Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Besucher unverwandt ansahen. Sie meinte seinen Blick fast körperlich zu spüren, und das machte sie nervös.
Seltsam. Sie war praktisch unter den Blicken der Öffentlichkeit aufgewachsen, war es gewohnt, dass alle Augen auf sie gerichtet waren, und es war wirklich nicht leicht, sie aus der Ruhe zu bringen. Warum bloß hatte dieser große, dunkelhaarige, attraktive Arzt eine solche Wirkung auf sie?
„QaH!“
Ein lauter, kehliger Schrei ließ Dart herumfahren. Vorsichtig ließ er die beiden Kinder aus seinen Armen auf den Boden gleiten. Es war niemand zu sehen, aber aus dem langen Streifen Buschland, der das Dorf umgab, näherten sich schwere Schritte auf sumpfigem Boden.
„Dok-tor.“ Wieder ertönte die Stimme. Dieses Mal konnte Dart die Richtung ausmachen und setzte sich in Bewegung.
„NuqneH?“, rief erin eindringlichem Ton zurück.
Im nächsten Moment sah Emmy einen Mann aus dem Busch stolpern. Sein dunkelhäutiges Gesicht war vor Schmerz und Erschöpfung verzerrt, und er presste seine mit einem blutigen Stofffetzen umwickelte rechte Hand vor die Brust. Emmy benötigte keinen Dolmetscher, um zu verstehen, was hier zu tun war. Glücklicherweise hatte sie ihre eigenen Stiefel noch nicht ausgezogen. Sie ließ den Rest der Gruppe stehen und folgte Dart, der den Verletzten zu der Hütte mit dem aufgemalten großen roten Kreuz führte.
„Wie kann ich helfen?“, fragte sie, während sie sich bückte, um ihre Stiefel abzustreifen, bevor sie bemerkte, dass Dart seine eigenen anbehalten hatte. Sie richtete sich wieder auf. Offenbar galten die lokalen Gebräuche nicht für diesen Ort, an dem überall Krankheitserreger und Ansteckungsgefahr lauerten.
Sie sah sich um. In dem Raum standen zwei Bambusliegen, es gab Regalbretter voller Medikamente und Verbrauchsmaterial, außerdem einen großen Stapel Decken und Tücher. Alles wirkte äußerst durchdacht und ordentlich. Auf einem Tisch in der hinteren Ecke befand sich eine große Waschschüssel, daneben ein kleines gefaltetes Handtuch; unter dem Tisch stand ein Wassereimer.
Dart sah kurz zu ihr hinüber und wandte sich wieder dem Mann zu, der noch immer vor Schmerzen wimmerte. Er half ihm, sich auf eine der Liegen zu setzen, und nahm von einem der Regale eine Injektionsnadel und eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit, offenbar ein Schmerzmittel. Er hielt sich gar nicht erst damit auf, die Haut zu desinfizieren, sondern setzte sofort die Injektion, während er den Patienten so gut es ging zu beruhigen versuchte.
„Was kann ich tun?“, fragte Emmy noch einmal und trat näher.
Dart drehte sich um, zog ein Bettlaken aus dem Regal neben ihr und riss es in Streifen. „Gehen Sie mir aus dem Weg“, murmelte er. Schon war er bei dem Tisch und goss etwas Wasser aus dem Eimer in die Schüssel. Offensichtlich wollte er die Wunde säubern.
Emmy beschloss, seine Anweisung zu ignorieren, holte eine Flasche Desinfektionsmittel aus einem der Regale und stellte sie schweigend auf den Tisch. Sie entdeckte einige Nadeln und Verbände und legte sie auf die kleine Ablagefläche, die sich neben jeder Liege befand.
Dart wusch sich wortlos die Hände, streifte sich ein Paar Schutzhandschuhe über und entfernte den blutigen Lappen von der Hand des Verletzten. „Nur eine Schnittwunde“, bemerkte er, mehr zu sich selbst. Er übersetzte seine Worte für den Patienten, der Hunklu hieß. „Eine ehrenhaft erlangte Schnittwunde.“
Emmy blieb an seiner Seite und assistierte ihm stumm, als er die Wundränder säuberte. Sie hielt die Wundzange und den Nadelhalter schon bereit, ehe er danach verlangen konnte. Dart brach das Schweigen erst, nachdem Hunklus Hand genäht und sauber verbunden war.
„Ich hätte das schon alleine geschafft.“
„Daran habe ich keinen Zweifel, aber dafür gab es keinen Grund. Ich bin ausgebildete Ärztin.“ Es lag ein Hauch von Verärgerung in ihrer Stimme, kaum wahrnehmbar, denn Emmy hatte früh gelernt, ihre Gefühle für sich zu behalten. Aber diesen Kommentar konnte sie nicht auf sich beruhen lassen.
„Hmm.“
„Mit der nötigen Ausbildung, um auch hier in Tarparnii zu arbeiten. PMA-zertifiziert, mit Brief und Siegel, Dr. Freeman.“
Statt einer Antwort hob Dart nur seine Augenbrauen, während er den Arbeitsplatz säuberte. Er richtete einige Worte an Hunklu, dann half er ihm sich aufzurichten und sein zerrissenes, beflecktes Hemd auszuziehen. „Miss Jofille, sie könnten sich nützlich machen, indem Sie Meeree um eines von Jalaks Hemden
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