Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
zugezogen hatte, lehnte sie sich erschöpft an die Wand und schloss die Augen. Männer! Hatten sie irgendeine andere Funktion, als Verwirrung zu stiften? Sie war ihnen nicht umsonst jahrelang aus dem Weg gegangen.
Warum konnte sie nicht einfach mit einem netten, unkomplizierten Mann wie Geoff ausgehen?
Und – schlimmer noch – warum freute sie sich so darauf, Seth am Freitagabend wiederzusehen?
Seth starrte an die Decke, obwohl es viel zu dunkel war, um etwas sehen zu können.
Er fühlte sich wie gerädert. Bis zum Äußersten angespannt. Er wusste genau, warum es ihm einfach nicht gelang, abzuschalten und einzuschlafen.
Es lag nur an Kylie.
Nach dem Augenarzttermin wäre er gern noch mit zu ihr gegangen, doch da sie ihn nicht eingeladen hatte, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als nach Hause zu fahren.
Außerdem hatte er den Verdacht, dass sie noch immer sauer auf ihn war.
Hoffentlich würde sie sich bald wieder beruhigen. Als er den schwärmerischen, fast schon verliebten Ausdruck in Dr. Greenleys Augen gesehen hatte, hatte er sich einfach nicht zurückhalten können. Zumindest wusste der Kerl jetzt, dass Kylie vergeben war.
Gegen Mitternacht gab er die Hoffnung auf, in dieser Nacht Schlaf zu finden. Nur mit seinen Shorts gekleidet ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf sein Sofa fallen.
Und nun? Er hatte weder Lust, das wie immer furchtbare Nachtprogramm im Fernsehen anzuschauen, noch in seinem Krimi weiterzulesen.
Er wollte zu Kylie.
Sein Magen zog sich schmerzlich zusammen, als er an ihre Küsse dachte. Und daran, wie es sich angefühlt hatte, sie im Arm zu halten. Er unterdrückte ein Stöhnen und sah sich nach einer Ablenkung suchend in seinem Wohnzimmer um. Sein Blick fiel auf die Box mit den Familienfotos.
Seth nahm die Bilder heraus, um sich die Dokumente ganz unten im Karton noch einmal anzusehen.
Nachdenklich betrachtete er das Briefbündel. Schließlich konnte er seiner Neugier nicht länger widerstehen und öffnete den ersten Brief.
Laut Datum war er nur wenige Monate nach der Hochzeit geschrieben worden.
Lieber Shane,
ich vermisse dich so! Es kommt mir vor, als sei bereits eine Ewigkeit vergangen, seitdem wir unsere wundervollen Flitterwochen auf Sanibel Island verbracht haben.
Mein Geliebter, ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Wie gern hätte ich persönlich mit dir gesprochen, doch ich kann nicht länger warten. Ich bin schwanger! Wir werden ein Kind bekommen! Unser Kind. Ich hoffe so sehr, dass du genauso glücklich bist wie ich.
Bitte schreib mir so schnell wie möglich zurück. Werden sie dir, wie versprochen, am Ende der ersten vier Monate Urlaub geben? Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen, und möchte so gern, dass du deine Hand auf meinen Bauch legst, um unseren Sohn oder unsere Tochter zu spüren.
Pass auf dich auf, mein Liebling. Denk immer daran, dass du jetzt eine Familie hast, die auf dich wartet.
Ich liebe dich so sehr!
Deine Frau Jane
Seth’ Augen brannten. Er konnte nur ahnen, wie schwer es für seine Mutter gewesen sein musste, allein zu Hause zu sein, während ihr geliebter Mann weit weg auf einem Militäreinsatz war. Der nächste Brief war von seinem Vater.
Meine geliebte Jane,
ich bin unglaublich stolz und glücklich darüber, dass wir ein Baby bekommen werden. Du hättest mir keine größere Freude machen können. Ich werde in einigen Wochen vier Tage Urlaub bekommen, sodass wir uns schon bald wiedersehen werden. Ich kann es kaum erwarten, deinen Babybauch zu sehen. Du trägst unsere Zukunft in dir!
Bitte mach dir keine Sorgen um mich. Fliegen ist meine große Leidenschaft, und ich bin nirgendwo sicherer als in der Luft. Ich vermisse dich sehr, doch ich bin auch stolz darauf, meinem Land dienen zu dürfen.
Schreib mir, sooft du kannst, und erzähl mir alles über deine Schwangerschaft. Ich möchte auch gern wissen, was der Doktor gesagt hat.
In Liebe, Shane
Seth starrte auf die Worte, die sein Vater vor über dreißig Jahren geschrieben hatte. Wer war dieser Mann, den seine Mutter so geliebt hatte? Es war ein seltsamer Gedanke, dass er seine Vorliebe für hohe Geschwindigkeiten vermutlich von seinem Vater geerbt hatte. Nach der Highschool hatte Seth sogar kurz darüber nachgedacht, Pilot zu werden.
Die nächsten Briefe ähnelten sich. Sie alle sprachen von Liebe und Sehnsucht. Seine Eltern schienen nur für die kurzen Urlaube seines Vaters gelebt zu haben. Der letzte Brief seiner Mutter war unmittelbar nach seiner eigenen Geburt
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