Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Gerücht, sie habe ein Medizinstudium abgeschlossen, aber in einem Fernsehstudio herumzuspringen oder Beiträge in Vormittagstalkshows anzusagen, verkürzte weder die Wartelisten in den australischen Krankenhäusern, noch half es Jalak und seinem Dorf oder ihm selbst. Das war jedenfalls seine Meinung, und daran würde er festhalten.
Nein, er freute sich keineswegs über den Besuch von Emerson-Rose und ihrem Team, die ihm ihre Kameras vors Gesicht halten und ihm Fragen zu seiner ärztlichen Tätigkeit stellen würden. In einer einfachen Umgebung wie dieser und angesichts des permanenten Mangels an Ausrüstung und Verbrauchsmaterial war es nicht einfach, einen Operations- und Klinikbetrieb am Laufen zu halten. Er und seine Mitarbeiter begnügten sich mit dem, was sie bekommen konnten. Immerhin arbeiteten für Pacific Medical Aid richtige Ärzte, die etwas Besseres zu tun hatten, als vor irgendwelchen Kameras herumzustolzieren.
Die Zuschauer zu Hause mochten es ‚interessant‘ finden, aber für Dart war es einfach nur lästig, jeden seiner Handgriffe erklären zu müssen. In einer Woche würde er seinen Einsatz beenden und Tarparnii für ein halbes Jahr verlassen, um in seinen Job als Facharzt für Allgemeinchirurgie am Brisbane General Hospital zurückzukehren.
Wäre das Filmteam bloß etwas später gekommen, dann wäre ihm die ganze Sache erspart geblieben. Er war müde. Schließlich war er in Tarparnii, um den Bewohnern dieses wunderbaren Landes zu helfen. Und um dem Scherbenhaufen seines eigenen Lebens zu entfliehen.
Er blickte Jalak an, der ihn und den Rest des medizinischen Teams bei ihrer Ankunft im Dorf vor zehn Wochen mit offenen Armen empfangen hatte. „Ich bitte um Entschuldigung für meine schlechte Laune“, sagte er respektvoll. „Es war nicht meine Absicht, Kritik zu üben oder dich zu verwirren, Jalak. Das Fernsehteam wird auf jeden Fall für mehr öffentliche Aufmerksamkeit sorgen und bestimmt auch einen Spendenaufruf starten. Vielleicht können wir dann endlich einen anständigen Generator anschaffen und dieses uralte Ding ersetzen, das ständig kaputtgeht.“
Jalak nickte, dann neigte er den Kopf und lauschte. „Ich höre die Transporter kommen. Ich muss gehen und sie begrüßen.“ Damit verließ er die Baracke. Dart räumte noch ein wenig auf, bevor auch er hinaustrat und die Tür mit dem Moskitoschutzgitter hinter sich zuzog. Er erreichte die unbefestigte Zufahrtsstraße, die ins Dorf führte, genau in dem Moment, als die Ursache für seine schlechte Laune aus dem großen Truck stieg, der sie vom Flugplatz hierhergebracht hatte.
Emerson-Rose Jofille. Sie war ein ganzes Stück kleiner, als er erwartet hatte, vielleicht einen Meter sechzig. Sie trug Schnürstiefel mit flachem Absatz, dazu Designer-Jeans, die ihren zierlichen Körperbau betonten, und eine hellblaue, leicht ausgeschnittene Baumwollbluse mit langen Ärmeln. Vor der grellen Mittagssonne schützte sie sich mit einem breitkrempigen Hut und einer Sonnenbrille, die sie jedoch unverzüglich abnahm, als Jalak und dessen Frau Meeree sich ihr näherten.
Als Emerson-Rose sich umdrehte, sah Dart, dass sie ihr kastanienbraunes Haar zu einem Zopf geflochten hatte, der ihr den kerzengeraden Rücken herabfiel. Diese Frisur machte aus ihr einen ganz anderen Typ als im Fernsehen oder auf den Fotos in den Klatschspalten.
Sonst trug sie ihr Haar meist offen, ließ ihre seidigen Locken ihre Schultern umspielen und ihre makellosen Gesichtszüge umrahmen. Ihre tadellose Körperhaltung hatte sie vermutlich in einem der besten und teuersten Mädchenpensionate erworben, und dank Daddys Vermögen im Rücken hatte sie in ihrem Leben sicherlich nie erfahren, was echte Not bedeutete.
Jalak drehte sich um und bedeutete ihm näher zu kommen. Dart setzte seinen Hut auf und vergrub die Hände in den Hosentaschen, bevor er zu der Fernsehmoderatorin und ihrer Crew hinüberging, die jetzt begonnen hatten, ihre Ausrüstung auszuladen. Er beobachtete, wie Jalak und Meeree die Fremden nach der traditionellen Art ihres Volkes begrüßten, indem sie Emerson-Roses Hände in ihre eigenen nahmen und sie leicht drückten.
„Das ist Dart Freeman“, stellte Jalak ihn vor. „Unser diensthabender Chirurg.“
Dart zog seine rechte Hand aus der Tasche und begrüßte Emerson-Rose mit einem festen, höflichen Händedruck. „Tag. Willkommen im Dschungel.“
Als sie zu ihm aufsah, bemerkte er, dass sie keinerlei Make-up aufgelegt hatte, was ihn überraschte. Besaß sie
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