Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
würden nichts als Ärger machen und sie von der Arbeit abhalten, während er und seine Kollegen sich nach Kräften bemühten, die Menschen hier und in den umliegenden Dörfern zu versorgen.
Viele von ihnen nahmen lange Fußmärsche auf sich, um sich in der Klinik behandeln zu lassen. Hin und wieder, so wie heute, fuhren sie selbst mitsamt der nötigen medizinischen Ausrüstung in die entlegeneren Gebiete, wo ihre Hilfe dringend gebraucht wurde. In einem Land, das seit über zwanzig Jahren von inneren Unruhen gezeichnet war, mussten die Ärzte eben häufiger zu den Bedürftigen kommen als umgekehrt.
Dart war nicht nur für die Morgensprechstunde im Dorf geblieben, sondern auch, weil es seine Pflicht war, Miss Jofille und ihre muntere Truppe zu begrüßen. Er musterte die Filmleute, die dabei waren, ihre Schuhe auszuziehen, bevor sie Meerees und Jalaks Hütte betraten. Hoffentlich würden sie keine Schwierigkeiten machen.
Ein paar der jüngeren Kinder kamen herübergerannt und plapperten in der kehligen Sprache der Einheimischen drauflos. Natürlich verstanden die Neuankömmlinge kein Wort. Einige der Kinder umklammerten Darts Beine. Ein vielleicht zweijähriger Junge streckte seine Hände aus, damit Dart ihn hochhob. Er lächelte zu dem Kleinen hinunter und nahm ihn in einer einzigen fließenden Bewegung auf die Arme. Gleichzeitig aufgeregt und erschrocken darüber, auf einmal so hoch in der Luft zu schweben, umschlang der Junge Darts Hals mit seinen dünnen Ärmchen.
Emmy war für eine Weile ganz versunken in diesen Anblick.
Dart war groß, deutlich über einen Meter neunzig. Er überragte alle anderen Männer in der Runde, zumal die Tarparnii eine Größe von etwa einem Meter fünfundsiebzig nicht überschritten. Emmy beobachtete, wie offen und freundlich er mit den Kindern umging. Als sie sah, wie fürsorglich er den kleinen Jungen auf seinen Armen anlächelte, wurden ihre Knie weich. Wie sehr ihn doch dieses Lächeln veränderte.
Seine tiefbraunen Augen funkelten vor Vergnügen und Fröhlichkeit, seine Gesichtszüge waren gelöst, keine Spur mehr von der steifen Höflichkeit, mit der er sie vorhin begrüßt hatte. Seine ganze Körperhaltung wirkte entspannt, und er schien im Spiel mit den Kindern ganz in seinem Element zu sein, sodass Emmy sich fragte, ob wohl zu Hause eine Frau und eine eigene Rasselbande auf ihn warteten.
Emmy wurde das Gefühl nicht los, das Dart Freeman alles andere als begeistert von ihrer Anwesenheit war. Zwar hatte er nichts dergleichen gesagt, aber was Körpersprache anging, so hatte ihr Beruf sie über die Jahre zu einer Expertin werden lassen. Menschen sagten oft das eine, während ihre Körper eine ganz andere Botschaft sandten. Nun, er würde sich damit abfinden müssen, denn sie und ihr Team waren fest entschlossen, die Öffentlichkeit über die schwierige medizinische Versorgungslage in diesem Teil des Landes zu informieren.
Nach einem Gespräch mit ihrer guten Freundin Eden Montgomery über Tarparnii und die Herausforderungen, mit denen das von PMA entsandte ärztliche Personal dort zu kämpfen hatte, hatte Emmy entschieden, ihren Status als ‚Medienliebling‘ für eine Verbesserung der Zustände einzusetzen. Es war nicht leicht gewesen, die Verantwortlichen im Sender von ihrem Vorhaben zu überzeugen, aber da sie sowohl das Verhandlungsgeschick ihres Vaters als auch den Charme ihrer Mutter geerbt hatte, war sie damit durchgekommen.
Entschlossen wandte Emmy ihren Blick ab, als der zugegebenermaßen blendend aussehende Dart Freeman ein zweites Kind auf den Arm nahm, während die anderen sich weiter um seine Füße scharten, mit ihren zerbrechlichen Ärmchen, aufgeblähten Bäuchen und großen braunen Augen, aus denen sie die Fremden neugierig beobachteten.
Ob es diesem Arzt nun passte oder nicht, dass sie und ihre Leute hier waren – sie hatte einen Job zu erledigen, das allein zählte. Meeree wartete immer noch geduldig, bis sich die ganze Gruppe in ihre Hütte hineingedrängt hatte. Eins der Kinder, nicht älter als drei Jahre, stellte alle ihre Schuhe sorgfältig neben der Tür auf.
„K’tooruh liebt es, wenn die Schuhe ordentlich in einer Reihe stehen“, erklärte Meeree. „Es ist eine Angewohnheit von ihr.“
Emmy nickte und nahm sich vor, K’tooruh und ihre ‚Angewohnheit‘ später in ihrem Film unterzubringen. Dabei tat sie ihr Bestes, den hochgewachsenen Chirurgen zu ignorieren, der immer noch vor der Hütte stand, umringt von den Kindern, die die
Weitere Kostenlose Bücher