Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
Wiedergutmachung anbieten, egal, was es ihn kostete. Er würde ein umfassendes Schuldeingeständnis ablegen und jede Strafe klaglos akzeptieren.
„Viv, ich habe dir ein furchtbares Unrecht angetan. Wahrscheinlich ahne ich nicht im Entferntesten, wie sehr ich dich verletzt habe. Die meisten Menschen haben in mir immer nur den Thronfolger gesehen und interessierten sich nur dafür, was ich ihnen bieten konnte. Du warst der einzige Mensch, der niemals etwas von mir gefordert hat. Im Gegenteil: Du hast mir alles gegeben, was du hattest. Dennoch ließ ich dich beim geringsten Zweifel fallen, gab dir keine Chance, alles zu erklären. Mein eigener Stolz und meine Vorurteile waren mir wichtiger. Das soll keine Entschuldigung sein. Ich möchte nur, dass du mich verstehst.“
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Es stimmt nicht, dass du mir nichts bedeutet hast. Du hast mir sogar mehr bedeutet als je ein Mensch zuvor. Du warst so lebendig, so großzügig – bei dir konnte ich ganz ich selbst sein. Jedes Mal, wenn ich dich daran erinnerte, dass unsere Beziehung nur vorübergehend sein kann, ermahnte ich in Wahrheit mich selbst, daran zu denken. Denn immer, wenn ich dich berührte, vergaß ich alles andere. Mich selbst, meine Pflichten, die Welt – alles.“
Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Damals war ich gerade unterwegs zu dir, um dich zu bitten, mich nach Omraania zu begleiten. Es war eine verrückte, unüberlegte Idee, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dich zurücklassen zu müssen. Und dann belauschte ich euer Gespräch. Du hast recht – ich redete mir zwar ein, ich sei unglaublich verletzt. Doch lieferte mir die Szene den perfekten Vorwand, sang- und klanglos zu verschwinden. Nach deinem vermeintlichen Verrat sprach ich mich von jeder Schuld frei und sagte mir, ich hätte Wichtigeres zu tun, als dir oder meinen Gefühlen für dich nachzutrauern.“
Erschöpft schloss er: „Ich weiß, es ist nicht mehr wichtig, doch ich schwöre dir, dass ich keine andere Frau angesehen habe, während wir zusammen waren. Ich habe dich ausgenutzt, ich war selbstsüchtig und herzlos, aber ich habe dich nie betrogen. Ich gehörte nur dir, Viv.“
Und das ist noch immer so. Und wird für immer so sein.
Er wagte es nicht, diese Worte auszusprechen, denn ihr Blick war kalt. Ein unangenehmes Schweigen senkte sich über sie und lastete schwer auf ihnen. Endlich brach sie es.
„Es freut mich, dass du mir alles erklärt hast“, sagte sie in demselben geschäftsmäßigen Ton, den sie auch in der Klinik anschlug. „Das erklärt dein Verhalten von damals. Vermutlich kann ich mir nicht vorstellen, wie es ist, in deiner Haut zu stecken, was für eine Last dein Status für dich sein muss. Es ist sicher nicht leicht, niemandem vertrauen zu können. Wenn man dann ein Gespräch belauscht, das alle alten Befürchtungen und Vorurteile zu bestätigen scheint, dann ist es nur verständlich, wenn man sofort das Schlimmste annimmt. Also – ja, ich verstehe deine Gründe. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe. Aber schön, dass du es dir von der Seele geredet hast.“
Er lachte freudlos auf. „Du glaubst, ich wollte es mir nur von der Seele reden, und jetzt ist die Sache für mich erledigt? Obwohl ich dich so tief verletzt habe und ich nicht weiß, wie ich meine Schuld wiedergutmachen soll?“
„Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Zumindest bei mir funktioniert das großartig. Wahrscheinlich muss ich dir also sogar dankbar sein. Und was die Wiedergutmachung betrifft – nein danke, Ghaleb. Ich erwarte nichts von dir.“
Obwohl seine Hoffnung bei ihren Worten erstarb, spürte er, wie eine überwältigende Liebe und Zärtlichkeit ihn durchströmten. „Ich weiß, dass du nichts von mir erwartest. Du bist eine wundervolle Frau, Viv. Und der stärkste Mensch, der mir je begegnet ist.“
„Na ja, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich bin ganz okay.“ Sie richtete sich auf wie jemand, der im Begriff ist, ein Gespräch zu beenden. „Ich schätze, wir haben alles gesagt, was gesagt werden musste, haben alle Verletzungen angesprochen, uns entschuldigt und einander Absolution erteilt. Herzlichen Glückwunsch. Dein Plan, mit mir Frieden zu schließen, ist geglückt.“
Er stellte sich ihr in den Weg, als sie gehen wollte. „Wirklich? Hast du nun deinen Frieden gefunden, Viv?“
Traurig sah sie ihn an. „Schon wieder eine Frage, die du vor langer Zeit hättest stellen sollen, Ghaleb. Damals glaubte ich, andere Menschen
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