Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
einige unserer Schwestern, die sich kaum trauen, dem Fürsten Anweisungen zu erteilen.“
„Verlass dich drauf, großer Bruder.“
Josh betrachtete sie ernst. „Aber nicht, dass du dich wieder in ihn verknallst.“
Ihr Lachen kam aus vollem Herzen. „Oh nein, das wird nicht passieren.“ So blöd bin ich nicht .
„Ausgezeichnet. Du kannst es ihm gleich selbst sagen. Er liegt in einem Einzelzimmer, ich erkläre dir den Weg.“
Jetzt?
Tasha hatte Mühe, weiterhin unbefangen zu lächeln. Ihr Herz hämmerte. Nein, sie konnte ihm noch nicht gegenübertreten. Sie hatte gerade ihren Job verloren. Nun ja, sie hatte ihn nicht verloren, sondern eher … weggeworfen. Aber ihr Nervenkostüm war nicht das stabilste, sie musste sich erst darauf vorbereiten, Alessandro zu begegnen. Sie wollte einen klaren Kopf haben, und sie wollte gut aussehen.
Als ihr bewusst wurde, dass Josh sie ansah, versuchte sie sich zu beruhigen. Wenn sie jetzt Nein sagte, würde ihr Bruder Fragen stellen. Und je länger sie mit ihrer Antwort wartete, umso weniger Mut würde sie aufbringen. Das einzig Gute war, dass Alessandro nicht erwartete, sie zu sehen. Sie hätte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.
Tasha schlenderte zum Spiegel neben dem Schrank und betrachtete sich. Große grüne Augen starrten ihr entgegen. Augen, denen man den Schlafmangel ansah. Ein gewohnter Anblick, seit sie als Ärztin arbeitete.
Aber sonst sah sie nicht schlecht aus.
Der Mund ist zu groß, dachte sie. Und die Sommersprossen störten das Bild ebenmäßiger Haut. Ein paar dunkle Locken waren der Haarspange entwischt, was etwas zerzaust wirkte. Als Teenager hatte sie ihren zigeunerhaften Look gehasst. Wie gern hätte sie glatte blonde Haare und himmelblaue Augen gehabt wie einige ihrer beneidenswerten Mitschülerinnen.
Verunsichert spürte sie, wie der Knoten im Magen sich fester zusammenzog. Hör auf, ermahnte sie sich. Du hast Verstand und bist kein hohles Dummchen wie die meisten Frauen, mit denen sich Alessandro umgibt.
Aber es waren auch die schönsten Frauen der Welt darunter. Also musste sie sich wappnen. Entschlossen holte Tasha das Schminktäschchen aus ihrem kleinen Lederrucksack.
„Armer Alessandro.“ Sie tuschte sich die Wimpern und tupfte etwas Rouge auf ihre Wangen. Nur ein wenig, gerade genug, um ein natürliches Aussehen zu unterstreichen. „Ich kann mir vorstellen, dass er halb durchdreht, wenn er den ganzen Tag im Bett liegen muss. Du hast recht, er braucht jemanden, der sich um ihn kümmert.“
Oh ja, sie würde sich um ihn kümmern. Und wenn sie mit ihm fertig war, dann war der gebrochene Knöchel das geringste seiner Probleme. Es wurde höchste Zeit, dass Seine Hoheit begriff, dass Frauen Gefühle hatten, auf denen man nicht wie der letzte Macho herumtrampelte.
Josh betrachtete sie. „Wieso schminkst du dich?“
„Weil es mir nicht egal ist, wie ich aussehe.“ Sie suchte nach dem Lipgloss. „Als er mich das letzte Mal gesehen hat, war ich ein Teenager, und ich möchte, dass er mich als Erwachsene wahrnimmt – als jemanden, der fähig und in der Lage ist, ihn professionell zu betreuen.“
„Du siehst plötzlich ziemlich glücklich aus für jemanden, der seinen Job verloren hat. Vorhin dachte ich, gleich bricht sie in Tränen aus.“
„Ich? Sei nicht albern, Josh. Und mach dir keine Sorgen, dein Freund ist bei mir in guten Händen.“ Tasha löste ihren Haarclip, und die dunklen Locken fielen ihr in üppigen Wellen auf die Schultern. Lächelnd schüttelte sie sie mit einer Kopfbewegung zurecht. „In sehr guten.“
Alessandro Cavalieri hatte ihr zerbrechliches Teenagerherz gestohlen und es mit Füßen getreten.
Rache ist süß, dachte sie, während sie glänzenden Lipgloss auftrug.
Und wenn er sich bei ihr entschuldigt hatte, dann konnte sie vielleicht, nur vielleicht, endlich mit dieser Geschichte abschließen.
2. KAPITEL
„Hoheit, Sie dürfen hier im Krankenhaus kein Handy benutzen.“
Sein Geduldsfaden drohte zu reißen. Alessandro warf der blutjungen Schwester einen durchdringenden Blick zu. „Dann bringen Sie mich hier raus.“
„Es tut mir wirklich leid, aber das darf ich nicht. Sie haben eine Infektion, Hoheit, und …“
„Hören Sie auf, mich Hoheit zu nennen“, fuhr er sie an und wurde im selben Moment von Schuldgefühlen geplagt. Sie konnte ja nichts dafür, dass er auf seinen fürstlichen Titel genauso gern verzichtet hätte wie auf den zerschmetterten Knöchel und die Rippenprellungen.
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