Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
Minuten verstrichen in drückendem Schweigen. Dann sagte Ghaleb: „Es bleibt dann also bei unserer Verabredung morgen Abend, Viv.“
7. KAPITEL
Ein letztes Mal versuchte Viv, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. Vergeblich. Entnervt ließ sie die Haarspange mit einem Klirren auf die Frisierkommode fallen.
Sie starrte ihr Spiegelbild an und stöhnte. Doch nicht ihr erschöpfter Anblick beunruhigte sie, sondern der panische Ausdruck in ihren Augen.
Ghaleb würde jeden Moment kommen.
Er hatte Punkt sieben Uhr gesagt. Heute Morgen hatte er sie früh angerufen, um ihr mitzuteilen, dass sie sich einen Tag freinehmen soll. Sie hatte nicht widersprochen.
Die vergangene Woche war die mit Abstand anstrengendste ihres Lebens gewesen. Vielleicht hatte sie aber auch ihre Widerstandsfähigkeit überschätzt.
Gestern hatte sie trotz des inneren Aufruhrs, den Ghalebs Besuch in ihr ausgelöst hatte, ein mörderisches OP-Programm absolviert. Es war ihr wie ein Wunder erschienen, dass sie am Abend nicht zitternd und weinend zusammengebrochen war.
„Mom! Ghaleb ist da!“, klang es von unten.
Sie zuckte zusammen, und ihr Herz pochte aufgeregt.
Er war da. Pünktlich zur nächsten Runde. Und diesmal hatte er Verbündete. Ihre eigene Familie. Die Begeisterung in Sams Stimme ließ keinen Zweifel daran.
Mit einem Mal verspürte Viv den Wunsch, dem Chaos ein Ende zu setzen. Sie sollte einfach nach unten gehen und allen die Wahrheit sagen.
Doch sie konnte nicht. Je länger sie in Omraania lebte, desto klarer erkannte sie, dass hier viele Dinge anders liefen als in der westlichen Welt. Vor allem Ghalebs bevorstehende Hochzeit, die einzig und allein dazu dienen sollte, einen Erben zu produzieren und die Verbindung zwischen Omraania und seinem wichtigsten Nachbarstaat zu festigen, bereitete ihr Sorgen. Vermutlich wäre es eine Katastrophe, wenn gerade in diesem Augenblick bekannt würde, dass der Thronfolger bereits einen unehelichen Sohn hatte.
Um zu verhindern, dass alles noch komplizierter wurde, als es ohnehin schon war, musste sie sich ihre Entscheidung sehr genau überlegen.
„Mo-om!“
Sams ungeduldiger Ton riss sie aus ihren Gedanken. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für weitere Überlegungen. Sie lächelte ihrem Spiegelbild gequält zu, griff nach ihrer Tasche und eilte hinaus. Erst in der Eingangshalle verlangsamte sie ihre Schritte. Auf keinen Fall wollte sie den Eindruck erwecken, sie könne das Wiedersehen mit Ghaleb kaum abwarten.
Es war eine gute Idee gewesen, langsamer zu gehen, denn andernfalls wäre sie vermutlich vor Schreck die Treppe heruntergefallen. Der Anblick, der sich ihr in der Eingangshalle bot, ließ sie erstarren.
Ghaleb stand dort zwischen Anna und Sam. In königlicher Robe. Seine Kopfbedeckung und sein traditionelles Gewand waren reich verziert, und sogar ein goldener Säbel steckte in seinem Gürtel. Er sah einfach umwerfend aus.
Während er ihr erwartungsvoll entgegensah, hielt er Sam an der Hand. Sam, der vor gespannter Erwartung förmlich zu platzen schien. Sam, dessen Ähnlichkeit mit seinem Vater ihr jetzt erst auffiel.
„Warum hast du nicht erwähnt, dass wir auf einen Maskenball gehen?“ Die Worte waren heraus, bevor ihr bewusst wurde, was sie da sagte. „Dann hätte ich mich auch verkleidet.“
Anna unterdrückte ein verlegenes Lachen.
Ghaleb funkelte sie wütend an, riss sich aber zusammen. „Ich wollte euch einen authentischen Eindruck von Omraania verschaffen.“
„Sieh mal, Mom!“ Sam hatte Ghalebs Hand losgelassen und umrundete aufgeregt sein neues Idol. „Er ist ein richtiger Prinz. Mit einem echten Säbel. Und er fährt mit uns nach … wie hieß das noch? El barr ?“
„In die Wüste?“, fragte sie gequält, während sie sich Mühe gab, seinem glühenden Blick standzuhalten.
Er trat einen Schritt näher. „Ja. Wörtlich übersetzt bedeutet der Ausdruck ‚Land‘. Doch für uns hier gibt es nur ‚el bahr‘ , das Meer, und ‚el barr‘ , die Wüste.“
Während er sprach, streckte er ihr die Hand entgegen. Ganz automatisch ergriff Viv sie, und seine warmen, kräftigen Finger schlossen sich um ihre. Dann führte er sie und Sam nach draußen und bedeutete Anna, ebenfalls mitzukommen.
Mit einem freundlichen Lächeln öffnete Abdur-Rahman die Tür der Limousine. Da Sam und Anna auf die Sitzbank hinter dem Fahrer kletterten, fand Viv sich neben Ghaleb auf der Rückbank wieder. Er hielt weiterhin ihre Hand.
Sie ließen die Stadt hinter sich
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