Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
– ein anderer Mensch – könnte mir helfen, zur Ruhe zu kommen, doch diese Illusion habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben. Heute habe ich alles, was ich brauche: Sam, Anna und die Möglichkeit, den beiden das Leben zu bieten, das sie verdienen.“
„Aber was ist mit dir, Viv?“, beharrte er.
„Mir geht es gut. Danke der Nachfrage.“
Als sie sich umdrehte und ging, hielt er sie nicht auf. Grimmig sah er zu, wie sie ihr Mobiltelefon aus der Tasche zog.
Er hatte sich also erneut etwas vorgemacht. Zwar hatte er sich eingeredet, diese Aussprache sei notwendig und vernünftig, doch im Grunde hatte er auf eine Versöhnung gehofft. Jetzt blieb ihm nur noch eine letzte Hoffnung.
„Du hast gesagt, dass du mich geliebt hast.“
Seine Feststellung klang wie eine Bitte um Aufschub. Doch Viv blickte nur kurz von ihrem Telefon auf und zuckte die Schultern. „Auch Liebe stirbt. Du hast alles zerstört, was ich jemals für dich empfunden habe, Ghaleb – gleichgültig, wie verständlich deine Gründe waren. Du solltest dich damit abfinden.“ Hätte in ihrer Stimme der übliche Sarkasmus mitgeschwungen, dann hätte er sich eingeredet, dass sie ihn nur verletzen wollte. Doch ihr Blick war kalt und ihre Stimme klar und ruhig gewesen. Es war endgültig.
Es war ihm gelungen, ohne sie zu leben, weil er sich an ihren vermeintlichen Verrat geklammert hatte. Doch nun war alles anders. Er würde nicht ohne sie leben können. Es gab keinen Grund mehr, weiterzumachen.
Keinen einzigen.
Von Verzweiflung getrieben, trat er auf sie zu. „Du willst mich noch immer“, stieß er mit einer Stimme hervor, die ihm selbst Angst machte.
Viv blickte ihn erschrocken an und schaffte es nicht mehr, auf den Anruf-Knopf zu drücken. Ghaleb erkannte Abdur-Rahmans Nummer auf dem Display, als er ihr das Telefon aus der Hand nahm.
Viv wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Eingangstür stand. „Hast du vor, mich gegen meinen Willen hier festzuhalten?“
Ghaleb hob hilflos die Hand. „Bitte Viv, geh nicht. Ich verdiene keine Gnade, aber bitte geh noch nicht.“
Er sah ihr in die Augen und wusste Bescheid. Es war aus. Ihre Liebe und ihr Vertrauen hatte er bereits vor langer Zeit verspielt. Nun hatte er auch noch ihren Respekt verloren. Er hatte alles verloren.
Seine Schultern sackten nach vorn, als er sich geschlagen gab.
Resigniert gab er ihr das Telefon zurück. „Falls du lieber mit dem Helikopter nach Hause fliegen möchtest, wird Abdur-Rahman sich darum kümmern. Ich werde dir morgen die alleinige Leitung der Klinik übertragen. Du wirst mich nie wieder dort antreffen. Vielleicht kannst du mir eines Tages ja doch noch vergeben.“
Er drehte sich um. Plötzlich fühlte er sich, als sei ihm das Herz aus dem Leib gerissen worden.
„Ghaleb …“
Die Zärtlichkeit, mit der sie seinen Namen aussprach, ließ ihn innehalten.
„Ich will dich noch immer.“
10. KAPITEL
Ghaleb zuckte zusammen.
Seit Jahren bewegte er sich auf einen Zusammenbruch hin. War es jetzt so weit? Litt er bereits unter Wahnvorstellungen?
Ihre Worte, die so viel mehr versprachen, als er zu hoffen gewagt hatte, bahnten sich ihren Weg in sein Bewusstsein.
Ich will dich noch immer.
Er drehte sich um und sah sie an.
Viv stand an die Tür gelehnt da. In ihrem Blick lag unverhohlenes Verlangen.
Wie in Trance bewegte er sich auf sie zu, ängstlich besorgt, keine falsche Bewegung zu machen, um diesen Traum auf keinen Fall vorzeitig zu beenden – so wie all die anderen quälenden Träume der vergangenen sieben Jahre.
Als er nur noch einen Schritt von ihr entfernt war, tat sie etwas, das seinen Puls zum Rasen brachte. Etwas, das sie auch vor sieben Jahren, an ihrem ersten gemeinsamen Abend, getan hatte.
Sie hob beide Arme und lud ihn auf diese Weise unmissverständlich ein, ihr das Oberteil auszuziehen.
Ein Stöhnen entwich seinen Lippen. Ohne zu zögern, kam er ihrer Aufforderung nach und streifte ihr das Sweatshirt über den Kopf. Doch anstatt ihr – wie beim ersten Mal – ungeduldig auch den Rest ihrer Kleidung auszuziehen, ging er vor ihr auf die Knie und schmiegte das Gesicht an ihren Bauch, um ihren süßen Duft in sich aufzusaugen.
„Bitte!“
Die Verzweiflung, die aus diesem einen Wort klang, ließ ihn zusammenzucken. Hatte er sie irgendwie missverstanden? War er gerade dabei, alles noch schlimmer zu machen? Er sah zu ihr auf, um festzustellen, was sie wollte. Sie schob die Finger in sein Haar. Er fürchtete, sie würde ihn wegstoßen.
Doch
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