sieben Jahren eine solche Expertise angeeignet hast.“
„Glaubst du etwa, dass ich erst durch dich auf die Idee gekommen bin, Chirurgin zu werden? Dass ich erst, nachdem du fort warst, anfing, mich in das Gebiet einzuarbeiten? Weißt du denn gar nichts über mich? Ich war bereits in meinem dritten Assistenzarzt-Jahr und schon eine verdammt gute Chirurgin, als wir uns kennenlernten. Ich habe mich ausschließlich wegen der wissenschaftlichen Herausforderung bei dir beworben. Und es ist wohl kaum meine Schuld, dass du meine Fähigkeiten nicht genutzt hast. Damals
Weitere Kostenlose Bücher