Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
machen?
Vielleicht. Denn Seth hatte ihr von Anfang an ehrlich gesagt, dass er nicht der Typ für Zukunftspläne war.
Sie seufzte leise. Es war definitiv keine gute Idee, jetzt zu Seth hinüberzugehen. Ganz bestimmt würde er keine Lust haben, nur über ihre verzwickte Beziehung zu reden. Sie machte sich keine Illusionen darüber, wie ein solcher Besuch enden würde.
Sie wollte nicht alles noch komplizierter machen. Dies war ein Wochenendausflug für Ben und keine romantische Verabredung.
Am besten versuchte sie, Ben zuliebe diesem Wochenende einen harmlosen und freundschaftlich-unbeschwerten Anstrich zu geben. Dies war nicht der Zeitpunkt für Intimitäten und komplizierte Beziehungsgespräche.
Am nächsten Morgen frühstückten sie gemeinsam im Hotelrestaurant, und Kylie war sehr erleichtert darüber, dass Seth es ihr anscheinend nicht übelnahm, dass sie in der Nacht nicht zu ihm gekommen war.
Gegen zehn Uhr machten sie sich auf den Weg zum Stadion. Hunderte von Football-Fans drängten sich vor dem Eingang. Als sie endlich ihre Plätze gefunden hatten, sah Kylie sich staunend um. Die aufgeheizte Stimmung der Zuschauer wurde noch verstärkt durch die ohrenbetäubende Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte.
Endlich war es so weit. Kaum einen Zuschauer hielt es auf seinem Sitz, als die Spieler einliefen.
Seth hatte recht gehabt. Ein Spiel live zu erleben war etwas völlig anderes, als es im Fernsehen anzuschauen. Die Spieler schienen nur für ihr Publikum zu spielen, und die Fans gaben ihr Bestes, ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen.
Die Bears waren das deutlich überlegene Team. Kylie ertappte sich dabei, wie sie sie gemeinsam mit Ben aus vollem Hals anfeuerte. Zwei Minuten vor Schluss gelang den Packers der Ausgleich, was bei Mutter und Sohn einen Schrei des Entsetzens bewirkte.
„He, Kumpel, du solltest dich von deiner Frau scheiden lassen und dein Kind enterben“, zischte ein Packers Fan Seth zu.
Kylie starrte den Mann im grün-goldenen Trikot der Packers verdattert an. „Wir sind nicht verheiratet“, entgegnete sie schroff.
Seth tat so, als habe er ihre abwehrende Antwort nicht gehört. „Ich habe schon versucht, sie zu bekehren. Aber bisher hat es nicht geklappt“, witzelte er.
„Wenn Sie noch nicht mit ihr verheiratet sind, dann machen Sie sich aus dem Staub, solange es noch geht“, brummte der Mann und widmete dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel. Gerade waren die Bears im Vorteil.
Seth schüttelte den Kopf und wandte sich ebenfalls dem Footballspiel zu. Obwohl Kylie wusste, dass der Packers-Fan nur einen Witz gemacht hatte, wurden ihr die Unterschiede zwischen ihr und Seth auf einmal wieder bewusst. Sie waren nicht nur Fans von zwei rivalisierenden Football-Teams, sondern hatten auch sonst kaum etwas gemeinsam.
Kurz vor Spielende stand es noch immer unentschieden, doch die Bears waren am Zug.
„Sie werden es auf keinen Fall schaffen“, warnte Seth Ben, der vor Aufregung auf und ab hüpfte.
„Doch, das werden sie!“, widersprach Ben heftig. Seth hob den Jungen hoch und setzte ihn auf seine Schultern, damit er besser sehen konnte.
Die Zuschauermenge tobte, als die Bears in letzter Sekunde den entscheidenden Punkt erzielten.
„Vielleicht solltest du zu den Bears überlaufen“, schlug Kylie vor, während sie darauf warteten, dass die Zuschauerreihen sich lichteten.
„Niemals!“, entgegnete Seth pathetisch.
Sie gingen zurück zu ihrem Hotel, um ihr Gepäck zu holen, und fuhren dann mit einem Taxi zum Bahnhof. In Milwaukee angekommen besorgten sie sich schnell etwas Fastfood, bevor sie sich in Seth’ Auto auf den Heimweg nach Cedar Bluff machten.
Schon bald war Ben auf dem Rücksitz eingeschlafen. Die Aufregung im Stadion hatte ihn erschöpft.
„Danke, dass du uns mitgenommen hast“, sagte Kylie leise. „Ich weiß, dass Ben sich noch lange an diesen Tag erinnern wird.“
Seth grinste. „Ja, vor allem, weil sein Team gewonnen hat.“
Es war ein besonderer Tag gewesen. Und zwar nicht nur, weil Bens Team gewonnen hatte. Obwohl sie wusste, dass sie sich auf dünnes Eis begab, musste Kylie sich eingestehen, dass ihr der Ausflug sehr gefallen hatte. Die Illusion, eine richtige Familie zu sein, war einfach zu verlockend. Ben hatte Seth’ Aufmerksamkeit sichtlich genossen, und Kylie war wieder einmal klar geworden, dass ihr Sohn sich nach einem Vater sehnte.
Falls diese Sache mit Seth schiefging, wäre Ben unglücklich. Sehr unglücklich.
Seth hatte niemals
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