Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
reden?“
„Nein, eigentlich nicht.“ Ihr tapferes Lächeln rührte ihn. „Ich … ähm … ich schätze, du weißt auch nicht, wo Jadon ist, oder? Er hat die Stadt verlassen und geht nicht an sein Handy.“
Jadon? Plötzlich fügte sich für Seth alles zusammen. Jadon Reichert war sein Kollege gewesen. Sie hatten sich nicht direkt angefreundet, doch er war ein guter Arzt. Jadon hatte vor Kurzem völlig unerwartet gekündigt und damit den Dienstplan gehörig durcheinandergebracht. Alyssa hatte sich immer gut mit Jadon verstanden. Anscheinend war es Seth entgangen, wie gut.
„Nein, tut mir leid. Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist.“ Verdammt . Der Mistkerl hatte Alyssa also ohne eine Erklärung verlassen. Nun saß sie hier und schluchzte sich die Seele aus dem Leib.
„Was ist denn passiert? Habt ihr zwei euch gestritten? Ist er deshalb so überstürzt weggezogen?“
„Nein, kein Streit. Jedenfalls nicht direkt.“ Sie seufzte, während sie sich aufsetzte. Seth war erleichtert, dass sie sich wieder etwas gefasst hatte. „Ich weiß nicht, weshalb er fortgegangen ist. Aber mach dir keine Gedanken. Das hier ist mein Problem, nicht deines.“
Sie hatte natürlich recht. Doch es belastete Seth, dass sie so unglücklich war. Sie sah unglaublich traurig aus. Hoffnungslos. Genau wie seine Mutter, als sein Vater gestorben war.
Seth ging zurück an seine Arbeit, aber er wurde das mulmige Gefühl in seinem Magen bis zum Ende seiner Schicht nicht mehr los.
Liebe konnte verletzen und unglaublich schmerzhaft sein. Er rieb sich mit der Hand über seine Brust, als wolle er seinen imaginären Schmerz lindern. War es verrückt von ihm, über eine Zukunft mit Kylie nachzudenken? Über die Möglichkeit, der Ersatzvater für Ben zu sein? Was wäre, wenn einem von ihnen etwas passierte? Wie sollte er das überstehen?
Seine Mutter hatte nach dem Tod seines Vaters tapfer versucht, ihren Schmerz vor den Kindern zu verbergen, doch Seth hatte sich nicht täuschen lassen. Aus ihren Augen war der Glanz verschwunden, und auch wenn sie es niemals zugegeben hatte, wusste er, dass sie einsam gewesen war. Nach ihrem Tod hatte er dann herausgefunden, dass sie nicht nur einen, sondern sogar zwei geliebte Männer verloren hatte.
Sie war zweimal verheiratet gewesen und zweimal zur Witwe geworden.
War es klug, sich auf jemanden einzulassen? Oder war die Gefahr, einen geliebten Menschen zu verlieren, zu groß? Sollte man wirklich das Risiko eingehen, sich zu verlieben? Plötzlich war Seth sich nicht mehr sicher, ob er die Antwort auf diese Frage wirklich herausfinden wollte.
Vielleicht war es am vernünftigsten, die Sache mit Kylie zu beenden – bevor es zu spät war.
14. KAPITEL
An diesem Abend ging Seth mit der festen Absicht nach Hause, Kylie anzurufen und mit ihr zu reden. Doch sie kam ihm zuvor. Noch ehe er seine Wohnungstür erreicht hatte, klingelte sein Handy.
„Hi, Kylie“, begrüßte er sie vorsichtig.
„Hallo, Seth. Ich habe für morgen Abend einen Babysitter organisiert. Natürlich nur, falls du noch möchtest…“
Der Klang ihrer heiseren Stimme weckte in ihm Erinnerungen an die gemeinsame Liebesnacht. Obwohl er eine wachsende Erregung spürte, verursachte der Gedanke, sie könne einen romantischen Abend zu zweit erwarten, bei ihm eine leichte Übelkeit.
Dabei hatte er selbst eine mehr als deutliche Andeutung gemacht, als er sie um die Verabredung gebeten hatte.
„Morgen Abend ist wunderbar.“ Er musste sich Mühe geben, die Worte herauszupressen. „Ich freue mich.“
Offensichtlich war er nicht sonderlich überzeugend gewesen, denn Kylie schwieg einen langen Augenblick, bevor sie fragte: „Dann also gegen sechs?“
„Ja. Ich hole dich ab.“ Seth legte auf und hätte sein Handy am liebsten gegen die Wand geschleudert. Er war wütend und zornig. Allerdings nicht auf Kylie oder Ben. Die beiden waren unschuldige Opfer.
Er war wütend auf sich selbst. Wütend darauf, dass er seine eigenen Regeln missachtet hatte. Genau das hier war der Grund dafür, dass er ernsthaften Beziehungen bisher immer aus dem Weg gegangen war. Dieser Schmerz. Die tief bohrende Qual, die ihm den Atem und den Verstand raubte.
Der nächste Tag verging wie im Flug – vermutlich weil Seth so große Angst vor der Verabredung mit Kylie hatte. Der Gedanke, stundenlang mit ihr in einem Restaurant festzusitzen, gefiel ihm ganz und gar nicht. Deshalb fuhr er auf dem Weg zu ihr bei einer Bäckerei vorbei und kaufte belegte Sandwiches. Ein
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