Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Holen wir es nach?“, fragte er und bemühte sich, nicht verzweifelt zu klingen. „Natürlich erst, wenn es Ben besser geht.“
Ihr Zögern tat seinem Ego nicht gerade gut. Nach einer schier unendlich erscheinenden Pause nickte sie. „Klar. Gern.“
Seine Muskeln entspannten sich. „Ich rufe dich an, okay? Außerdem möchte ich gern wissen, wie es Ben geht.“
„In Ordnung.“
„Pass gut auf euch auf, Kylie.“ Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und geküsst, doch er wollte sie nicht bedrängen. Außerdem fürchtete er, dass Ben plötzlich wach werden und sie überraschen könnte.
„Bis bald, Seth.“ Sie kam ihm nicht entgegen, sondern blieb an Bens Bett sitzen, sodass ihm nichts anders übrig blieb, als zu gehen.
Es war verwirrend und auch ein wenig beängstigend, wie schwer es ihm fiel.
In der Notaufnahme gab es während der nächsten Tage unglaublich viel zu tun, trotzdem wanderten Seth’ Gedanken immer wieder zu Kylie und Ben. Vor allem der Gedanke, dass Kylie am Donnerstag zu Dr. Greenley fahren würde, gefiel ihm ganz und gar nicht. Womöglich würde der Kerl sie wieder um eine Verabredung bitten. Was sollte er tun, falls Kylie diesmal zustimmen würde? Vielleicht hielt sie Greenley für einen geeigneteren Beziehungskandidaten als ihn. Dieser Gedanke beunruhigte ihn so sehr, dass er sie am Mittwochabend anrief.
„Hallo, Seth.“ Er war sich sicher, dass sie erfreut klang. „Ben hat schon nach dir gefragt.“
„Wirklich?“, fragte Seth zufrieden. Noch mehr hätte es ihn allerdings gefreut, wenn Kylie ihn vermisst hätte. „Ich habe morgen frei. Möchtest du, dass ich euch zum Augenarzt begleite?“
„Das ist nicht nötig. Ich bin mir sicher, dass du Wichtigeres zu tun hast.“ Kylie klang sehr bestimmt. „Wenn alles gut läuft, könnte ich für Freitagabend einen Babysitter engagieren.“
Freitagabend? Sein Herz machte vor Vorfreude einen Sprung.
„Es sei denn, du hast keine Lust mehr …“ Kylie hatte sein Schweigen offenbar missinterpretiert.
„Unsinn!“, unterbrach er sie sofort. „Ich freue mich sehr, dich ausführen zu dürfen!“
„Ben möchte mit dir sprechen“, wechselte Kylie verlegen das Thema.
„Prima! Gib ihm das Telefon.“
„Hi, Dr. Seth! Wie geht’s dir?“
„Gut. Aber viel wichtiger ist es im Augenblick, wie es dir geht.“
„Mir geht’s gut. Aber Mom lässt mich nicht nach draußen, um mit meinen Freunden zu spielen.“
Die arme Kylie hatte sicher alle Hände voll zu tun, ihn bei Laune zu halten.
„Ben, deine Mutter hält sich nur an die Anweisungen deines Arztes. Du darfst nun einmal nicht draußen spielen, solange dein Auge nicht wieder gesund ist.“
„Es tut gar nicht mehr weh, also ist doch jetzt alles wieder in Ordnung.“
„Es geht nicht nur um Schmerzen, Ben. Erinnerst du dich noch daran, wie du nur noch verschwommen sehen konntest? Das hat auch nicht wehgetan. Versprich mir, dass du es deiner Mom nicht so schwer machst. Wenn du brav bist und ihr nicht auf die Nerven gehst, fahre ich am nächsten Wochenende mit dir nach Chicago zu dem Spiel der Packers gegen die Bears.“
„Echt?“, rief Ben ungläubig. „Das wäre so cool !“
Seth wurde klar, dass er eigentlich erst mit Kylie hätte sprechen müssen. „Ähm, am besten gibst du mir noch einmal deine Mutter, damit ich sie fragen kann. Vielleicht hat sie ja etwas dagegen.“
„Sie findet die Idee bestimmt super“, erklärte Ben im Brustton der Überzeugung. „Sie findet Football genauso cool wie ich. Bis bald, Dr. Seth.“
Als Kylie wieder am Apparat war, überlegte Seth angestrengt, wie er das Thema unauffällig anschneiden sollte. Sie war klug genug, um sofort zu bemerken, dass er mit seinem Versprechen eine Grenze überschritten hatte.
„Seth, womit hast du Ben bestochen?“ Wie immer kam sie gleich zur Sache. „Er hat mir versprochen, ab jetzt ganz brav zu sein, und gleichzeitig hüpft er wie ein Verrückter durch die Wohnung.“
„Kylie, bitte sei mir nicht böse. Aber ich habe zufällig Karten für das Packers-Spiel in Chicago nächste Woche, und ich dachte, es wäre nett, wenn wir alle drei gemeinsam hinfahren könnten.“
Es folgte eine quälend lange Pause. „Seth, ich habe wirklich nichts gegen Football, aber Chicago ist ganz schön weit weg. Ich halte es für keine gute Idee. Vor allem nicht, weil am nächsten Tag Bens erster Schultag ist.“
Mist. Daran hatte er nicht gedacht. Andererseits wurde am ersten Tag nach den Ferien meist noch nicht
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